Reden wir doch einmal Klartext: Selbst für an neuer Technik stark interessierte Menschen gab es in den vergangenen Jahren nur wenig Grund, sich einen neuen Fernseher anzuschaffen. Zugegeben, das mag jetzt eine etwas unzulässige Verallgemeinerung sein, aber auf den Autor dieser Zeilen trifft es schon einmal zu, also sei diese Einleitung ausnahmsweise erlaubt.

Vorgeschichte

Aber ernsthaft: Vor etwas mehr als einem Jahr wurde an dieser Stelle – oder halt ein paar Bytes weiter – der Selbstversuch unternommen, ob sich ein neuer High-End-TV für jemanden rentiert, dessen Gerät schon "etwas" älter ist. Der "jemand" war in diesem Fall der Autor selbst, das Baujahr (des Fernsehers) 2011.

Das Ergebnis war ernüchternd: Ein Neo-QLED-TV von Samsung wusste zwar zu gefallen, aber auch wieder nicht genug, um das damit verbundene Investment zu rechtfertigen. Vor allem, da – wie in dieser Branche üblich – ja gleich die nächste, aber dann wirklich viel bessere Hardwaregeneration zu erwarten war.

QD-OLED ist da

Seitdem hat sich tatsächlich eine ganze Menge getan – und zwar bei Samsung. Der Marktführer hat sich nämlich zu einem Technologiewechsel bei seinen Spitzenmodellen durchgerungen. Aus QLED wird QD-OLED – und der daraus resultierende Unterschied ist erheblich größer, als es die drei in der Mitte eingefügten Zeichen vermuten ließen.

Bei so einem Fernseher freut sich der Drache.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Doch bevor es weitergeht, ein wichtiger Hinweis: Wer hier den ultimativen TV-Test mit den 723 schönsten Messungen erwartet, ist schlicht an der falschen Stelle. Dafür haben wir weder die notwendige Ausrüstung noch – um ganz ehrlich sein – den Überblick über sämtliche Modelle. Entsprechend soll das Folgende vor allem zwei Dinge bieten: subjektive Eindrücke aus der einleitend genannten Perspektive sowie den Versuch, die neue Technologie und deren Vor- und Nachteile einmal näher zu beleuchten. Noch immer da? Gut, dann kann es ja weitergehen.

Einfache Wahl

Als Testobjekt kommt die 65-Zoll-Variante aus Samsungs aktueller QD-OLED-Reihe zum Einsatz, die zugehörige Modellnummer wäre dann S95BA65. Dabei zeigt sich gleich eine der entscheidenden Einschränkungen dieser Reihe: Alternativ gibt es nämlich gerade einmal noch ein Modell mit 55 Zoll, größere oder kleinere Varianten werden hingegen nicht angeboten.

Ersteindruck

Der Bildschirm ist sehr dünn – in dem Fall wäre das der unscharfe Streifen in der Mitte. Unten wird es dann hingegen deutlich dicker, irgendwo muss ja auch die Hardware untergebracht werden.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Beim Auspacken sieht das Ganze schon einmal aus wie ein Fernseher – aber zumindest ein ziemlich dünner. Wie von OLEDs gewohnt, ist das Display nur wenige Millimeter dick. Das ist erfreulich und sieht durchaus gut aus, trotzdem sollte nicht vergessen werden, dass so etwas auch immer ein bisschen eine Mogelpackung ist.

Die Hardware jenseits des eigentlichen Displays sitzt nämlich in einer an der Rückseite angebrachten Box – wo dann die Dicke erst recht wieder fast vier Zentimeter beträgt – da sind die TVs manch anderer Hersteller dann in Summe doch wieder dünner.

Spezifikationen

Ein paar weitere Eckdaten im Schnelldurchlauf. Das Display bietet natürlich eine 4K-Auflösung, dazu kommt HDR-Support – im konkreten Fall HDR10+. Dolby Vision gibt es bei Samsung hingegen weiterhin nicht, was für die Nutzer unerfreulich ist, da es nun einmal mehr Materialien in diesem Format gibt.

