Vor sieben Jahren hat Barbara van Melle ihr erstes Brotbackbuch publiziert. In "Der Duft von frischem Brot" holte sie österreichische Bäckereien vor den Vorhang, die traditionell, handwerklich und mit Sauerteig backen. Sie hat damit den Nerv der Zeit getroffen, und viele Menschen haben sich seither dem Brotbacken zugewandt – einerseits privat im heimischen Backrohr, andererseits wurden auch neue Bäckerbetriebe eröffnet. Brot muss wieder nach etwas schmecken, und dafür sind Kundinnen und Kunden bereit, einen angemessenen Preis zu bezahlen.

Wachauer Laberln mit Liptauer
Foto: Helga Gartner

Auch wenn die Zutaten für gutes Brot denkbar einfach sind, gilt es einiges zu beachten, damit ein duftender Laib mit knuspriger Kruste und saftiger Krume aus dem Rohr gezogen werden kann. Jeder Bäcker hat da so seine eigenen Kniffe und vor allem sehr unterschiedliche Rezepte.

Auch für ihr kürzlich erschienenes Buch "Laib mit Seele" hat van Melle wieder Backstuben besucht. Da gehört der Weinviertler Shootingstar Öfferl ebenso dazu wie die arrivierte Osttiroler Bäckerei Joast oder die Wachauer Bäckerei Schmidl. Letztere wird von einer Bäckerin geführt, ebenso wie die Stuttgarter Brotique oder die Dinkelbackstube von Christa Lutum in Berlin. Denn in ihrem neuen Werk hat die Autorin – im Gegensatz zu ihrem ersten Brotbuch – auch Backstuben in Deutschland besucht, und sie stellt auch Getreideproduzenten vor. Für das Gelingen von gutem Brot und Backwaren sind ja neben handwerklichem Wissen und Zeit auch die verwendeten Zutaten entscheidend – allem voran die Qualität von Getreide.

Barbara van Melle: "Laib mit Seele. Rezepte, Handwerk & Geheimnisse unserer besten Bäcker*innen". 240 Seiten/32 Euro. Brandstätter-Verlag, 2022
Foto: Brandstätter Verlag

Doch nicht nur Rezepte für Brot und Gebäck sind in dem Buch versammelt, auch solche für süße Backwerke wie Weingugelhupf, Rahmbuchteln oder Zupfreindling.

Die Rezepte stammen allesamt von renommierten Bäckereien, sie sind auf Haushaltsmengen heruntergerechnet und die Zutaten dafür einfach zu besorgen. Sollte etwas doch nicht aufzutreiben sein, bietet van Melle in ihrer Greißlerei Kruste & Krume die fehlenden Lebensmittel und Gerätschaften an. Gemeinsam mit dem "reisenden Bäckermeister" Simon Wöckl betreibt sie auch eine Brotbackschule.

Das Rezept für die Wachauer Laberln – von der Dürnsteiner Bäckerei Schmidl – kommt, abgesehen von Salz, gänzlich ohne Gewürze aus. Sie können daher ebenso gut mit Butter und Marillenmarmelade bestrichen werden wie mit Liptauer.

Für diesen vermutlich aus der Slowakei stammenden Brotaufstrich gibt es viele "Originalrezepte", wird er doch bei jedem Heurigen angeboten. Dieses hier ist mein liebstes Liptauerrezept und erhebt keinen Anspruch auf Originalität – es schmeckt einfach nur gut. Ich verwende jeweils zur Hälfte Bröseltopfen und cremigen Topfen, und wenn die Masse zu trocken ist, wird noch etwas neutrales Öl dazugegeben. Auch beim Paprikapulver entscheidet die persönliche Vorliebe, wie viel scharfes oder süßes Pulver in den Aufstrich kommt.

Sollte Brimsen verwendet werden, unbedingt erst zum Schluss würzen, denn der Frischkäse aus Schafmilch ist an sich schon recht salzig.

