Franz Lackner, Vorsitzender der Bischofskonferenz und Salzburgs Erzbischof, trug nach der Vollversammlung eine Erklärung vor.

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Die katholische Kirche zeigt sich angesichts jüngster Skandale besorgt. "Die Enthüllungen und Vorgänge in der letzten Zeit haben zu einem Vertrauensverlust in Institutionen und vor allem in die Politik geführt, der für die gesamte demokratische Ordnung gefährlich werden kann", heißt es in der Erklärung der Bischofskonferenz nach ihrer Vollversammlung diese Woche in der Abtei Michaelbeuern in Salzburg. Kritik wird auch an der Unterbringung von Asylwerbern in Zelten geübt.

"Die weitverbreitete Skepsis verdunkelt das redliche und leider oft unbedankte Bemühen so vieler in der Politik und ihren Einsatz für die Menschen in unserem Land", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, am Freitag bei einer Pressekonferenz. Beim Namen genannt werden die angesprochenen Skandale wie zu erwarten nicht. Allerdings erinnert man an einen ethischen Grundsatz: "Jedes öffentliche Amt steht im Dienst des Gemeinwohls."

Asyl: Zusammenarbeit gefordert

Konkret werden die Bischöfe bei der Asylthematik. "Diese Unterbringungskrise wäre vermeidbar gewesen", heißt es in der Erklärung. "Die anstehenden Probleme sind lösbar, wenn alle zuständigen Stellen zusammenarbeiten und dabei so wie in der Vergangenheit von kirchlichen und anderen Hilfseinrichtungen der Zivilgesellschaft unterstützt werden."

Die Hilfe von Bund und Ländern gegen die Auswirkungen der Teuerung loben die Bischöfe, es werde aber weitere Maßnahmen brauchen für jene, die besonders betroffen oder gar in ihrer Existenz bedroht sind. Als Sofortmaßnahme stellt die Bischofskonferenz über die Diözesen zusätzlich eine Million Euro für gezielte Hilfe der Caritas zur Verfügung.

Kirche will CO2-Emissionen reduzieren

Anlässlich der UN-Klimakonferenz in Ägypten fordern die katholischen Bischöfe "verbindliche, rasche und ambitionierte Schritte", um die Erderhitzung einzubremsen. In die Pflicht genommen wird dabei auch Österreich, sei bei diesem Thema doch "mehr zu tun als bisher". Gleichzeitig kündigt die Bischofskonferenz an, dass im Bereich der eigenen Diözesen die CO2-Emissionen bis 2030 um 60 Prozent reduziert werden sollen.

Geht es nach den katholischen Bischöfen, muss den am wenigsten entwickelten Staaten und kleinen Inselstaaten bei Klimaschutzmaßnahmen geholfen werden. "Als Hauptverursacher des Klimawandels sind die Industriestaaten zu großzügiger Hilfe aus Gründen der Gerechtigkeit und im eigenen Interesse verpflichtet", lautet die Forderung.

Ebenso fordert die Bischofskonferenz neue und weitreichende Ziele im Biodiversitätsschutz. Österreich sei auch hier – wie in der Klimapolitik – gefordert.

Nachwehen von Corona noch präsent

An der Corona-Pandemie leidet die Kirche – auch wenn die Maßnahmen weitgehend abgeschafft sind – nach wie vor. "Es hat einen Aderlass gegeben", bestätigte Lackner. Dass die Zahl der Gottesdienstbesucher, wie kolportiert, um fast bis zu 40 Prozent zurückgegangen sein könnte, bezweifelte er aber.

Zwar waren die Religionsgemeinschaften von den gesetzlichen Corona-Maßnahmen nicht umfasst, was der Verfassungsgerichtshof jüngst als gleichheitswidrig erkannte. Allerdings schuf man auch in der katholischen Kirche eigene Regeln, die teils sogar noch weiter gingen. Ausgewichen wurde auf Online-Gottesdienste, die laut Lackner "sehr gut angekommen" sind. "Dort sind auch einige geblieben."

Laut dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz gilt es nun, die physischen Gottesdienstbesucher wieder zurückzugewinnen. Man habe aber auch Menschen durch Austritte verloren, betonte er. Indes betonte die Kirche auch das ungebrochene freiwillige Engagement in einer Erklärung. So seien bei den Wahlen im März 27.000 Frauen und Männer in die Pfarrgemeinderäte entsandt worden. Erhöht habe sich dabei auch der weibliche Anteil auf 56 Prozent.

Fortschritte in Synodalem Prozess

Auf internationaler Ebene weiter läuft auch der synodale Prozess. Mit der Veröffentlichung des vatikanischen Arbeitsdokuments für die jetzt bevorstehende Befassung auf kontinentaler Ebene sei man dabei "einen weiteren entscheidenden Schritt vorangekommen", heißt es in einer weiteren Erklärung des Episkopats. Darin begrüßt wird auch die Entscheidung des Papstes zur Verlängerung des Prozesses um ein Jahr und damit zur "noch intensiveren Einübung in Synodalität".

Das Arbeitsdokument bildet die Grundlage für die kontinentale Phase des synodalen Prozesses – in Europa konkretisiert durch eine Versammlung im Februar in Prag, bei der auch Österreichs katholische Kirche mit zwei Frauen und zwei Männern vertreten sein wird: Neben Lackner werden das die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, die Innsbrucker Hochschulrektorin und Theologin Petra Steinmair-Pösel und der Salzburger Theologe Markus Welte sein. Außerdem stellt Österreich zehn noch nicht namentlich bekannte "Online-Delegierte" aus verschiedenen kirchlichen Bereichen.

Und auch Personelles wurde bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe entschieden: Peter Schipka wurde erneut zum Generalsekretär der Bischofskonferenz gewählt. Er bekleidet dieses Amt seit 2011. (APA, 11.11.2022)