Lockdown in Hongkong, Jänner 2021.

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Peking – China hat jüngste Erwartungen einer Lockerung seiner strikten Politik zur Bekämpfung des Coronavirus zurückgewiesen. Die im Zuge der Null-Covid-Politik ergriffenen Maßnahmen seien "vollkommen richtig und maximal wirtschaftlich und wirksam", sagte Hu Xiang, eine Repräsentantin der Nationalen Gesundheitskommission, am Samstag in einer Pressekonferenz.

Sie antwortete damit auf die Frage, ob die Politik zur Bekämpfung der Pandemie in naher Zukunft geändert werde. Wir sollten an dem Grundsatz festhalten, Menschen und Leben an die erste Stelle zu setzen, und an der umfassenden Strategie, das Einschleppen und die erneute Ausbreitung zu verhindern."

Finanzmärkte erwarteten Lockerung

Zuletzt hatten sich in China Signale gemehrt, die als Abrücken der Regierung von ihrer strengen "Null-Covid-Politik" gedeutet worden waren. In der Wirtschaft und an den Finanzmärkten war die Erwartung gewachsen, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft zumindest einige der strengen Beschränkungen aufheben könnte, die zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie eingeführt wurden, aber die Wirtschaft erheblich belasten.

China betreibt eine Null-Covid-Politik, zu der Lockdowns, Quarantäne und strenge Tests gehören. In Kürze werde erhebliche Kursänderungen geben, hatte etwa Chinas früherer Chef-Epidemiologe am Zentrum für Seuchenprävention, Guang Zeng, am Freitag gesagt. Es gebe immer mehr Voraussetzungen für solche Schritte, etwa neue Impfstoffe und Fortschritte in der Medikamentenforschung.

In der Klemmme

Ganz einfach wird das nicht. Weil China von Anfang an auf harte Maßnahmen gesetzt hat, während der Rest der Welt davon immer mehr abkam, steckt Peking nun in der Klemme. Die Immunität gegen das Virus – oder gegen schwere Fälle – ist in China wegen ausbleibender Infektionswellen deutlich geringer. Dazu kommt, dass auch die Impfraten vergleichsweise gering sind – 86 Prozent der älteren Menschen haben laut Staatsmedium "China Daily" zwei, nur 68 Prozent drei oder mehr Stiche. Auch die verfügbaren Vakzine haben nicht die gleiche Qualität wie ihre westlichen Gegenstücke.

Würde China die Maßnahmen nun plötzlich aufheben, wäre angesichts der Omikron-Variante mit einer massiven Welle zu rechnen. Sie könnte das Gesundheitssystem des Landes lahmlegen, argumentierte jüngst die Deutsche Welle. Xi und seine Regierung hätten somit derzeit nur schlechte Möglichkeiten – und sich für jene entschieden, die bereits in den Köpfen der Menschen verankert ist. (APA, Reuters, mesc, 5.11.2022)