"Für die Umsetzung des Pflichtfachs Digitale Grundbildung sind digitale Endgeräte kein Erfordernis", heißt es aus dem Büro von Minister Martin Polaschek.

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Wien – Seit dem laufenden Schuljahr 2022/23 steht das Fach Digitale Grundbildung auf den Stundenplänen der Sekundarstufe I. In der fünften bis achten Schulstufe soll zumindest eine Stunde pro Woche aufgewendet werden, um digitale Technologien zu verstehen und Kompetenzen im Umgang mit ihnen zu lernen. Groß angekündigt waren zu diesem Zweck neue Laptops für jede Schülerin und jeden Schüler, die – staatlich gefördert – nur 120 Euro kosten sollten.

Bekommen haben diese aber nicht alle Jugendlichen, die heuer mit dem Fach starteten. Wie die Tageszeitung "Kurier" berichtet, sind es etwa am Wiener Goethe-Gymnasium nur zwei von fünf Klassen, für die man Geräte vorgesehen hat – zum Unmut von Schülerinnen, Schülern und Eltern. Der Schulgemeinschaftsausschuss habe das so entschieden, erklärte Hubert Kopeszki, Direktor des Gymnasiums im ersten Bezirk. Denn: Schulen konnten sich auch gegen die geförderten Geräte entscheiden. Laut Bildungsministerium haben das aber nur zwei Prozent der Schulen getan: "Für die Umsetzung des Pflichtfachs Digitale Grundbildung sind digitale Endgeräte kein Erfordernis", zitiert der "Kurier" das Büro von Minister Martin Polaschek.

Zu wenig Steckdosen und ausgebildete Lehrkräfte

Am Goethe-Gymnasium erhielten nur die zwei Klassen des Informatikschwerpunkts die Laptops, alle anderen nicht. Warum? Unter anderem weil es nicht genügend Steckdosen gebe und sich nicht alle im Lehrpersonal gut damit auskennen. "Es gibt ja keine Schule mit ausreichend vielen Informatiklehrern, damit das sinnvoll unterrichtet werden kann. Wir müssen erst langsam Personal und Räumlichkeiten aufbauen."

Digitale Grundbildung müsse daher anders stattfinden: Vieles sei theoretisch erlernbar, etwa Medienkompetenz, sagt Kopeszki. Die Klassen könnten zudem in die Informatikräume gehen und die dortigen Computer nutzen. Hausübungen wiederum ließen sich am Handy erledigen.

Zur Begleitung von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrenden hat das Ministerium für das neue Fach übrigens eine "Eduthek" eingerichtet, Pädagoginnen und Pädagogen bekommen zur Vertiefung die Magazine "Cyberspace" und "Cyberspot" – auf Papier und als E-Paper. (red, 3.11.2022)