Immer zu lustigen Streichen aufgelegt – der junge André Heller.

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Als Österreicher weiß man: Wenn's wo stinkt, gilt die Unschuldsvermutung. Da sind wir sogar bereit, die deutsche Sprache zu beugen und erfinden den Plural für "Einzelfall". Widersinnig zwar, aber notwendig, bei der Menge an vermuteter Unschuld.

Die Unschuld und ihre Vermutung schwingen auch in einem anderen Begriff mit, der gerne für Burschen und Schaften ins Treffen geführt wird, wenn diese wieder einmal Lieder aus der guten alten Zeit singen, ihnen im Bierrausch das Braune aus den Augen tritt und sie die Hand wie von 1.000-jähriger Magie in Richtung Sonne strecken.

Wird so ein Taumel von demokratieverliebten Spaßbremsen kritisch hinterfragt, wird er als Bubenstreich gerechtfertigt. Boys will be boys, was soll man machen? Da müsse man ein Auge zudrücken, das würde sich auswachsen. Zu Auswüchsen wie "Einzelfälle".

Der Alleskünstler

Egal, aus welcher Ecke damit argumentiert wird, man wittert, dass der Verweis auf bübische Unschuld und Keckheit etwas sei, das zu ertragen sein müsse. Selbst wenn es unerträglich ist. Der von Gott übers Maß erfüllte St. Pöltener Bischof Kurt Krenn nannte es "dumme Bubenstreiche", als Buben in seinem Priesterseminar gestreichelt und mehr wurden.

Vergleichsweise harmlos ist da jener Akt kindlicher Freude, der André Heller in die Schlagzeilen gebracht hat. Der Alleskünstler beruft sich aktuell auf einen "kindischen Streich", mit dem er einen selbst angefertigten Rahmen als einen des Künstlers Jean-Michel Basquiat ausgegeben hatte. 800.000 Euro war die "Wer bastelt mit?"-Arbeit Hellers einem Sammler wert. Den Betrag hat Heller, ein Mann von Ehre, zurückgezahlt – als er aufflog.

Er steht da eher in der Tradition des Michel aus Lönneberga. Der Lausbub hat ebenfalls vielen viele Streiche gespielt und in seinem Stall beherzt gebastelt. Doch im Unterschied zu all den Volljährigen, die sich stets auf infantile Streiche berufen, war der Michel halt tatsächlich ein Bub. (Karl Fluch, 3.11.2022)