Machen wir uns von China zu sehr abhängig? Wer dem deutschen Ökonomen Jens Südekum zuhört, weiß nach wenigen Worten, dass das die falsche Frage ist. China ist nicht nur der wichtigste Handelspartner der EU. In vielen Bereichen gehe ohne Importe aus der Volksrepublik gar nichts mehr, sagt Südekum beim Videotalk "STANDARD mitreden" – ob nun bei bestimmten Rohstoffen oder bei Windrädern.

Dazu komme die Abhängigkeit von Ausfuhren: Die deutschen Autobauer verkaufen bereits jedes vierte Auto in China. Bei Russland sei Europa nur von Energie abhängig gewesen. Deshalb habe Europa den Abbruch der Beziehungen zu Russland verdauen können. Sollte aber ein abruptes Ende der Wirtschaftsbeziehungen zu China erfolgen, wäre das die "Mutter aller Wirtschaftskrisen".

Zentrales Thema beim Videotalk war die Frage, wie Europa auf diese Abhängigkeit reagieren soll. Ist es klug, chinesische Investitionen zu untersagen? Was will China, wenn seine Staatskonzerne Häfen und Pharmafirmen in Europa kaufen?

Wandel durch Handel: Keine Chance?

Zu Gast war neben Südekum der Menschenrechtsexperte Manfred Nowak, früher Sonderberichterstatter der Uno zum Thema Folter. Er sagt: Die Hoffnung, China werde durch wirtschaftliche Annäherung zu einem demokratischen Land, müsse begraben werden. Dabei war auch Veronika Bohrn Mena von der Initiative "Lieferkettengesetz". Plädiert sie für einen Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen? Was können europäische Konsumentinnen und Konsumenten tun, die nicht Waren von chinesischen Firmen beziehen wollen, die Menschenrechte nicht achten? Alle Antworten dazu gibt es im Video.

Zu Gast war auch die Sinologin Susanne Weigelin-Schwiedrzik. Sie argumentiert, dass die Welt aufgrund der inneren Schwäche der großen Supermächte in die gefährlichste Situation seit Jahrzehnten gerutscht ist. Und: Neue Sanktionen der USA gegen Chinas Chipindustrie würden einen Krieg in Taiwan wahrscheinlicher machen. Warum? Das erfahren Sie im Video. Dabei war schließlich auch der Unternehmer Stefan Mangold, der österreichischen Unternehmen dabei hilft, in China Geschäfte abzuwickeln. Er sagt: China biete durchaus weitere Chancen, sich abzuschotten sei der falsche Weg. (Video: Ayham Yossef, 13.11.2022)