Afrika hat es Europa jetzt vorgemacht: Man kann auch den blutigsten Krieg beenden, wenn man nur will. Die Volksbefreiungsfront Tigrays (TPLF) und die äthiopische Regierung zogen einen Schlussstrich unter einen zweijährigen Bürgerkrieg, der so verlustreich wie kaum ein anderer auf dem Kontinent geführt wurde und genauso sinnlos wie jeder andere war. Am Ende haben sich die Konfliktparteien darauf geeinigt, womit sie den Krieg hätten verhindern können: mit Gesprächen Lösungen ihrer politischen Differenzen zu suchen. Dazwischen wurden hunderttausende Menschen getötet und Millionen entwurzelt.

In Äthiopien wurde ein Schlussstrich unter einen zweijährigen Bürgerkrieg gezogen.
Foto: AP/ Themba Hadebe

Man muss nur Generäle fragen. Sie wissen am besten, dass es für Kriege keine militärischen Lösungen gibt; am Schluss muss immer eine verhandelte politische Lösung stehen. Das wird Rebellen- und Regierungschefs jedoch oft erst mit dem Rücken zur Wand und nach Heeren getöteter Untergebener klar. Sowohl Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed wie die TPLF-Führung in Tigray mussten schließlich einsehen, dass es keinen Sinn macht, über Leichenfelder zu herrschen.

Irgendwann wird sich diese Einsicht wohl auch im Krieg in Europa durchsetzen: Wann das sein wird, weiß noch keiner. Von Wladimir Putin ist kaum zu erwarten, dass er wie Kriegstreiber Abiy Ahmed irgendwann zur Besinnung kommen wird: Für ihn werden wohl andere handeln müssen, am ehesten seine Generäle. Sie sollten sich an Afrika ein Beispiel nehmen. (Johannes Dieterich, 3.11.2022)