Die E-Scooter sind gekommen, um zu bleiben. Neben den Rollern der Leihanbieter trifft man auch vermehrt private Geräte auf den Straßen und Wegen des Landes an. Hersteller gibt es einige, subjektiv dominiert wird das Geschäft aber durch Xiaomi und den schon länger dem chinesischen Konzern zugehörigen Anbieter Ninebot.

Aber auch ein paar europäische Anbieter spielen mit. Einer davon ist die österreichische KSR Group. Unter ihrem Dach laufen zwei Marken, unter denen E-Scooter angeboten werden: Grundig E-Mobility und A-TO. Letztere sieht man selbst als Premiumoption. DER STANDARD hat das aktuelle Modell, genannt Ultron Air, einem Test unterzogen.

Basics

Das Gerät wird im Onlinehandel in drei Farbvarianten – Schwarz, Grau und Weiß mit schwarzem Lenker – um rund 500 Euro vertrieben. Je nach Wohnort können sich Käufer zwischen einer österreichischen und einer deutschen Adaption entscheiden. Sie unterscheiden sich in der Motorsteuerung. Die für Deutschland zugelassene Variante fährt aufgrund der Gesetzeslage mit maximal 20 km/h, jene für Österreich erreicht bis zu 25 km/h und ist auch jene, die im Test gefahren wurde.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Aufbau und Inbetriebnahme sind, wie bei mittlerweile so gut wie allen E-Scootern, simpel. Der Roller kommt fast komplett fertig montiert, einzig der Lenker und der rückseitige Reflektor sind mit ein paar Schrauben zu befestigen. Auf der hinteren Seite der Lenkstange verfügt der Roller über einen Haken aus Kunststoff, auf dem beispielsweise ein kleiner Rucksack oder ein Einkaufssäckchen befestigt werden können. Beim Testgerät war diese Halterung allerdings aufgrund eines Lieferschadens ausgebrochen, weswegen keine Angaben zur Alltagstauglichkeit gemacht werden können. Ein Ersatzteil ließe sich allerdings recht einfach selbst konstruieren und per 3D-Druck erzeugen.

Gute Verarbeitung

Die Lenkstange selbst sitzt stabil im Rahmen und kann mit einem verlässlichen, aber etwas schwergängigen Mechanismus umgeklappt werden. Dieser benötigt etwas Gewöhnung, funktioniert aber an sich recht intuitiv. Nach dem Umklappen lässt sich die Stange am hinteren Kotflügel an einem Haken fixieren, was das Tragen des Scooters erleichtert. In aufgestellter Form misst der Roller 110 × 43 × 115 Zentimeter, wobei die Breite hier anhand des Lenkers bemessen wird. Zusammengeklappt verringert sich die Höhe auf rund einen halben Meter. Ausgelegt ist der Roller für Menschen durchschnittlicher Größe, geschätzt dürfte man im Bereich von 1,60 bis 1,85 Metern kein Problem mit der Höhe der Lenkstange haben.

Der Ultron Air zählt, ganz im Sinne seines Namens, zu den Leichtgewichten seiner Klasse und kommt auf 13,8 Kilogramm. Die Verarbeitung des Scooters, der vorwiegend aus Aluminium besteht, macht insgesamt einen guten Eindruck. Er ist IP54-zertifiziert, also auch geeignet für Fahrten im Regen, sofern man die Gummiabdeckung des Ladeanschlusses nicht anzubringen vergisst. Hinweis: Auch wenn die Marke von einer österreichischen Firma betrieben wird, ist der Roller selbst "made in China".

Foto: DER STANDARD/Pichler

Komfortables Trittbrett, fehlende Hydraulik

Der Lenker und das für einen kleineren Roller ordentlich dimensionierte Trittbrett sind gummiert und geben guten Halt. Der Ständer fällt zwar schmal aus, ermöglicht dank des geringen Gewichts des Scooters aber dennoch sicheres "Parken", solange das Gelände nicht zu abschüssig ist. Das Fahrgerät bringt die von der Straßenverkehrsordnung verlangten Reflektoren mit und verfügt über zwei Bremssysteme. Am rechten Lenker sitzen dem Beschleunigungsregler eine schön laute, klassische Fahrradklingel und der Hebel einer Scheibenbremse für das Hinterrad gegenüber. Auf der linken Seite findet sich wiederum ein Regler für eine elektronische Motordrosselung des Vorderrads, die via Rekuperation außerdem die Akkulaufzeit verbessern soll.

In die Lenkstange integriert ist ein LED-Frontlicht, das bei Dunkelheit ausreichend Beleuchtung für vorsichtiges Fahren spendet. Im Kotflügel des Hinterrads findet sich das Äquivalent für die rückseitige Beleuchtung. Was auf Produktfotos mit einem LED-Streifen in der Lenkstange verwechselt werden könnte, ist ein aufgeklebter Reflektor.

