Früher las Roswitha Schuller gerne Macho-Geschichten, heute sind es die von romanischen alten, weißen Männern.

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Die in Kärnten geborene Wiener Künstlerin hat "als Jugendliche immer nur so Macho-Geschichten wie Die drei Musketiere gelesen. Vielleicht kommt es daher, dass ich bis heute meist romanische alte weiße Männer lese", lacht sie. Am liebsten Balzac, bei dem sie das weite Ausholen liebt: "Der kann über zwanzig Seiten drei Zentimeter einer Tapete beschreiben!"

Widersprüchlicher fällt ihre Lektüre von Curzio Malapartes Klassiker Die Haut aus. "Das ist nicht das reine Genuss lesen!" Der als Erick Suckert Geborene beschreibt darin das Ende der deutschen Besatzung im Neapel des Jahres 1943. "Ich habe mal gelesen, dass er damit so einen Anti-Camus, eine Anti-Pest schreiben wollte. Jedenfalls bricht er darin alle Elemente des gesellschaftlichen Lebens der Stadt – die Prostitution, den Kinderhandel – auf die Haut und das Fleisch herunter, mit einer Sprache, die noch so ein bisschen 19. Jahrhundert und eigentlich viel zu schön für den grindigen Inhalt ist.

Verfall und Sauschlachten

Er beschreibt den Verfall der Gemäuer, die noch an das antike Herculaneum und Pompeji erinnern, beschreibt eine Farbigkeit, die man noch erkennt, die sich aber löst wie die Haut, unter der sich verfaulendes Fleisch zeigt. Bei ihm liest sich die Befreiung Neapels eher wie Sauschlachten." Vielleicht liest sie das Buch ja auch vor allem deshalb, weil sie die Villa des Architekturliebhabers auf Capri, in der Jean-Luc Godard 1963 Le Mépris gedreht hat, unbedingt mal besuchen möchte. Regelmäßig besucht sie seit ihrer Kindheit die Stadt Entenhausen. Da fällt der leidenschaftlichen Carl-Barks-Sammlerin Im Land der viereckigen Eier (Original: Lost in the Andes!, 1948) ein, wo Tick, Trick und Track dafür bestraft werden sollen, dass sie dort etwas Rundes schaffen, nämlich Kaugummiblasen. "Und das erinnert mich wieder an Malapartes Oberflächen und Strukturen!"

Sie hatte als Zwölfjährige sogar mal Briefkontakt mit der Fachzeitschrift Der Donaldist, die von 1976 bis 1985 erschien und ihr etwas über "Die Ducks und die Sexualität" schickte. Vielleicht stand da sogar drin, ob Donald im Tiefsten ein Macho ist. (Manfred Rebhandl: 11.11.2022)