Kleben als neuer Klimaprotest.

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Der Tod einer Radfahrerin in Berlin schlägt auch fast zwei Wochen später noch hohe Wellen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Klimaaktivisten der Gruppierung Letzte Generation, die sich auf einer Schilderbrücke über der Stadtautobahn A100 festgeklebt und so einen Stau verursacht hatten. Darin steckte auch ein Einsatzwagen der Feuerwehr fest, der angefordert worden war, um einen Betonmischer anzuheben, der die 44-jährige Radfahrerin umgefahren und unter sich eingeklemmt hatte. Die Frau starb Tage später im Krankenhaus.

Die Wut auf die Klimakleber wuchs dadurch noch an, auf Twitter wurden sie unter anderem als "Mörder" bezeichnet. Daran änderte auch ein interner Vermerk der Feuerwehr vom 31. Oktober nichts. Demnach war das Unfalloper an Ort und Stelle von einer Notärztin versorgt worden, die durch den Stau nicht behindert worden sei.

Die Ärztin habe schließlich auch entschieden, auf das Anheben des Betonmischers mittels Feuerwehreinsatzfahrzeug zu verzichten. "Ein Anheben wurde kurz erwogen, hätte aber wohl länger gedauert wie auch die medizinische Situation verschlechtert", heißt es zur Begründung für die Entscheidung der Medizinerin.

Nochmal über die Frau gefahren

Der Abschlussbericht der Feuerwehr kommt hingegen zu einem anderen Schluss. Demnach, berichtet der "Tagesspiegel", wäre der sogenannte Rüstwagen ohne Stau eine Minute nach der Notärztin eingetroffen. So wäre eine Rettungsmethode, mit der das Unfallopfer schonender unter dem Betonmischer hätte hervorgeholt werden können, möglich gewesen. Stattdessen musste das Fahrzeug erneut über das Unfallopfer gefahren werden, heißt es im Abschlussbericht. Diese Methode wird laut "Tagesspiegel" in den Vorschriften nicht empfohlen, erfahrene Retter raten sogar davon ab.

Die Polizei ermittelt gegen einige Aktivisten wegen unterlassener Hilfeleistung und Behinderung hilfeleistender Personen, die Staatsanwaltschaft prüft zudem den Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Ungeachtet der Ermittlungen und der massiven Kritik hat die Letzte Generation in dieser Woche angekündigt, ihre Proteste in Deutschland auszuweiten. (red, 11.11.2022)