Der A-TO Ultron Air verfügt über keine Federung oder anderweitige hydraulische Dämpfung. Diese Aufgabe übernehmen die beiden 8,5-Zoll-Luftreifen. Das funktioniert brauchbar, aber nicht großartig und steht im Widerspruch zur Selbstwahrnehmung als Premiumlösung. Das gilt allerdings auch für den Preis, der auf dem Niveau von Einstiegsmodellen und der unteren Mittelklasse liegt. Als maximale Tragelast werden 100 Kilogramm angegeben, die vom Autor dieser Zeilen und seinen schweren Knochen zu circa 90 Prozent ausgelastet wurden.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Austro-Edition fährt schneller

Zum Einsatz kommt ein Motor mit einer Nennleistung von 350 Watt, der eine Maximalleistung von 500 Watt erreichen und Steigungen von bis zu sieben Grad bewältigen kann. Ein 280-Wh-Akku von Sanyo soll sich in rund drei Stunden vollständig laden lassen und eine Reichweite von bis zu 25 Kilometern ermöglichen. Auch das entspricht mehr dem gewählten Preissegment denn den Spezifikationen wesentlich teurerer Premium-Scooter. Zu beachten ist auch, dass sich die Reichweite auf die Verwendung des auf 15 km/h beschränkten Eco-Modus und eine Fahrerin oder einen Fahrer mit 75 Kilogramm Gewicht auf weitgehend ebenem Gelände bezieht und unter den Realbedingungen im Test deutlich unterschritten wurde – doch dazu später mehr.

Eine Übersicht über die aktuelle Geschwindigkeit, Fahrtmodus und den groben Akkustand gibt ein beleuchtetes LED-Display. Diesem gebührt Lob, denn es ist nicht nur recht groß, sondern auch unter schwierigen Lichtbedingungen gut ablesbar. Ein darunter angebrachter Knopf erlaubt das Ein- und Ausschalten der Beleuchtung, den Wechsel zwischen den Geschwindigkeitsmodi sowie die Aktivierung des Tempomaten, der nach ein paar Sekunden Fahrt die aktuelle Geschwindigkeit bis zur nächsten Bremsung zu halten versucht.

In Österreich hat man die Wahl zwischen drei Fahrtmodi: dem bereits erwähnten Eco-Modus, dem Standard-Modus mit maximal 20 km/h sowie einem Sport-Modus mit bis zu 25 km/h und stärkerer Beschleunigung. Geregelt werden kann all dies auch über die A-TO-App per Bluetooth. Darüber hinaus erlaubt sie auch die Deaktivierung der Antauchpflicht vor der Motoraktivierung, das Ein- und Ausschalten einer Motorsperre zwecks Diebstahlserschwerung sowie Firmwareupdates. Im Rahmen des Tests zwischen Anfang Oktober und Anfang November wurde ein solches aber nicht ausgespielt.

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Fahrgefühl und Komfort

Womit es nun endlich Zeit ist, zum wichtigsten Punkt zu kommen: Wie fährt sich der Ultron Air? Das Anstarten funktioniert wie bei den meisten Scootern: Man schaltet ihn ein, stoßt sich ab und drückt den Geschwindigkeitsregler. Bei der Beschleunigung gibt sich der Ultron Air, wohl aufgrund seiner Motorleistung, selbst im Sportmodus gemächlich. Selbst auf ebener Fläche ist man gut und gerne zehn Sekunden unterwegs, bis die 25 km/h erreicht sind.

Bei geringen Steigungen bis geschätzt etwa zwei Grad sind die 25 km/h weiter erreichbar. Darüber hinaus sinkt die maximale Geschwindigkeit flott auf etwa 13 bis 20 km/h ab. Anstiege über dem Limit sorgen für graduelle Verlangsamung, bis der Scooter zum Stehen kommt.

Das Trittbrett ist größer als bei so manchen deutlich teureren Consumer-Scootern, aber freilich nicht so flächig wie die der wuchtigen Leihroller. Man kann auch mit Schuhgröße 43 mit angewinkelten Füßen recht komfortabel darauf stehen. Der Ultron Air vermittelt dank der breiten Reifen mit gut greifendem Profil auch bei 25 km/h ein stabiles Fahrgefühl, solange man auf passendem Untergrund unterwegs ist. Kopfsteinpflaster zeigt schnell die Limits der ausschließlich durch die Reifen erzielten Dämpfwirkung. Auch das Überwinden von Hindernissen wie abgeflachten Gehsteigkanten ist etwas ruppig. Mit Schotterwegen kommen die Reifen ebenfalls gut zurecht.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Der Lenker lässt sich recht leichtgängig drehen, ungeübten Fahrerinnen und Fahrern sind daher ein paar Übungsrunden nahezulegen, ehe sie sich in den Alltagsverkehr wagen. Die Bremsleistung ist solide. Auf ebenem Gelände und trockenem Straßenuntergrund kommt man mittels Elektronikbremse in etwa vier Metern zu stehen. Die Scheibenbremse ermöglicht einen noch kürzeren Bremsweg, bei zu starker Betätigung besteht ein Risiko, sich unbeabsichtigt quer zu stellen.

