Wer kennt es nicht? Bei hoher Leistung oder während des Aufladens werden der Laptop und das Handy heiß. Im allerschlimmsten Fall beginnen die darin verbauten Energiespeicher zu brennen. Lithium-Batterien und Akkus sind leicht, liefern viel Energie, begleiten uns fast ununterbrochen und bescheren uns im Alltag viel Komfort. Der große Nachteil: Die Herstellung und die falsche Entsorgung im Restmüll belasten die Umwelt. Und sie sind eine Verschwendung wertvoller Ressourcen und nicht zuletzt aufgrund ihrer Explosivität und Brennbarkeit sehr gefährlich. Vielen Konsumentinnen und Konsumenten ist das nicht bewusst.

Dabei ist das Problem durchaus groß. Eine mehrköpfige Familie bringt es schon einmal auf einige Dutzend Gerätschaften mit solchen Energiespeichern im Haushalt. "Niemand hat so viele Pfandflaschen wie Lithium-Batterien zu Hause", sagt Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB). Dennoch werde nur die Hälfte der in Umlauf gebrachten Lithium-Batterien fachgerecht entsorgt. Daher plädieren das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und die Entsorgungsbetriebe für ein österreichweites Pfandsystem für Lithium-Akkus. KFV-Experte Armin Kaltenegger geht bei einer gemeinsamen Pressekonferenz davon aus, dass die falsch entsorgten Batterien und Akkus hierzulande im Millionenbereich liegen.

Noch leistet das Handy gute Dienste. Werden solche Geräte ausrangiert, landen sie nicht selten in der Schublade.
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Kinderspielzeuge, E-Bikes, Bohrmaschinen, Tablets, Handys, bunt blinkende Turnschuhe, Drohnen, Rasenmäher: Lithium-Akkus verstecken sich in den meisten batteriebetriebenen Geräten, die ein Haushalt im Einsatz hat. Oft wissen die Menschen gar nicht, dass es sich um einen brandgefährlichen Energiespeicher handelt und wie viele sie von ihnen überhaupt besitzen.

Was macht man mit den Akkus und Batterien, wenn man sie nicht mehr braucht? Dass neben den kommunalen Mistplätzen und den Problemstoffsammelstellen auch der Handel die Altakkus zurücknehmen muss, ist bei weitem nicht allen Bürgerinnen und Bürgern bekannt. Auch das ist mit ein Grund, dass nur ein Bruchteil an der richtigen Stelle landet, mutmaßt Armin Kaltenegger. "Was hier im Restmüll endet, sind Rohstoffe", betont Gabriele Jüly. Werden die Akkus einfach weggeworfen oder nicht sachgerecht gelagert – etwa bei zu hohen oder zu niedrigen Temperaturen –, ist das nicht nur wegen der Explosionsgefahr ein Problem. Wertvolle und seltene Rohstoffe wie Nickel, Kobalt oder Lithium gehen verloren, angesichts des weiter steigenden Bedarfs sei das inakzeptabel, finden Jüly und Kaltenegger. Deswegen sei Recycling umso wichtiger.

Das derzeitige System reiche da nicht aus, glauben die beiden und machen sich einmal mehr für ein Pfandsystem stark. Abgeneigt wäre die Bevölkerung offenbar nicht. Einer Umfrage unter 1008 erwachsenen Österreicherinnen und Österreichern zufolge sprechen sich 41 Prozent der Befragten für so einen Anreiz aus. 83 Prozent würden dann auch auf die richtige Entsorgung achten. Davon hätte am Ende auch die Feuerwehr etwas. Denn bei rund 50 Großbränden in Österreich spielen demnach die kleinen Stromspeicher eine grundlegende Rolle.

Die Forderung nach einem Pfandsystem ist nicht neu. Entsorgungsbetriebe und Feuerwehr machen seit einigen Jahren mit zunehmendem Druck auf die Gefahren aufmerksam.
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Die Forderung nach einem Pfandsystem ist auch nicht neu. Die Entsorgungsbetriebe machen seit einigen Jahren mit zunehmendem Druck auf die Gefahren aufmerksam. Auch auf EU-Ebene ist das Problem durchaus bekannt. So plant die EU mit einer neuen Verordnung ab dem Jahr 2030 eine fixe Recyclingquote von 70 Prozent bei Lithium und 95 Prozent bei Nickel, Blei, Kupfer und Kobalt einzuführen. Ein EU-weites Pfandsystem ist allerdings nicht geplant. Um diese Recyclingquote einzuhalten, brauche Österreich einen Plan, monieren die Interessenvertreter.

Höhere Quote

Das Ziel lautet daher, bis zum Jahr 2030 die Sammelquote von den kleinen Energiespeichern von aktuell 45 Prozent auf zumindest 75 Prozent anzuheben. Für die Einführung eines Pfandsystems müsse man nicht auf die EU warten, und Österreich wäre damit auch weltweit das erste Land, sagt Jüly: "Wir könnten unserer Vorreiterrolle gerecht werden." Wie hoch sollte ihrer Ansicht nach so ein Pfandbetrag ausfallen? Zwischen zehn und 20 Euro etwa für kleinere Geräte wie Handys wären für die Branchenvertreterin vorstellbar. Bei größeren Objekten, zum Beispiel E-Bikes, hielte sie 50 Euro bis zu ein paar Hundert Euro für angebracht.

Die beiden Organisationen sind sich jedenfalls einig, dass es unbedingt verpflichtende Pfand- und Rückgabesysteme braucht. Ein Anreizsystem wäre da nur hilfreich, ist man überzeugt. "Geld für alte Akkus – das kann doch nur Zustimmung hervorrufen", sagt Jüly. Um auszuprobieren, ob das tatsächlich so ist, plant man ein entsprechendes Pilotprojekt – es könnte in der Steiermark starten. (Pauline Severin, 10.11.2022)