(Frühsommer 2022. Elternhaus des früheren Generalsekretärs im Finanzministerium Schmid. Schmid nimmt einen Koffer aus einem Schank und beginnt, Kleidungsstücke einzupacken. Seine Mutter tritt ins Zimmer.)

MUTTER (streng): Was machst du da, Thomas?

SCHMID: Packen. Ich hau’ ab.

MUTTER: Kommt nicht infrage.

SCHMID: Aber Mutter … Wenn ich bleibe, kann es sein, dass ich ins Gefängnis muss! Du weißt doch, ich habe Dinge getan, die nicht in Ordnung waren.

MUTTER: Das ist kein Grund wegzulaufen. Wir haben dich so nicht erzogen. Wenn du etwas falsch gemacht hast, dann steh dazu und das mit allen Konsequenzen.

SCHMID (nach kurzem Überlegen, entschlossen): Du hast recht. Ich werde mich stellen. Obwohl ich im Grunde nur benutzt worden bin. Aber ich werde mich stellen.

MUTTER (streicht ihm zärtlich über den Hinterkopf): Das ist mein Thomas.

SCHMID (während er beginnt, den Koffer wieder auszupacken, leise): Mutter? Wenn wir schon dabei sind … Ich muss dir noch etwas sagen.

MUTTER: Ja?

SCHMID (verschämt zu Boden blickend): Damals, als ich sieben war … Diese Riesentafel Schokolade, die auf einmal weg war … Du erinnerst dich?

MUTTER: Natürlich.

SCHMID: Das war nicht der Wastl. Das war ich.

MUTTER (bestürzt): Das warst du? Aber du hast geschworen –

SCHMID: Ich weiß. Das war eine Lüge.

MUTTER: Und ich hab’ den Hund erschossen zur Strafe!

SCHMID: Ich weiß. Das tut mir leid.

(Pause. Schmid, weiter verschämt zu Boden blickend, stellt den inzwischen leeren Koffer wieder in den Schrank.)

MUTTER (tritt zu ihm und nimmt ihn in die Arme): Nun ja, geschehen ist geschehen. Hauptsache, du stehst dazu.

(Vorhang)
(Antonio Fian, 4.11.2022)