Ebenfalls positiv ist, dass es gleich vier HDMI-2.1-Anschlüsse mit 120-Hz-Support gibt. Angetrieben wird das Ganze von Samsungs eigenem – ernsthaft –, "Neural Quantum Processor 4K" benannten Chip. EARC-Support gibt es ebenso wie Wi-Fi 5, Bluetooth 5.2 und einen Ethernet-Anschluss. Was hingegen fehlt, ist ein klassischer Kopfhöreranschluss – sowohl mit großer als auch mit kleiner Buchse.

Quantum Dots treffen auf OLED

Der Star des Geschehens ist aber wie gesagt die QD-OLED-Technologie, doch was ist das eigentlich? Die Langform "Quantum Dot OLED" gibt da schon gewisse Hinweise, soll das Ganze doch die Vorteile der bisherigen QLED-Technologie – auch hier steht das Q für "Quantum Dot" – mit OLED-Displays vereinen, wie sie bisher vor allem von LG oder Sony genutzt wurden. Bei Samsungs bisherigen QLEDs handelt es sich hingegen trotz der etwas irreführenden Benennung eigentlich um LCDs.

Das Bild ist erheblich besser, als es mit einer Kamera einzufangen gelingt. Noch besser wäre es natürlich mit einem besseren Quellmaterial als dem, was Netflix als 4K/HDR (mit einer überschaubaren Bitrate) liefert.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Vorteile von OLEDs sollten mittlerweile weitgehend bekannt sein, aber in der Kurzfassung: Während LCDs eine Hintergrundbeleuchtung brauchen, leuchten bei OLEDs die einzelnen Pixel selbst, was einen perfekten Schwarzwert und somit auch hervorragende Kontraste ermöglicht. Die meisten sollten das bereits von ihrem Smartphone kennen, kommen dort doch meist OLED-Displays zum Einsatz.

Ein klassischer Nachteil von OLEDs ist hingegen die geringere Helligkeit. Genau dieses Defizit soll nun QD-OLED ausräumen – oder zumindest den Abstand zu LCDs reduzieren. Dazu ein kleiner – keine Angst: sehr vereinfachter – Exkurs in Display-Technologien.

Aufbau

So illustriert Samsung selbst den Unterschied bei QD-OLED.
Grafik: Samsung

Bei klassischen OLEDs werden weiße Subpixel verwendet, die dann mithilfe entsprechender Farbfilter zu Rot, Grün und Blau werden – woraus dann in der RGB-Mischung ganz klassisch all die Farben am Bildschirm entstehen. Das Problem dabei: So ein Filter reduziert natürlich die Helligkeit. Deswegen sind Hersteller wie LG mittlerweile dazu übergegangen, zusätzlich ein rein weißes Subpixel beizumischen, das die Helligkeit erhöhen soll.

Bei QD-OLED sieht das etwas anders aus, es werden nämlich blaue OLEDs verwendet. Damit kann das blaue Subpixel schon einmal ganz ohne Filter durchgereicht werden, während die anderen beiden Subpixel über die namensgebenden Quantum-Dot-Elemente sehr effizient in Rot und Grün gewandelt werden. Das verspricht neben höherer Helligkeit auch intensivere Farben und ein besseres HDR-Bild, da eben kein Weiß zugemischt werden muss.

Der subjektive Eindruck zählt

Klingt gut, doch wie sieht das in der Realität nun aus? Um es kurz zu machen: hervorragend. Jetzt sind die Vorteile von OLED natürlich keine große Neuerung, trotzdem beeindruckt schon auf den ersten Blick, wie gut diese Technologie mittlerweile geworden ist – und wie sie durch QD-OLED noch einmal eine Stufe weitergedreht wird.

Mit einem solchen Fernseher kann sogar "House of the Dragon" geschaut werden, ohne minutenlang die Handlung aufgrund absoluter Dunkelheit raten zu müssen. Aber ernsthaft: Bei so einem Gerät merkt man schnell, worauf aktuelle Serien und Filme getrimmt sind. Die starken Farben, die hervorragenden Kontraste sind beeindruckend – vorausgesetzt natürlich, man bekommt den jeweiligen Titel in 4K und HDR.