Zutaten für die Wachauer Laberln:

Weizenpoolish:

  • 150 g Weizenmehl (Type W700)
  • 150 g Wasser (10 °C)
  • 1 g Frischhefe (ca. erbsengroß)

Hauptteig:

  • 150 g Wasser (20 °C)
  • 350 g Weizenmehl (Type W700)
  • 10 g Salz
  • 5 g aktives Gerstenmalz
  • 10 g Frischhefe
  • 10 g Butter
  • Roggenmehl zum Arbeiten

Zutaten für Liptauer:

  • 250 g Topfen oder Brimsen
  • 100 g Butter (zimmerwarm)
  • 1 mittelgroße rote Zwiebel
  • 70 g Essiggurkerln
  • 1 EL Paprikapulver (süß und scharf gemischt)
  • 1 EL Kapern
  • ½ KL Sardellenpaste
  • ½ KL Senf
  • Salz

Am Abend vor dem Backtag den Weizenpoolish ansetzen.

Dafür alle Zutaten gut vermischen, in ein Einmachglas oder eine Schüssel mit Deckel füllen und bei Raumtemperatur 12 Stunden stehen lassen.

Foto: Helga Gartner

Der Weizenpoolish hat sich dann in etwa verdoppelt.

Foto: Helga Gartner

Nun alle weiteren Zutaten plus Weizenpoolish mit der Küchenmaschine langsam mischen. Das dauert etwa 6 Minuten.

Foto: Helga Gartner

Dann ca. 4 Minuten schneller kneten, bis sich der Teig vom Schüsselrand löst und eine glatte Oberfläche aufweist.

Abdecken und 50 Minuten bei Zimmertemperatur gehen lassen. Dazwischen einmal zusammenstoßen oder falten.

Foto: Helga Gartner

Währenddessen die Essiggurkerln und die Zwiebel für den Liptauer in kleine Würfel schneiden und die Kapern fein hacken.

Foto: Helga Gartner

Mit dem Handmixer die Butter cremig rühren, die Gurkerln, Kapern, Zwiebel und die Gewürze einrühren. Mit dem Topfen gut vermischen und mit Salz abschmecken.

Den Liptauer abdecken, kühl stellen und zwei bis drei Stunden durchziehen lassen.

Foto: Helga Gartner

Die Arbeitsfläche mit Roggenmehl bestäuben und den Teig in etwa 60 g schwere Stücke teilen.

Foto: Helga Gartner

Diese rundschleifen – dafür legt man das Teigstück unter den Handballen und bewegt den Teig mit sanftem Druck kreisend.

Foto: Helga Gartner

Ein Bäckerleinen (oder Geschirrtuch) bemehlen und die Laberln darauf verteilen.

Abdecken und an einem warmen Ort 20 Minuten rasten lassen.

Die Teiglinge in Roggenmehl tauchen und auf einer rauen Fläche (z. B. dem Bäckerleinen) schleifen. Der Schluss sollte beim Schleifen noch offen bleiben.

Nochmals auf das Bäckerleinen setzen und abgedeckt weitere 40 Minuten aufgehen lassen.

Foto: Helga Gartner

Das Backrohr auf 235 Grad aufheizen.

Die fertig aufgegangenen Laberln mit dem Schluss nach oben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen, mit Wasser absprühen.

Das Blech ins Backrohr schieben, ein Stamperl Wasser auf den Backrohrboden gießen (schwaden) und ca. 18 Minuten backen.

Durch den dadurch entstehenden Dampf bekommen die Laberln eine knusprige, splittrige Kruste.

Foto: Helga Gartner

Die Wachauer Laberln auf einem Gitter auskühlen lassen.

Foto: Helga Gartner

Den Liptauer anrichten, mit Paprikapulver bestreuen und mit den Wachauer Laberln servieren.

Guten Gelingen! (Helga Gartner, 9.11.2022)

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Foto: Helga Gartner