Bei der Weltklimakonferenz haben Industriestaaten Südafrika bereits 8,5 Milliarden Euro für die Abkehr von Kohle zugesagt.

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Sharm el-Sheikh – Die Entwicklungslänger benötigen laut einem Bericht im Rahmen der Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Sharm el-Sheikh bis 2030 rund 2,4 Billionen Dollar pro Jahr für den Klimaschutz. "Die Erschließung umfangreicher Klimafinanzierungsmittel ist der Schlüssel zur Lösung der heutigen Entwicklungsherausforderungen", sagte Vera Songwe, eine der Autorinnen des Berichts, am Montag.

Eine Billion Dollar des jährlichen Gesamtinvestitionsbedarfs soll demnach aus externen Mitteln stammen, den Rest sollen die Länder aus eigenen öffentlichen und privaten Mitteln stemmen, heißt es in dem Bericht, der von Ägypten und Großbritannien – den Gastgebern des aktuellen und des vorherigen Klimagipfels – in Auftrag gegeben wurde.

Zuwachs soll aus privatem Sektor kommen

"Die Welt braucht einen Durchbruch und einen neuen Fahrplan für die Klimafinanzierung, der die eine Billion Dollar an externen Finanzmitteln mobilisieren kann", hieß es in dem Bericht. Die Mittel seien bis 2030 für Schwellen- und Entwicklungsländer außer China nötig. Die Finanzierung sei erforderlich, um die Emissionen zu senken, die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, Schäden durch den Klimawandel zu bewältigen und Natur und Land wiederherzustellen.

Der größte Zuwachs sollte demnach aus dem privaten Sektor kommen, sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, während die jährlichen Mittelzuflüsse der Entwicklungsbanken verdreifacht werden sollen.

Abkehr von Kohle

Industriestaaten haben bei der Klimakonferenz bereits Südafrika eine Milliardenhilfe für die Abkehr von der Kohle zugesagt. Die von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, der EU und den USA geplante Hilfe in Höhe von 8,5 Milliarden Dollar (knapp 8,5 Milliarden Euro) soll unter anderem für die Stilllegung von Kohlekraftwerken und die Förderung erneuerbarer Energien verwendet werden, heißt es in einer Erklärung.

Die Industriestaaten billigten demnach den südafrikanischen Plan für die Abkehr von der Kohle. Das Unterstützungsprogramm werde dazu beitragen, dass die "sauberen Energien in Südafrikas Wirtschaft gedeihen", wurde US-Präsident Joe Biden zitiert.

Kooperation bei Solar- und Windkraft

Deutschland hat für Südafrikas Ausstieg aus Kohle bereits 700 Millionen Euro bereitgestellt und in kürzlich abgeschlossenen Verhandlungen weitere 320 Millionen Euro zugesagt. Es kooperiert mit Südafrika unter anderem beim Bau von Solar- und Windkraftanlagen sowie bei Leitungen zur Übertragung von Ökostrom. Diese Investitionen sollen in den Kohleregionen neue Arbeitsplätze schaffen. Auch Programme zur Umschulung ehemaliger Kohlearbeiter und zur Ausbildung in den zur Energiewende dringend benötigten Berufen werden von Deutschland gefördert.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz zog am Montag in Sharm el-Sheikh mit dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa eine Zwischenbilanz der Energiewende-Partnerschaft. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Rishi Sunak, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der US-Klimabeauftragte John Kerry beteiligten sich daran.

Strom zu 80 Prozent aus Kohle

Südafrika – eine der größten Volkswirtschaften Afrikas – ist bisher für seine Stromerzeugung zu 80 Prozent auf Kohle angewiesen. Die Partnerschaft von Industriestaaten bei der Abkehr von Kohle ist eine der Kooperationen, die als Just Energy Transition Partnership (JETP) bezeichnet werden.

Die JETP war im vergangenen Jahr bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow auf den Weg gebracht worden, um einen schnelleren und sozial gerechten Übergang von Entwicklungs- und Schwellenländern zu einer klimafreundlichen Wirtschaft zu ermöglichen.

Bis Ende kommender Woche beraten in Ägypten Vertreter von 200 Staaten darüber, wie die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann. Schon jetzt hat sich die Welt um etwa 1,1 Grad gegenüber der Zeit vor der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert aufgeheizt. Voraussichtlich am Mittwoch werden sich die Delegierten auf Finanzierungsfragen konzentrieren. (APA, red, 8.11.2022)