Kopf appelliert an viele Ukrainerinnen und Ukrainer, sie mögen sich auf ein Leben auf Zeit in Österreich einstellen.

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Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS), fordert Mittwochabend in der ORF-"ZiB2" Sozialhilfe für ukrainische Vertriebene. Nur ein Bruchteil der derzeit in Österreich lebenden Geflüchteten aus der Ukraine sei beim AMS gemeldet. Würden diese Menschen Sozialhilfe erhalten, wären sie damit auch zu einer Zusammenarbeit mit dem AMS verpflichtet.

AMS-Vorstand Johannes Kopf war Gast in der "ZiB2" am Mittwochabend.
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Nur 15.000 bei AMS gemeldet

In Österreich leben derzeit rund 90.000 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer. Nur ein sehr kleiner Teil sei davon erwerbstätig. Laut AMS-Vorstand Kopf befänden sich lediglich 7.000 Personen in Beschäftigung, weitere 8.000 seien beim AMS gemeldet. Zwar befänden sich unter den rund 90.000 Menschen auch viele Kinder, alte oder kranke Personen, dennoch würden rund 25.000 Menschen verbleiben, die zwar in den Arbeitsmarkt integrierbar wären, aber nicht beim AMS gemeldet seien. "Das macht mir Sorgen", sagt Kopf und spricht eine Einladung an diese Menschen aus, sich beim AMS zu registrieren. "Ich verstehe aus tiefstem Herzen den Wunsch, möglichst rasch nachhause zurückzukehren (…), aber ich darf die Bitte aussprechen: Planen Sie auch eine alternative Zukunft, zumindest eine temporäre, in Österreich".

"Einladung reicht nicht"

Kopf räumt ein, dass eine Einladung alleine nicht reiche. Es brauche auch politische Maßnahmen. Über eine Änderung der Zuverdienstgrenze sei bis dato aber noch keine Einigung erzielt worden. Der AMS-Vorstand schlägt daher vor, dass Geflüchtete statt der Grundversorgung Mindestsicherung oder Sozialhilfe bekommen. Dies würde für die Betroffenen einerseits mehr Geld bedeuten, andererseits wären diese damit verpflichtet, mit dem AMS zusammenzuarbeiten, sagt Kopf. "Das wäre ein aus meiner Sicht ein sozialpolitisch sinnvoller Vorschlag."

Sozialhilfe und freier Arbeitsmarktzugang

Viele Geflüchtete würden seit Monaten glauben, sie könnten bald nachhause zurückkehren, sagt Kopf. Daher fiele es manchen Geflüchteten schwer, eine Ausbildungsmöglichkeit oder einen Job anzunehmen, denn sie würden denken damit Plan, in ihre Heimat zurückzukehren, zu verraten. An diese richtet Kopf den Appell, an Alternativen zu denken: "Es ist auch ein gutes Leben in Österreich möglich, zumindest auf Zeit."

Er plädiert an die Politik: "Nehmen wir die Leute in die Sozialhilfe, geben wir ihnen einen freien Arbeitsmarktzugang und arbeiten wir dann mit ihnen gemeinsam intensiv an deren Integration." (Viktoria Kirner, 2.11.2022)