Am Meeresgrund wurde das Wrackteil entdeckt und von Sand befreit.
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Sein Name ist untrennbar mit einem der größten Raumfahrtunfälle der Geschichte verbunden: Das Spaceshuttle Challenger startete am 28. Jänner 1986 vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida. Nicht einmal zwei Minuten nach dem Start geschah das Unglück. Etwa 15 Kilometer über dem Atlantik explodierte das Raumschiff, die gesamte siebenköpfige Crew starb.

Nach der Katastrophe begann die Suche nach den zahlreichen Trümmern, die über einen großen Bereich verstreut worden waren. Viele Bestandteile des Shuttles konnten gesammelt werden. Einiges wurde erst Jahre später gefunden, beispielsweise Teile eines Flügels, die 1996 an die Küste gespült wurden. Ein Filmteam spürte bei Dreharbeiten für eine Dokumentation über das Bermudadreieck im März dieses Jahres ein weiteres großes Trümmerteil der Challenger auf. Das machte die US-Weltraumagentur Nasa am Donnerstag öffentlich.

Taucher beim Vermessen des Trümmerteils.
Foto: APA/AFP/The History Channel

Fatale Kettenreaktion

Mindestens 4,5 mal 4,5 Meter misst das Stück, das großteils durch Sand verdeckt war und an den typischen Kacheln des Spaceshuttles erkannt wurde. Das Tauchteam, das eigentlich ein abgestürztes Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht hatte, benachrichtigte daraufhin die Weltraumbehörde. Nasa-Manager Michael Ciannilli zufolge handelt es sich um eines der größten Trümmer der Raumfähre, die bisher gefunden wurden.

Die Challenger nach ihrem Start.
Foto: APA/AFP/NASA

Bisher dürften etwa 107 Tonnen Material geborgen worden sein, die ursprünglich zur Challenger gehörten. Zusammen kämen die Teile auf rund 47 Prozent des Spaceshuttles inklusive Kraftstofftanks und Booster. Demnach sind noch mehr als die Hälfte der Bestandteile im Meer verstreut. Ob das neu entdeckte Teil der abgestürzten Raumfähre geborgen werden soll, wägt die Nasa aktuell ab.

Nur 73 Sekunden nach dem Start war die Challenger 1986 beim zehnten Flug des Modells explodiert und in Einzelteile zerfallen. Grund dafür war ein Fehler bei Dichtungsringen in einem der Raketenbooster. Die niedrigen Jännertemperaturen vor dem Start trugen mit den hohen Hitzebelastungen des Starts dazu bei, dass der Kunststoff nicht mehr dicht abschließen konnte. So wurde eine Kettenreaktion losgetreten, die letztendlich zur Zerstörung des Raumschiffs führte und eine Explosion nach sich zog.

Im Lauf der tödlichen Kettenreaktion kam es auch zu einer Explosion.
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Gedenken an Opfer

Neben dem Verglühen der Raumfähre Columbia 2003 beim Wiedereintritt in die Atmosphäre, dem tödlichen Sauerstoffdefekt bei der Rückkehr der Sojus-11-Kosmonauten 1971, dem Brand in der Apollo-1-Kapsel noch vor dem Start 1967 und dem Fallschirmunglück des Kosmonauten Wladimir Komarow im selben Jahr zählt die Challenger-Explosion zu den schrecklichsten Katastrophen der Raumfahrt. An Bord waren Kommandant Francis Scobee, Pilot Michael Smith, Ellison Onizuka, Judith Resnik, Ronald McNair, Gregory Jarvis und Christa McAuliffe. Letztere wäre damals die erste Person gewesen, die mit dem "Teacher in Space Project" als Lehrerin ins Weltall geflogen wäre, um junge Menschen zu inspirieren.

Zu den neuen Trümmerfunden sagte Nasa-Chef Bill Nelson: "Diese Entdeckung gibt uns die Gelegenheit, noch einmal innezuhalten, das Vermächtnis der sieben Pioniere, die wir verloren haben, hochzuhalten und darüber nachzudenken, wie diese Tragödie uns verändert hat." Nach dem Unfall setzte die Nasa für mehr als zwei Jahre die Spaceshuttle-Missionen aus und arbeitete daran, die Raumfahrt sicherer zu machen. Bedenken hinsichtlich der fatalen Dichtungsringe waren bereits bekannt gewesen. (sic, 11.11.2022)

ABC 7 Chicago