Helligkeit

Anschlussfreudig nennt man das wohl.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Aber was ist jetzt eigentlich mit der Helligkeit? Im Test kam der Fernseher auf eine maximale Helligkeit von rund 1.000 Nits. Das ist zwar etwas besser als viele aktuellen OLEDs, einzelne Hersteller kommen aber ebenfalls bereits bis in diesen Bereich. Subjektiv wirkt der Unterschied allerdings stärker, weil die HDR-Darstellung durch die QD-OLED-Technik "knackiger" wirkt, der lokale Kontrast stärker und das Auge dies dann auch anders wahrnimmt.

Klar, ein LCD bleibt bei der Helligkeit weiter im Vorteil, aber im Test wäre dieser Punkt jetzt auch bei Tageslicht nicht negativ aufgefallen. Also außer natürlich, man stellt den QD-OLED-Fernseher so auf, dass er direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt wird – wovon generell abzuraten ist. Man muss ja nicht sinnlos Energie verbrennen und die Bildqualität minimieren.

Details

Was ebenfalls auffällt, sind die sehr gute Detailerhaltung in Schattenbereichen sowie die tolle Farbwiedergabe mit den bereits erwähnten, klaren Abgrenzungen. Die Reflexionen sind äußerst gering, die Winkelabhängigkeit ebenfalls hervorragend. Will man etwas bemäkeln, ist es wohl am ehesten, dass die Farbdarstellung nicht immer perfekt kalibriert wirkt.

Zudem bleibt eine gewisse Unsicherheit im Hinblick auf Einbrenneffekte. Generell haben die Hersteller dieses Problem zwar bei OLEDs mittlerweile gut im Griff, zu QD-OLED im Speziellen gibt es aber schlicht noch keine Langzeiterfahrungen.

Hochgerechnet

Erfreulich ist hingegen wieder, dass das Upscaling von Videomaterialien mit niedrigerer Qualität sehr gut funktioniert. Das ist nicht ganz unwichtig, darf doch nicht vergessen werden, dass es vieles schlicht nicht in 4K HDR gibt. Wirklich nervig sind dafür die Default-Einstellungen. Wie immer muss hier einiges angepasst werden, bevor man den von niemandem außer den Herstellern bevorzugten Seifenoperneffekt und andere Nervigkeiten wegbekommt.

Äußerst positiv fallen hingegen Samsungs Bemühungen um Gamer aus. So gibt es einen "Auto Low Latency Mode", der bei Spielen versucht, die Latenz so niedrig wie möglich zu halten. Support für Variable Refresh Rate und AMD Freescync Premium gibt es ebenfalls. Und wer bei manchen Spielen mit einer höheren Latenz leben kann, hat auch Zugriff auf einen "Game Motion Plus" genannten Modus, der unter anderem Blur-Effekte reduziert. Auch in Kombination mit den vier HDMI-2.1-Eingängen sind die aktuellen TVs also für Gamer äußerst gut geeignet.

Sound und mehr

Auch wenn QD-OLED für diesen Artikel im Fokus steht, ganz wollen wir dann doch nicht auf die restlichen Ausstattungsmerkmale des Testgeräts vergessen. Die Lautsprecher liefern laut dem Hersteller bis zu 40 Watt, tatsächlich sind sie für einen solch dünnen Fernseher recht ordentlich – die meisten werden sich wohl trotzdem lieber eine Soundbar oder eine größere Surround-Sound-Anlage dazukaufen. Auch weil hier der Bass bei großer Lautstärke etwas dröhnt.

Die mitgelieferte Fernbedienung kennt man so schon von früheren Samsung-Fernsehern, und das verwundert insofern, als dass sie eigentlich in so gut wie jedem Test kritisiert wird. Samsung gelingt das Kunststück, sie so schlicht zu machen, dass gewohnte Dinge fehlen, das Handling aber trotzdem umständlich wirkt.

Tizen: Bitte nicht

Kommen wir zur Software und beginnen dort einmal mit dem Positiven. Das Set-up ist wirklich sehr schnell und unkompliziert erledigt – vor allem, wenn man dazu die Smart-Things-App am Smartphone verwendet. Das war es dann aber auch schon wieder mit den freundlichen Worten. Samsungs Tizen ist jetzt an sich schon nicht das beste Smart-TV-System, leider wird es zudem von Jahr zu Jahr nicht gerade besser.

