AMD kündigt die RX 7900 XTX sowie die RX 7900 XT an.

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AMD hat am Donnerstagabend seine neue Grafikkartengeneration RDNA3 präsentiert. Nicht nur im Preis versteckt sich eine Kampfansage an den Hauptkonkurrenten Nvidia.

Das Wichtigste vorweg: Die neuen AMD-Karten werden den Namen RX 7900 XTX und RX 7900 XT tragen und 999 beziehungsweise 899 US-Dollar kosten, was nach Steuern einen geschätzten Europreis von 1.199 beziehungsweise 1.079 Euro ergibt – die wahren Preisvorstellungen AMDs hierzulande waren am Donnerstagabend noch nicht bekannt. Als Erscheinungstag nannte AMD den 13. Dezember 2022.

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Damit ist aber auch klar: AMD fährt eine noch aggressivere Preispolitik als in den vergangenen Jahren, und das Spitzenmodell wird mehrere hundert Euro weniger kosten als das Konkurrenzprodukt von Nvidia. So ist die günstigste RTX 4090 in Österreich aktuell im Preisbereich ab 1.988 Euro erhältlich.

Weniger Leistungsaufnahme als die Konkurrenz

Doch zur Technik: AMD verspricht mit RDNA3 insgesamt ein Leistungsplus von 54 Prozent gegenüber der Vorgängergeneration. In Auflösungen von 4K und höher soll der Performancezuwachs sogar 70 Prozent gegenüber dem vorigen Spitzenmodell der RX 6950 XT liegen. Ansonsten waren die Gerüchte im Vorfeld richtig, was die weiteren Spezifikationen betrifft: Die RX 7900 XTX wird über 24 Gigabyte GDDR6 verfügen, während die 7900 XT mit 20 GB DDR6 Speicher erscheinen wird. Die Taktfrequenzen liegen bei 2,3 GHz beim Spitzenmodell und 2 GHz bei der etwas kleineren Schwesterkarte.

Die RDNA-3-Generation soll laut Angaben von AMD mindestens ein um 50 Prozent besseres Verhältnis von Leistung pro Watt erreichen. Die Leistungsaufnahme liegt ebenfalls deutlich unter jeder der Konkurrenz von Team Grün: Die 7900 XTX hat eine Total Board Power (TBP) von 355 Watt, die XT-Variante von 305 Watt. Zum Vergleich: Nvidias 4090 hat mit 450 Watt eine deutlich höhere TDP, wobei fairerweise dazugesagt werden muss, dass diese in aktuellen Benchmarks kaum je wirklich erreicht werden. Worin der Unterschied liegt? Stark vereinfacht gesagt, wird die Angabe von Thermal Design Parameter (TDP) verwendet um die Leistungsaufnahme der GPU zu beschreiben, während bei TBP die gesamte Grafikkarte betrachtet wird. Eine genauere Erklärung dazu gibt es in der AMD-Community.

Die Leistungsdaten im Überblick.

Außerdem verzichtet AMD auf den umstrittenen 12VHPWR-Anschluss, dessen Adapter im Verdacht stehen, den Stromanschluss der Grafikkarte zu schmelzen. AMD setzt stattdessen auf zwei 8-Pin-Stecker. Man solle eine alte Karte einfach aus dem System rausziehen und die Neue einstecken können, spottete man bei AMD über die Probleme der Konkurrenz mit ihrem neuen Stromanschluss.

Im Gegensatz zu Nvidias aktueller Ada-Lovelace-Generation unterstützen die neuen Radeon-Karten Display Port 2.1, was dafür sorgen soll, dass die zu erwartenden hohen Frame-Raten auch tatsächlich vom Bildschirm dargestellt werden können. So verspricht AMD eine Bildwiederholfrequenz von 704 fps im Online-Shooter "Valorant" unter 4K. An der Raytracing-Performance wurde ebenfalls geschraubt, diese soll nun rund 60 Prozent über der Vorgängergeneration liegen.

FSR 3 kommt 2023

AMD hat gleichzeitig angekündigt, an der Software zu schrauben. So soll es künftig möglich sein, den Hypr-RX Modus in der Adrenalin-Software zu aktivieren. Dieser soll selbstständig die Leistung verbessern und so beispielsweise Dying Light von 90 fps auf 166 fps beschleunigen. Vermutlich wird hier massiv auf das neue FSR 3 gesetzt. Bei diesem Upscaling-Feature errechnet die Grafikkarte stark vereinfacht gesprochen, eine höhere Auflösung – das soll zu deutlich höheren Frame-Raten ohne optische Einbußen führen. Beide Features, Hypr-RX und FSR 3, werden aber noch bis 2023 auf sich warten lassen.

Navi GPU im Chiplet Design mit 5nm Graphics Compute Dies und 6nm Memory Cache Dies.

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Fazit

Bei aller Voraussicht wird die RX 7900 XTX nicht die Leistung der RTX 4090 von Nvidia erreichen. Aber jeder Spieler muss sich fragen, ob ein Leistungsunterschied von vielleicht zehn oder 15 Prozent wirklich einen Aufpreis von 500 Euro oder mehr wert ist. Spielerinnen und Spieler, die nicht unbedingt sofort auf 8K mit maximalen Details umsteigen wollen und lieber in Full HD oder 1440p zocken, sollten auf jeden Fall das zukünftige Line-up von Team Rot im Auge behalten. Wenn AMD die aggressive Preispolitik auch bei den Midrange- und Entry-Karten beibehält, stehen wohl noch einige Preis-Leistungs-Sieger ins Haus. AMD hat jedenfalls zum Großangriff auf Nvidia geblasen und bei all den Fehlern der Konkurrenz einen leichten Sieg davongetragen. Aber noch sind die neuen Grafikkarten nicht erschienen, und es wäre nicht da erste Mal, dass auch AMD den Launch einer neuen Grafikkartengeneration verpatzt. (pez, 3.11.2022)