Glaubwürdigkeit ist das Grundkapital eines Qualitätsmediums. Deshalb haben wir interne Abläufe, die uns selbst dabei helfen, die strikte Trennung zwischen Redaktion und Anzeigen zu befolgen.

Foto: Heidi Seywald

Im Transparenzblog "So sind wir" berichtet die STANDARD-Redaktion über die eigene Arbeitsweise. Nach welchen medienethischen Grundregeln handeln wir? Aus welchen Fehlern lernen wir? Wir machen unsere Selbstreflexion öffentlich.

Eigentlich ist es ganz einfach: Das, was in der Zeitung oder auf der Website* steht, wurde von der STANDARD-Redaktion recherchiert, geschrieben, fotografiert, gefilmt, gepodcastet und ausgewählt – unabhängig von jeglichem Einfluss von außen. Und das, was sonst noch gedruckt oder online entsprechend transparent gekennzeichnet ausgespielt wird, ist Werbung – und mit der hat die Redaktion nichts zu tun.

Doch erstens stellt ein kritisches Publikum dazu eine durchaus berechtigte Frage, nämlich: "Woher wissen wir, dass das auch wirklich so ist?", und zweitens entstehen immer wieder neue Werbeformen, die sich von der traditionellen Anzeige unterscheiden. Es gibt also ein paar Dinge, die einer näheren Erklärung bedürfen.

"Bezahlte Anzeige" oder "Werbung"

Das Grundprinzip des STANDARD, die klare Trennung zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt, erkennen Sie, wenn Sie die Zeitung aufschlagen oder derStandard.at aufrufen und die Formulierung "Bezahlte Anzeige" oder "Werbung" sehen. Dieser Begriff kennzeichnet deutlich, dass ein Anzeigenkunde in irgendeiner Form etwas mit diesem Beitrag zu tun hat. In welcher genau, wird jeweils angegeben. Es kann etwa eine "Medienkooperation" sein, also zum Beispiel eine Diskussionsveranstaltung, die DER STANDARD gemeinsam mit einem Unternehmen ausrichtet, wobei die redaktionelle Verantwortung für den Text, der darüber erscheint, bei der STANDARD-Redaktion liegt. Oder ein Magazin, das dem STANDARD beiliegt, wird von einer Institution mitfinanziert – auch das wird gekennzeichnet, obwohl auch hier unsere Redaktion über den Inhalt entscheidet. Auch Podcasts werden gesponsert, was zu Beginn der jeweiligen Folge mitgeteilt wird.

Kurz: Sie sollen wissen, wo Geld fließt. Und auch, wo keines fließt. Etwa, wenn DER STANDARD redaktionell über Produkte berichtet, die vom jeweiligen Unternehmen zum Testen vorübergehend bereitgestellt werden.

Grundkapital Glaubwürdigkeit

All das geschieht, um Transparenz herzustellen. Dennoch bleibt die Frage, weshalb Sie uns glauben sollen, dass wir uns in unserer Berichterstattung nicht von Werbekunden beeinflussen lassen. Die einfache Antwort lautet: Weil jede Übertretung dieser roten Linie die Existenz des STANDARD gefährden würde.

Glaubwürdigkeit ist das Grundkapital eines Qualitätsmediums. Deshalb haben wir interne Abläufe, die uns selbst dabei helfen, die strikte Trennung zwischen Redaktion und Anzeigen zu befolgen. Auf dem "Seitenspiegel", also dem Dokument, das im Planungsablauf jede Print-Seite des STANDARD darstellt, werden die Anzeigen für die Redaktion im Voraus nicht eingeblendet, sondern erst am Produktionstag eingespielt. Angenommen, das Wirtschaftsressort plant eine kritische Geschichte über ein Unternehmen und dieses Unternehmen schaltet in derselben Ausgabe ein Inserat – unsere Journalisten wüssten im Vorfeld nichts davon.

So bewahren wir unsere redaktionelle Glaubwürdigkeit. Und unsere Sales-Abteilung kann ein seriöser Geschäftspartner für unsere Anzeigenkunden sein. Denn die buchen beim STANDARD, weil sie genau auf dieses Umfeld für ihre Werbebotschaften Wert legen: eine kluge Zielgruppe, die sofort merken würde, wenn Inhalt und Anzeige vermischt würden. Auch dieser Umstand verhindert unstatthafte Deals.

Ab und zu lehnen wir auch Kooperationen ab. Etwa, wenn wir der Ansicht sind, dass eine gemeinsam veranstaltete Diskussionsveranstaltung in erster Linie dem Greenwashing eines Unternehmens dienen soll. Oder wenn ein Werbeformat zwar außerordentlich kreativ ist, aber die Gestaltung zu sehr in den redaktionellen Bereich wächst und damit die klare Trennung verwischt.

Diese Unabhängigkeit hochzuhalten ist umso leichter, je weniger wir auf Werbeeinnahmen angewiesen sind. Deshalb spielen Sie als Leserin und Leser des STANDARD eine zentrale Rolle. Indem Sie durch ein Abo oder durch Ihre Unterstützung als Supporter zum ökonomischen Erfolg beitragen, stützen Sie auch unsere Widerstandsfähigkeit, jedenfalls immer sofort Nein zu sagen, falls jemand auf die Idee kommen sollte, uns kaufen zu wollen. (Nana Siebert, 10.11.2022)

* Außer jene Texte, die auf unserer Homepage blau als "Community-Artikel", "Diskussion" oder "Blog" gekennzeichnet sind. Diese Beiträge werden vom Verlag gemanagt. Sie stammen also nicht von den Journalistinnen und Journalisten der STANDARD-Redaktion.