Drei Käfige sind Schauplätze der zahlreichen Extremsituationen in "Red Rooms".

Foto: Sepperer

Wien – Im Schauspielhaus geht es abwärts in die Untiefen des allzu Unmenschlichen: Red Rooms, das Stück von Komponistin Angélica Castelló, hat als Ausgangspunkt zwar das Märchen von Rotkäppchen – für Wien Modern entwarf die Avantgardistin aber eine durch und durch drastische Musiktheatercollage über Missbrauch, Irrwege des Begehrens samt finaler Konfrontation von Oper und uneinsichtigem Täter (Romain Bischoff als Wolf). Der Mix aus Werbespot, Nachrichten, Radiointerview, Textzitat und exaltierter Selbstentäußerung der Figuren findet in drei Käfigen statt. Sie sind Schauplätze der zahlreichen Extremsituationen.

In Red Rooms gibt es natürlich keinen Wald. Dafür hört man ein Interview mit selbigem, der Zeuge eines Missbrauchs wurde. Die Regie von Miguel Ángel Gaspar, die ein paar Durchhänger erleidet, punktet mit deftiger Unmittelbarkeit. Besonders wenn vokal in schreiende Selbstentäußerung übergegangen wird, werden Schmerz, Angst und Entsetzen des Opfers deutlich charakterisiert (vor allem durch Isabelle Duthoit, die wie auch Theresa Dlouhy Rotkäppchen darstellt).

Erhellende Auseinandersetzung

Das Instrumentale? Es setzt u. a. auf Geräuschstrukturen, elegisches Schweben in Zeitlupe und übermalte Idyllen, die auf Renaissance und Frühbarock verweisen. Zum Einsatz kommen auch das Kammerensemble Phace und ein Blockflötentrio.

Alles zusammen ergibt eine elementare, erhellende Auseinandersetzung mit einem düsteren Thema. Schade, dass sie formal da und dort an Innenspannung verliert. (tos, 4.11.2022)