Reichweite deutlich unter Angabe

Eine Schwäche des Scooters ist allerdings seine Reichweite. 25 Kilometer klingen für urbane Bedürfnisse an sich nach genug, die praktische Erfahrung zeigt allerdings, das sie selbst bei weitgehend ebenem Untergrund wohl auch für eine 75-Kilo-Person klar nicht erreichbar sind. Im ersten Testlauf im Sport-Modus kapitulierte der Akku nach etwas mehr als fünf Kilometern von Wien-Landstraße über den Ring-Radweg und die Mariahilfer Straße zum Westbahnhof.

Mit der Zeit, genauer gesagt über mehrere Ladezyklen verbesserte sich die Performance, da offenbar der Akku erst "warmgespielt" werden musste. Dennoch blieb unter diesen Bedingungen die Reichweite stets klar unter zehn Kilometern. Die anderen Geschwindigkeitsmodi schnitten besser ab. Das Maximum lag mit 13 bis 15 Kilometern im Eco-Modus aber immer noch 40 Prozent unter dem beworbenen theoretischen Höchstwert.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Auf den Displayindikator, der den Ladestand in 20-Prozent-Abschnitten vermeldet, sollte man sich spätestens unter 40 Prozent nicht mehr verlassen. Hier geht dem Scooter nicht nur spürbar langsam die Leistung aus, sondern auch der erzwungene Stopp kann sehr plötzlich kommen. Das ist allerdings keine Besonderheit des A-TO-Scooters, sondern war in unterschiedlichem Ausmaß bei allen bisher getesteten E-Scootern zu bemerken.

Die angegebene Ladezeit von rund drei Stunden entspricht hingegen der Realität. Die gummierte Abdeckung des Anschlusses ist etwas "fummelig" anzubringen, schützt diesen aber gut gegen Schmutz und Nässe. Am Display lässt sich der Ladestand nicht mitverfolgen, denn der Ultron Air kann ausschließlich in ausgeschaltetem Zustand mit Strom versorgt werden. Ob er noch lädt oder "fertig" ist, verrät ein LED-Lämpchen am Netzteil, das rot oder grün leuchtet. Das ist zwar kein riesiges Manko, aber definitiv unüblich.

Die A-TO-App tut, was sie soll. Die Menügestaltung könnte intuitiver sein. Die Idee, sie so zu gestalten, dass man sie mittels Handyhalterung als alternativen Tacho nutzen kann, ist gut. Die Icons sind allerdings so klein, dass die Bedienung während der Fahrt eher suboptimal funktioniert. Prinzipiell findet man aber schnell die gesuchten Funktionen, nachdem man sich mit dem Interface vertraut gemacht hat.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Fazit

Der A-TO Ultron Air wird zwar als Premiumprodukt angepriesen, ist aber eigentlich der unteren Mittelklasse zuzuordnen. Die Verarbeitung, das große Display und das größere Trittbrett darf man durchaus unter "Premium" einordnen, bei der restlichen Technik bekommt man aber das für den Preispunkt Erwartbare – oder weniger.

Das leichte Gewicht ist vorteilhaft für den Transport, erkauft wird es aber unter anderem mit einer Reichweite, die im Realbetrieb deutlich unter dem angegebenen Höchstwert liegt und das größte Manko des Rollers darstellt. Auch bei der Motorleistung gehen Modelle der oberen Mittelklasse oder des Premiumsegments ans 600-Watt-Limit des österreichischen Gesetzgebers, zugunsten besserer Beschleunigung und Steigungsbewältigung.

Unspektakulär gibt sich die Beleuchtung, die gut funktioniert, aber heller sein dürfte. Die Kombination aus Scheiben- und Elektronikbremse gefällt. Eine Hydrauliklösung fehlt leider, die Luftreifen helfen hier immerhin ein wenig aus und sorgen auch für ein gutes Fahrgefühl. Die App verfolgt den guten Ansatz, als alternativer Tacho nutzbar zu sein, erschwert dies aber mit etwas fitzeliger Bedienung.

Wenngleich neue Modelle von Xiaomi und Co für ihr Mehr an Features und Leistung einen entsprechenden Aufpreis verlangen, ist es nicht so, als würde es dem Ultron Air an Konkurrenz fehlen. Der eine Generation alte Xiaomi Scooter 3 ist mittlerweile im selben Preisbereich angekommen, dazu kommen Alternativen anderer bekannterer Marken sowie eine Reihe chinesischer No-Name-Marken. (Georg Pichler, 12.11.2022)