Eine hohe Summe gab auch das Bildungsministerium für die Testprogramme an den Schulen aus: Laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung waren es 408 Millionen Euro.

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Corona-Tests haben in Österreichs Politik der Pandemiemaßnahmen einen sehr hohen Stellenwert eingenommen. Seit Anfang 2020 hat die Republik bislang knapp vier Milliarden Euro für das Testregime ausgegeben. Zum Vergleich: Für die Covid-Impfstoffe wurden bis Ende April 2022 knapp 475 Millionen Euro bezahlt.

In einer Reihe von parlamentarischen Anfragen hat der Neos-Abgeordnete Gerald Loacker die Bundesministerien um konkrete Angaben zu Covid-Tests ersucht. Das Gesundheitsressort, auf das der weitaus größte Brocken entfällt, gab die Ausgaben für Covid-19-Testungen bis Ende Juni 2022 mit insgesamt 2,992 Milliarden Euro an. Darunter fielen etwa behördliche Testungen, Teststraßen, Apothekentests, Wohnzimmer-Antigentests oder das Wiener Test-Programm "Alles gurgelt". Details zu Unternehmen, die die Gelder erhielten, führte Minister Johannes Rauch (Grüne) in der Anfragebeantwortung nicht aus.

126 Millionen Euro für Agrarfirma

Eine hohe Summe gab auch das Bildungsministerium für die Screening-Programme an den Schulen aus: Laut Anfragebeantwortung waren es 408 Millionen Euro. Einzelne Firmen, die in der Auflistung des Ministeriums angeführt sind, profitierten vom Geschäft mit den Tests.

Fast 126 Millionen Euro erhielt alleine das Unternehmen Star Agro Handels GmbH – eine Firma, die in der Tätigkeitsbeschreibung "Handel mit Pflanzenschutz-, Pflanzenstärkungs- und Düngemitteln, sowie die Lagerei" stehen hat. Diese vertreibt etwa den nicht nur in den Schulen millionenfach eingesetzten Flowflex-Antigentest. Der Firma Procomcure wurden knapp 68 Millionen Euro überwiesen, die Spectrotex GmbH erhielt etwa 57 Millionen Euro.

Lifebrain wertete bisher 60,7 Millionen PCR-Tests aus

Der größte Anbieter von PCR-Tests ist Lifebrain mit den Gurgeltests. Von österreichweit durchgeführten knapp 105 Millionen PCR-Tests wurden 60,7 Millionen vom Marktführer ausgewertet, wie es auf STANDARD-Anfrage hieß. Gründer und Geschäftsführer Michael Havel wollte Fragen nach Umsatz und Gewinn aber nicht beantworten: "Wir geben zu Umsatzzahlen keine Auskunft." Man habe aber 65 Millionen Euro in das Labor in Penzing investiert, sagte Havel. 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Einsatz, in der Hochphase waren es 1700. Rund 40.000 Tests werden derzeit werktags ausgewertet.

Havel merkte an, dass Lifebrain einen PCR-Test samt Auswertung derzeit um 5,20 Euro anbietet, davor seien es 6,20 Euro gewesen. Rechnet man konservativ mit 5,20 Euro pro Test, hätte Lifebrain – exklusive Mutationsanalysen – mit knapp 61 Millionen PCR-Tests rund 315 Millionen Euro umgesetzt.

Havel zeigte sich am Dienstag zufrieden, dass Lifebrain einen langwierigen Rechtsstreit mit der Ärztekammer gewonnen habe. Vom Verwaltungsgerichtshof wurde zuletzt eine Revision zurückgewiesen. Damit sei laut Lifebrain geklärt, dass die Bewilligung für den Laborbetrieb rechtens sei. Havel warf der Ärztekammer vor, dass diese sein Unternehmen "mit archaischem Hass verfolgt" habe. Die Ärztekammer habe mit dem Vorgehen gegen Lifebrain "mit allen Mitteln die Pfründe ihrer Mitglieder schützen" wollen. Havel verwies darauf, dass niedergelassene Ärzte Corona-Tests zu Beginn der Pandemie um 130 bis 160 Euro angeboten hätten, sein Unternehmen habe ab Dezember 2020 einen PCR-Test um 6,20 Euro angeboten.

Klage gegen FPÖ-Chef Nepp wegen Rufschädigung

Havel sagte am Dienstag zudem, dass er Klage gegen FPÖ-Chef Dominik Nepp wegen Rufschädigung eingebracht habe. Dieser hatte die Vergabe von PCR-Lutschertests für Kindergärten an Lifebrain kritisiert und in einer Presseaussendung von einer "roten Testmafia in Wien" gesprochen, der "hunderttausende Euro zugeschanzt" würden, "ohne vorher eine Ausschreibung durchzuführen". (David Krutzler, 9.11.2022)