Fast sieben Jahre soll das Mädchen festgehalten worden sein, davon geht zumindest die Staatsanwaltschaft Siegen aus.

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Berlin – Fast ihr gesamtes bisheriges Leben hat eine Achtjährige wohl in einem Haus im sauerländischen Attendorn verbringen müssen. Seit einigen Wochen ist ihr Leben auf den Kopf gestellt: Ihre bisher womöglich einzigen sozialen Kontakte dürfen sie nach ihrer Rettung vorerst nicht mehr sehen – schließlich waren es die Angehörigen, die für ihre Isolation verantwortlich sein sollen.

Mutter und Großeltern dürfen derzeit keinen Kontakt zu dem bei einer Pflegefamilie untergebrachten Kind haben, sagte der Fachbereichsleiter des Jugendamts im Kreis Olpe, Michael Färber, am Dienstag. Es gebe aber Überlegungen, wie man in der Sache weiter verfahre. Im Mittelpunkt stehe die Frage: "Was will das Kind?"

Verdacht der Freiheitsberaubung und der Misshandlung von Schutzbefohlenen

Beinahe sieben Jahre soll das Mädchen von seiner Mutter und seinen Großeltern festgehalten worden sein. Davon geht zumindest die Staatsanwaltschaft Siegen aus, die gegen die drei wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und der Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt. Im September wurde die Achtjährige befreit.

Dass das Mädchen das Haus jahrelang nicht verlassen haben dürfte, schließen die Ermittler aus seinem Verhalten, wie Oberstaatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss erklärte. Es sei offenbar sehr beeindruckt von der Außenwelt gewesen, etwa vom Garten, einem Baum, einer Wiese. "Das deutet für uns darauf hin, dass das Kind diese Eindrücke erstmalig erlebt hat", sagte er. Die Achtjährige habe aber einen aufgeweckten Eindruck gemacht. Sie könne sprechen und scheine auch Kenntnisse im Lesen und Schreiben zu haben. "Wir gehen davon aus, dass sie sich im Haus weitgehend frei bewegen durfte", sagte von Grotthuss. (APA, 8.11.2022)