Bei einer Kundgebung für Alaa Abd el-Fattah in Rom.

Foto: EPA / Riccardo Antimiani

Sharm el-Sheikh – Der in Ägypten inhaftierte Dissident und Hungerstreikende Alaa Abd el-Fattah wurde einer medizinischen Behandlung unterzogen. Dies hat die Familie des ägyptisch-britischen Bloggers und Aktivisten von der Gefängnisleitung erfahren, wie sie am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters telefonisch berichtete. "Sie sagten, dass medizinische Verfahren durchgeführt wurden, um seine Gesundheit zu erhalten, und dass die Justizbehörden informiert seien", so seine Mutter Laila Soueif.

Seine Anwälte seien aber nicht informiert worden, schrieb seine Schwester Mona Seif laut der Deutschen Presse-Agentur auf Twitter. Ob der Eingriff eine Form von Zwangsernährung bedeutet, etwa intravenös, blieb zunächst unklar. "Niemand hat uns offiziell darüber informiert, welche Maßnahmen ergriffen wurden, so Abd el-Fattahs Mutter. Eine Bestätigung von offizieller Seite gab es zunächst nicht.

Donnerstagnachmittag forderte el-Fattahs Familie die Verlegung des Aktivisten in ein Krankenhaus.

Fünf Jahre Haftstrafe

Der 40-Jährige, der zu den Führungsfiguren in der Revolution von 2011 zählte, wurde im Dezember 2021 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Anklage lautete Verbreitung von Falschinformationen. Seit dem 2. April befindet er sich in Hungerstreik, den er mit Beginn der Klimakonferenz COP 27 in Sharm el-Sheikh intensivierte und seitdem Wasser verweigert. Seiner Mutter zufolge befindet er sich weiterhin im Gefängnis. Es sei ihr verboten worden, vor der Haftanstalt Wadi al-Natrun in der Wüste nördlich von Kairo zu warten. Briefe an ihn würden nicht angenommen.

Die Schwester Sanaa Seif sorgt sich, dass ihr Bruder zwangsernährt wird, um ihn im Gefängnis am Leben zu halten. Damit könnte ein möglicher Tod des prominenten Aktivisten während der Klimakonferenz, bei der zehntausende Delegierte, Beobachter und Journalisten registriert sind, vermieden werden. Den Fall sprachen auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Rishi Sunak an. (APA, 10.11.2022)