Dass einem im Leben nicht alles gelingt, was man erstrebt, liegt in der Natur der Sache – im Privaten ebenso wie im Politischen. Nicht jede Beziehung hält, nicht jeden Job behält man bis an sein Lebensende, und auch in Sachen Hobbys, Familienplanung, Hausbau und Co braucht gut Ding oft Weile – und mehrere Anläufe. Ebenso können auch politische Verhandlungen scheitern oder Experimente misslingen. Verhindern lässt sich das Misslingen also ohnehin nicht, manchmal liegen die Gründe für das Scheitern außerhalb der eigenen Kontrolle – aber den Umgang mit diesem unangenehmen Thema kann man beeinflussen.

Foto: Getty Images/iStockphoto/tuaindeed

Scheitern: Was bedeutet das?

Wenn eine Idee oder ein Plan, denen man konkrete Handlungen folgen lässt, nicht zum gewünschten Ziel führen und der angestrebte Erfolg ausbleibt, spricht man von "Scheitern". Die Wurzel des Wortes liegt im 17. Jahrhundert und geht auf das "(Holz-)Scheit" und die Redewendung "zu Scheitern gehen" zurück, was "in Trümmern auseinanderbrechen" bedeutet. Was auf diese Art in die Brüche geht, ist irreparabel. Dass ab und zu etwas fehlschlägt, ist bekanntlich unvermeidlich – spannender ist für gewöhnlich, was nach dem Scheitern geschieht beziehungsweise wie es danach weitergeht.

Eine recht entspannte und gesunde Einstellung zum Thema Scheitern hat der irische Autor Samuel Beckett geäußert: "Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better." ("Immer versucht. Immer gescheitert. Egal. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.")

Was passiert, wenn's passiert ist?

Misserfolge sollten einen also Becketts Appell zufolge niemals davon abhalten, einen neuen Anlauf zu einer Unternehmung zu versuchen – und dass diese vielleicht neuerlich nicht von Erfolg gekrönt sein wird, sollte einen nicht aus der Ruhe bringen. Leicht dahingesagt – schwierig aber umzusetzen, gerade für Menschen, die zu Perfektionismus neigen, nur schwer akzeptieren können, dass etwas misslungen ist, und noch lange nachgrübeln, wie es so weit kommen konnte.

Die Angst, erneut zu scheitern, steht nach einem Misserfolg im Raum, man befürchtet vielleicht die Reaktion der Außenwelt, eine Blamage und üble Nachrede. Freilich gibt es auch kulturelle Unterschiede, wenn es um die Akzeptanz des Scheiterns geht: So ist es etwa in den USA gesellschaftlich wesentlich akzeptierter, auch einmal mit einer Unternehmung zu scheitern – weit höher wird bewertet, was jemand nach vielleicht mehrfachen Misserfolgen schließlich erreicht hat. Der "amerikanische Traum" lässt grüßen. Wirklich gescheitert ist im Endeffekt demnach nur, wer aus seinen Fehlschlägen nichts für die Zukunft lernt.

Wie ist das bei Ihnen?

Woran sind Sie schon im Laufe Ihres Lebens gescheitert – und wie sind Sie damit umgegangen? Wie gut können Sie annehmen, dass Ihnen einmal etwas misslingt? Und sehen Sie Ihren Misserfolg heute anders als damals – vielleicht sogar gewissermaßen positiv, weil sich letztlich etwas Gutes daraus ergeben hat? Berichten Sie im Forum! (Daniela Herger, 14.11.2022)