Krötenkopf-Lanzenottern leben im Nordwesten Südamerikas und waren bisher in sieben Arten bekannt. Viel weiß man über diese Giftschlangen jedoch nicht; wie gefährlich sie für Menschen sind, darüber gehen die Meinungen auseinander: Die Berichte reichen von leichten, von nur kurzzeitig schmerzhaften Verläufen bis hin zu schweren Vergiftungen und sogar Todesfällen. Nun hat ein Forschungsteam zwei neue Arten aus dieser Gattung in Kolumbien entdeckt.

Über Krötenkopf-Lanzenottern – im Bild Bothrocophias hyoprora – weiß die Wissenschaft noch recht wenig.
Foto: Michael Eisen

Krötenkopf-Lanzenottern (Bothrocophias) kommen in isolierten und schwer zugänglichen südamerikanischen Regenwaldgebieten vor, wie dem Regenwald des Choco in Ecuador, dem westlichen Tiefland des Amazonas-Regenwaldes, dem pazifischen Hochland und dem östlichen Teil der Anden. "Diese Giftschlangen gehören zu den rätselhaftesten und am wenigsten bekannten südamerikanischen Vipern", erklärte Juan Pablo Hurtado-Gómez von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden.

Schlangenverwechslung

Hurtado-Gómez hat nun im Fachjournal "Vertebrate Zoology" gemeinsam mit kolumbianischen Kollegen zwei neue Arten innerhalb der Bothrocophias-Gattung vorgestellt. Die Schlangen stammen aus dem Hochland der kolumbianischen Anden und waren bislang mit der Art Bothrocophias microphthalmus verwechselt worden. Basierend auf morphologischen und genetischen Analysen konnte das Team nun aber feststellen, dass es sich um zwei bisher unbekannte Arten handelt: Bothrocophias myrringae und Bothrocophias tulitoi.

Die neu identifizierten Krötenkopf-Lanzenottern Bothrocophias tulitoi ...
Foto: Juan Pablo Hurtado-Gómez
... und Bothrocophias myrringae.
Foto: Juan Pablo Hurtado-Gómez

"Die neuen Arten unterscheiden sich in einer Reihe äußerlicher Merkmale, wie beispielsweise der Anordnung und der Anzahl ihrer Schuppen oder dem Farbmuster von Körper und Schwanz", sagte Hurtado-Gómez. Benannt wurden die beiden neuen Arten nach Tulio Angarita und Myriam Sierra. Die beiden entwickelten maßgeblich ein – heute an allen Schulen Kolumbiens eingesetztes – modernes Bildungsmodell und sind die Eltern des Hauptautors der Studie, Teddy Angarita Sierra.

Gegengifte sammeln

Möglich wurde die Entdeckung durch das Nationale Gesundheitsinstitut in Kolumbien (Instituto Nacional de Salud, INS), welches in den letzten zehn Jahren große Anstrengungen unternommen hat, um Sammlungen von Giftschlangen – unter ihnen auch das untersuchte neue Bothrocophias-Material – zusammenzutragen. Ziel der Initiative ist es Gegengifte für die Behandlung schwerer Vergiftungen durch Schlangenbisse zu entwickeln.

"Die Klärung der Taxonomie der Krötenkopf-Lanzenottern hat erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung von Giftschlangen-Bissen in den Andenländern. Leider enden solche Unfälle teils tödlich", sagte Senckenberg-Reptilienexperte Uwe Fritz. "Der erste Schritt bei der effektiven Behandlung von Schlangenbissen ist die genaue Identifizierung der Schlange, die die Vergiftung verursacht hat. Das erleichtert dann auch die Herstellung und Gabe des richtigen Antiserums, also des Gegengifts." (red, 7.11.2022)