Wer ein paar Tausend Euro investiert, bekommt dafür sehr viel von sehr bunter Werbung.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Kernoberfläche wirkt mittlerweile ziemlich überladen, auch zeigen sich noch immer viele Inkonsistenzen – etwa wenn man auf die klassischen Einstellungen wechselt. Dazu kommt eine Fülle von Werbung und vorinstallierten Apps, die – mit Verlaub – in so einer Preisklasse eigentlich eine Frechheit sind. Die gewohnten Apps für Netflix, Disney+ und Co gibt es hier zwar alle auch, besser gepflegt – und oft auch flotter – sind sie aber bei externen Lösungen.

Anders gesagt: Eigentlich ist jeder gut beraten, Tizen links liegenzulassen und stattdessen ein Apple TV, Chromecast oder Fire TV anzuhängen. Und auch Samsung sollte sich langsam fragen, ob man sich mit diesen Alleingängen noch eine Freude macht. Vor allem, wenn eben dann so etwas das Ergebnis ist.

Assistent

Wie es sich für einen Fernseher im Jahr 2022 gehört, darf natürlich auch ein digitaler Assistent nicht fehlen – in diesem Fall kann gleich zwischen dreien gewählt werden. Das wären Bixby, Alexa oder auch Google Assistant. Und wer so verwegen ist, sich eine Webcam an den Fernseher hängen zu wollen, der kann auch via Google Duo – oder jetzt eigentlich: Google Meet – Videochats abhalten.

Stromverbrauch

In Zeiten der Energiekrise stellt sich natürlich auch immer die Frage, was so ein neuer Fernseher an Strom verbraucht. Samsung selbst spricht von bis zu 360 Watt im Betrieb, das ist aber ein absoluter Maximalwert, der im Test nie auch nur ansatzweise erreicht wurde. Als "typisch" werden hingegen – beim 65-Zoll-Modell – 155 Watt genannt.

Die Fernbedienung hat übrigens ein Solarpaneel auf der Rückseite. Das wurde an dieser Stelle schon einmal als "Greenwashing" bezeichnet – und gilt noch immer.
Foto: Proschofsky / STANDARD

In der Praxis wurden diese Werte interessanterweise sogar unterboten. Bei der Betrachtung eines Films in 4K HDR wurden so zwischen 90 und 150 Watt gemessen. Wieso diese große Spanne? Weil bei einem OLED der Stromverbrauch natürlich auch stark vom gezeigten Inhalt abhängt. Insofern sind die cineastischen Entscheidungen von "House of the Dragon" fast schon als Stromsparmaßnahme zu verstehen. Im Stand-by kommt der Fernseher mit 0,5 Watt aus.

Preisfrage

Kommen wir zum Preis, und der ist zwar hoch, aber jetzt auch nicht so hoch, wie für eine neue Technologie zu erwarten wäre. Derzeit gibt es das 55-Zoll-Modell des QD-OLED von Samsung bei dem Hersteller selbst schon um 1.799 Euro, die 65-Zoll-Ausführung kostet dann 2.599 Euro. Bei anderen Händlern kann man jeweils noch ein paar hundert Euro sparen.

Fazit eins

Was bleibt, ist ein durchaus erfreuliches Fazit: QD-OLED hält nämlich, was es verspricht. Das Bild ist beeindruckend und tatsächlich noch einen Tick besser als bei klassischen OLEDs. Die intensivere Helligkeit erfreut ebenfalls. In Summe ist das also ein beeindruckender Start für QD-OLED, der eines klarmacht: Die Tage von LCD sind zumindest bei High-End-Geräten angezählt.

Fazit zwei

Das führt uns dann aber wieder auf die persönliche Ebene zurück, bringt das neue Modell den Autor selbst doch in eine schwierige Lage. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Weihnachtsgeld für einen neuen Fernseher ausgeben? Das ist keine leichte Entscheidung, zumal die Verlockung bei der QD-OLED-Serie doch erheblich größer ist, als es noch im Vorjahr bei Samsungs besten QLED-Fernsehern der Fall war. Was wohl die Hersteller für nächstes Jahr parat haben? Hmmm ... (Andreas Proschofsky, 13.11.2022)