Hardware für die spielende Zunft ist zum Fixbestandteil des Elektronikangebots off- und online geworden. Fix neben Eingabegeräten wie Keyboards, Mäusen und Controllern etabliert haben sich dabei auch Headsets, die besonders auf die Bedürfnisse von Gamern zugeschnitten sind.

So auch das Astro A30 Wireless von der Gamingmarke des Zubehörherstellers Logitech. Mit einem Nennpreis von 250 Euro gehört es zu den teureren Optionen, soll dafür aber nicht nur mit seinem Klang, sondern auch mit großer Vielseitigkeit punkten. DER STANDARD hat es getestet.

Lieferumfang, Verarbeitung, Komfort

Geliefert wird das Headset in einer stabilen Tragetasche. Zum Lieferumfang gehören ein USB-Transceiver, ein ansteckbares Mikrofon, ein USB-A auf USB-C-Kabel und ein 3,5_mm-Klinkenkabel, jeweils rund 1,5 Meter lang. Verbinden lässt es sich mit PCs, Mobilgeräten, der Playstation 5 und der Xbox Series X/S.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Das Headset selbst kommt vollumfänglich in Kunststoff, der optisch und haptisch einen hochwertigen Eindruck macht. Für auffallende Ästhetik ist durch die Abdeckung der Hörer gesorgt, auf denen eine von einer abnehmbaren, halbtransparenten Kunststoffplatte verdeckte Metalloberfläche bunte Reflektionen erzeugt. Das allerdings nur durch einfallendes Licht, auf eigene Beleuchtung hat man beim A30 Wireless verzichtet.

Das Kopfband verfügt über eine gummierte Polsterung. Die Ohrteile lassen sich drehen. Die Kunstlederpolster sind magnetisch befestigt, was den Austausch mit von der Astro-Gaming-Seite beziehbaren Ersatzteilen oder etwaigen Drittherstellerprodukten kinderleicht macht. Dank des starken Magneten ergab sich im Test kein Problem mit versehentlich abgelöster oder verrutschter Bepolsterung.

Die Länge des Bügels lässt sich flexibel anpassen. Auf einem eher großen Kopf sitzt das Headset sicher und bequem. Die Bepolsterung ist angenehm, aufgrund des Oberflächenmaterials wird es auf Dauer aber etwas warm. Schade, dass es hier – zumindest aktuell – keine stoffummantelten Ohrpolster als Alternative gibt.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Anbindung und Steuerung

Anbinden lässt sich das Headset zwecks Soundwiedergabe auf dreierlei Arten. Man kann es per Klinkenkabel an die Soundkarte und andere Geräte hängen, per Bluetooth (über den unterstützten Versionsstandard findet man auf Verpackung und Website keine Hinweise) verbinden oder den mitgelieferten Adapter nutzen, der mit einem eigenen Übertragungsprotokoll im 2,4-GHz-Frequenzspektrum besonders geringe Latenzen verspricht. Der USB-C-Anschluss dient ausschließlich der Aufladung des Akkus.

Als Steuerelemente gibt es eine Ein/Aus-Taste, einen Bluetooth-Button für den Wechsel in diesem Modus und Koppelung, die gemeinsam mit einem kleinen Vier-Wege-Joystick auf der Hinterseite des rechten Hörers sitzen. Am linken Hörer ist ein Schieberegler untergebracht, über den man die Stummschaltung des Mikrofons steuert.

Der Joystick dient zur Regelung der Lautstärke und der Änderung der Balance zwischen dem Sound von Spielen und Voicechat über Programme wie Discord. Er ersetzt damit die sonst üblichen Tasten oder Rädchen, die zu diesem Zweck genutzt werden. Allerdings ist dieses Bedieninstrument so klein geraten, dass seine Verwendung selbst nach einiger Eingewöhnung frustrierend ist und man geneigt ist, dafür lieber kurz zum Handy zu greifen und die App zu verwenden. Beim Nachfolgemodell sollte an dieser Stelle dringend nachgebessert werden.

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Klang und Software

Es gibt kein wahrnehmbares Grundrauschen, wenn man das Headset kabellos anbindet. Bei Nutzung des Klinkenkabels hängt dies wiederum stark von der Quelle ab. Die Schallisolierung nach außen ist mittelmäßig, Lärm auf üblicher Zimmerlautstärke nimmt man hintergründig wahr. Aktive Geräuschunterdrückung wie etwa beim Epos H3Pro Hybrid gibt es nicht. Die Reichweite der Übertragung mit dem Transceiver gibt Astro mit 15 Metern an. Die tatsächliche überbrückbare Entfernung schwankt stark mit Hindernissen wie dicken Altbauwänden.

Zum Einsatz kommen in den Hörern 40-mm-Treiber. Das voreingestellte Soundprofil ist auf Gaming zugeschnitten, was sich in etwas zurückgenommenen Mitteltönen und hervorgehobenen Höhen zeigt. Das ist vorteilhaft, um Schüsse oder Schritte besser wahrzunehmen, was für Spieler von Multiplayer-Shootern ein Kriterium darstellt. Beim Musikhören führt dies allerdings dazu, dass die Stücke vieler Genres sich recht "flach" anhören.

