Ein Bus mit aus der Ukraine evakuierten Zivilisten erreicht Dschankoj auf der Krim, 2. November.

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Standbild aus einem Video der russischen Verteidigungsministeriums: ein gepanzerter Zug bringt Zivilisten aus Cherson auf die besetzte Halbinsel Krim, 9.3.2022.

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Kiew (Kyjiw) / Moskau – Russische Soldaten haben nach Angaben von Amnesty International in den vergangenen Monaten ukrainische Zivilisten verschleppt. Sie seien nach Russland oder weiter ins Innere der russisch kontrollierten Gebiete gebracht worden. Auch Kinder wurden laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation von ihren Familien getrennt. Zudem gebe es Fälle von willkürlichen Festnahmen sowie Folter und anderen Misshandlungen. All dies deute auf einen systematischen Charakter hin.

Für den Bericht interviewte die Organisation 88 Zivilisten aus den Regionen Charkiw, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Die meisten Befragten, insbesondere diejenigen aus Mariupol, beschrieben demnach Zwangssituationen, in denen sie faktisch keine andere Wahl hatten, als nach Russland oder in andere russisch besetzte Gebiete zu gehen. Laut Amnesty handelt es sich um Kriegsverbrechen. Das Völkerrecht verbiete Einzel- und Massenzwangsverschickungen von geschützten Personen, etwa von Zivilisten, aus besetzten Gebieten.

"Die Liste der Kriegsverbrechen, die russische Streitkräfte in der Ukraine begehen, wird immer länger", sagte Amnesty-Expertin Janine Uhlmannsiek. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs, der an sich bereits ein Völkerrechtsverbrechen darstelle, hätten russische Truppen wahllos Wohngebiete angegriffen, verbotene Streumunition eingesetzt und Zivilisten gezielt getötet. Uhlmannsiek forderte Russland auf, die Verschleppungen aus den besetzten Gebieten sofort zu beenden und alle Betroffenen freizulassen. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. (APA, 10.11.2022)