Alois (Lui) Wienerroither (links) und Eberhard (Ebi) Kohlbacher mit dem Basquiat-Ensemble aus dem Besitz von André Heller bei der Tefaf-Kunstmesse in Maastricht im März 2017.

Wienerroither & Kohlbacher

Wie es sich anfühlt, von André Heller vor der internationalen Kunstwelt vorgeführt zu werden? Eine enttäuschende Erfahrung, bekennt Alois Wienerroither. Er ist einer der beiden Wiener Kunsthändler, die den umstrittenen Rahmen gemeinsam mit einer Zeichnung von Jean-Michel Basquiat 2017 bei Kunstmessen in Maastricht und New York zum Verkauf angeboten hatten. Besonders schwer wiege, dass es keinen Grund gab, mit der Heller’schen Entstehungslegende derart hinters Licht geführt zu werden, argumentiert er. Denn ohne ein Zertifikat des Basquiat-Estate, das solche seit 2012 nicht mehr ausstellt, hätte man den Rahmen sowieso nicht als eigenständiges Werk verkaufen können. Kenner wüssten das.

Anderer Eindruck könnte entstanden sein

Das erklärt wohl auch, warum die für ihre strengen Richtlinien bekannte Jury der Tefaf-Messe keine Einwände hatte. Dass durch die auch im Messekatalog veröffentlichten Angaben ein anderer Eindruck entstanden sein könnte, bestreitet Wienerroither rückblickend nicht: Unter Künstlernamen und Daten zur Zeichnung stand nur Untitled (Frame) (1987). Eine gebräuchliche, in diesem Fall aber missverständliche Formulierung.

Einen Hinweis auf die 29 im Rahmen verarbeiteten Zeichnungen, denen ein Originalentwurf für Hellers Projekt Luna Luna(1985–1987) zugrunde lag, suchte man vergeblich. Ein Versäumnis, gesteht Wienerroither ein. Den Vorwurf, durch eine fehlende Überprüfung der Behauptung Hellers etwaige Sorgfaltspflichten vernachlässigt zu haben, bestreitet er vehement.

Denn aus der Fertigung eines Rahmens lasse sich keine Autorenschaft ablesen, schon gar nicht im Falle Basquiats, dessen wechselnde Assistenten teils aus Besenstielen Konstruktionen fertigten, die den Keilrahmen ersetzten. Solche sehen jedoch völlig anders aus, als der von Heller gebastelte. "Die Schilderung, wie Basquiat den Rahmen machte und worauf er inhaltlich Bezug nahm, klang sehr glaubwürdig", so Wienerroither, "eben aufgrund der erwiesenen Zusammenarbeit der beiden." Eine Überprüfung sei laut dem Kunsthändler nicht möglich gewesen.

Sieben Millionen Euro inklusive Rahmen

Sieben Millionen Euro oder sechs Millionen Dollar waren der auf den Kunstmessen veranschlagte Preis. Maßgeblich für diese Kalkulation waren Hellers Preisvorstellungen als Verkäufer. Die später über den Künstlermanager Amir Shariat 2018 vermittelten Verkäufe sollten sich mit knapp vier Millionen Euro für die Zeichnung und 800.000 Euro für den Rahmen zu Buche schlagen.

Sie selbst, stellt Wienerroither für sich und seinen Geschäftspartner Ebi Kohlbacher klar, hätten den Rahmen niemals separat angeboten. Dem widerspricht Stephen Torton in einem aktuellen Falter-Podcast. Er ist jener ehemalige Assistent Basquiats, dessen Zweifel an der Echtheit des Rahmens die Recherchen der Wochenzeitung auslöste.

In der Annahme, er sei ein potenzieller Käufer, sei ihm im Mai 2017 in New York ein Preis von drei Millionen Dollar für den Rahmen genannt worden. "Das stimmt nicht", betont Wienerroither, zumal sich Torton ja sofort als ehemaliger Basquiat-Assistent zu erkennen gegeben habe. Und falls ein Sammler damals nur die Zeichnung ohne Rahmen hätte kaufen wollen? Auch wenn sich diese Frage nicht stellte, so Wienerroither, hätte man etwa ein Sechstel abgezogen: eine Million Dollar oder 1,2 Millionen Euro. (Olga Kronsteiner, 7.11.2022)