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Ändern kann man das per Software. Bindet man das Headset per Bluetooth an ein Handy an, lässt sich dafür die Logitech-G-App nutzen. Hier kann man verschiedene Equalizer-Profile einstellen, die Empfindlichkeit der Sprachübertragung, die Lautstärke der Abhörfunktion für das eigene Mikrofon regeln und auch die Aggressivität von dessen Geräuschunterdrückung festlegen. Mit einer ausgewogeneren Einstellung hört sich dann auch Musik gut an, wenngleich eine gewisse Neigung zur Überbetonung höherer Frequenzen merkbar ist. Bässe sind kräftig, und in keinem Höhenbereich kommt es bei hoher Lautstärke zu hörbaren Verzerrungen.

Theoretisch gibt es mit dem Astro Command Center auch eine Software für Windows und macOS, um Geräte der Marke zu konfigurieren. Diese unterstützt das Headset allerdings nicht. Auch wenn die Smartphone-App gut funktioniert, wäre die Entscheidung, keine Konfiguration über den PC zu ermöglichen, eher eigenwillig und hätte auch den Nachteil, dass man sich auf dieser Plattform den Ladestand des Headsets nicht anzeigen lassen kann.

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Was das Astro A30 Wireless vielen anderen Headsets voraus hat ist, dass es Sound aus bis zu drei Quellen gleichzeitig wiedergeben kann. Neben dem Mischen verschiedener Eingänge ist es auch möglich, es mit mehreren Receivern zu koppeln, sofern man weitere nachkauft. Das funktioniert wie versprochen und ist potenziell praktisch, wenn man öfter zwischen Geräten wechselt oder beim Spielen eigene Hintergrundmusik verwendet und per Handy steuert. Darüber hinaus dürfte es für dieses Feature aber nur wenige Einsatzszenarien geben.

Mikrofon

Das mitgelieferte Bügelmikrofon wird über eine 2,5-mm-Klinke angesteckt und ist leider nur beschränkt flexibel in der Handhabe. Zudem muss es recht nah am Mund platziert werden, da die eigene Stimme sonst nur sehr leise übertragen wird. Es ist stark auf Sprache getunt, betont also höhere Frequenzen, um höhere Klarheit zu erzeugen. In Verbindung mit leichtem Grundrauschen bedeutet dies, dass es für Kommunikation gut brauchbar ist, für anspruchsvolle Sprach- oder Gesangsaufnahmen allerdings nicht. Dieser Anspruch wird natürlich gar nicht erst gestellt, und es gibt gute Gründe, warum Streamer, Podcaster und Sänger dedizierte Mikrofone bevorzugen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Aber auch ohne ein Bügelmikrofon ist man nicht "sprachlos", denn in das Headset ist ein zweites Mikrofon integriert. Dessen Aufnahmequalität ist vergleichbar mit durchschnittlicher Handy-Telefonie. Und das entspricht auch dem nächstliegenden Einsatz, nämlich wenn man das Headset unterwegs mit dem Smartphone verwendet.

In Sachen Akkulaufzeit verspricht man eine Nutzungsdauer von bis zu 27 Stunden. Abschätzungen aus der Praxis erlauben den Rückschluss, dass die Maximalzeit sich realistisch zwar nicht ausgeht, aber deutlich mehr als 20 Stunden durchaus erwartbar sind. Das heißt: Ist man nicht gerade länger unterwegs ohne Zugang zu einer Lademöglichkeit, ist die Gefahr, dass dem Headset der Saft ausgeht, sehr gering.

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Fazit

Das Astro A30 Wireless bietet gute Verarbeitung, komfortablen Sitz und ordentlichen Klang. Dazu sticht das Design ästhetisch aus der Masse heraus, ohne auf die bei Gaming-Hardware übliche Beleuchtungsorgie zu setzen. Ergonomische Abzüge gibt es allerdings für den "fummeligen" Joystick zur Regelung von Balance und Lautstärke des Sounds.

Während die Smartphone-App zur Konfiguration des Geräts ordentlich funktioniert, verblüfft das Fehlen einer Lösung für Windows und macOS, was so manchen Spieler doch vor den Kopf stoßen dürfte.

Die große Stärke des Astro-Headsets ist allerdings seine ungeheure Flexibilität. Nicht nur versteht es sich mit PCs und den aktuellen Konsolen von Sony und Microsoft, sondern es kann auch per Klinkenkabel, Bluetooth und eigenen Transceiver verbunden werden. Zusätzlich lässt es sich auch aus mehreren Quellen bespielen – wenngleich die Einsatzszenarien dafür wohl überschaubar sind. Schlussendlich gefällt auch das integrierte Zweitmikrofon, das es erlaubt, das etwas unflexible, aber passabel klingende Bügelmikrofon abzunehmen und das Gerät unterwegs für Musik und Telefonie zu verwenden. Dazu gesellt sich auch noch starke Akkulaufzeit und die einfach austauschbare Bepolsterung.

Ob man sich dieses Paket 250 Euro kosten lassen möchte, ist natürlich eine Frage von Anspruch und Budget. In dieser Preisklasse findet man zwar Headsets, die etwas besser klingen, aber derzeit keines, das mit dieser Feature-Vielfalt mithalten kann. (gpi, 19.11.22)