Österreichs Damentennis hat Grund zur Freude.

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Schwechat – Einmal mehr hat sich gezeigt, was im Tennis und besonders im Mannschaftstennis alles möglich ist. Ein haushoher Favorit mit einer Spitzenspielerin reicht nicht, wenn der Team-Spirit des Underdogs besser und auch der Heimvorteil vorhanden ist. Österreichs Frauen haben das im ersten Heimspiel seit 14 Jahren gegen Lettland bewiesen. Auch in Abwesenheit der heimischen Nummer 1 haben Sinja Kraus, Tamira Paszek, Melanie Klaffner und Barbara Haas den 3:2-Sieg geschafft.

Damit hat sich die Truppe von ÖTV-Kapitänin Marion Maruska tatsächlich für die Qualifikationsrunde im Billie Jean King Cup 2023 qualifiziert. Das Team hat im Multiversum in Schwechat die Gunst der Stunde genutzt, nachdem man viele Jahre in unteren Regionen des Traditionsbewerbs spielen musste.

Österreich stand noch nie in der Qualifikationsrunde, die es erst seit 2020 in dieser Form gibt. Erstmals seit 2008, als die ÖTV-Frauen in der damaligen Weltgruppe II zwei Länderkämpfe verloren hatten, hatte die ÖTV-Equipe überhaupt wieder die Chance, ins höchste Level dieses Traditionsbewerbs vorzustoßen.

Das Antreten im Play-off war nach Rang fünf in der Europa-Afrika-Zone I auch erst wegen der weltpolitischen Lage möglich geworden. Österreich profitierte vom Ausschluss von Russland und Belarus wegen der russischen Invasion in die Ukraine sowie dem Austragungsort Glasgow für die diesjährigen Finals. Dadurch war Großbritannien Fixstarter und das ÖTV-Team übernahm das Ticket der Briten.

Starker Teamspirit

Dementsprechend war Österreich, noch dazu ohne die Top-100-Spielerin Julia Grabher, klarer Außenseiter gegen Lettland mit der Weltranglisten-18. Jelena Ostapenko. Letztere hat zwar ihre zwei Einzelpunkte geholt, doch Paszek und Kraus besiegten die jeweiligen Nummer-zwei-Spielerinnen und das Doppel Kraus/Melanie Klaffner holte den Entscheidungspunkt.

"Bei den anderen hat man gemerkt, Ostapenko ist eine Einzelspielerin, das war kein Team. Sie ist auch als Persönlichkeit jemand, der schwieriger ist, nicht so eine Teamplayerin wie alle bei uns im Team", freute sich Maruska, auf den Team-Spirit bei Österreich angesprochen. "Auch die Babsi (Haas) steht voll hinter der Mannschaft", vergaß die ÖTV-Funktionärin auch auf die nicht eingesetzte Oberösterreicherin.

"Ich bin extrem stolz, angefangen von Tamira, über Sinja und Melli, auf alle drei megastolz." Nun hoffen die ÖTV-Frauen auch wieder auf mehr Anerkennung. Das Publikumsinteresse in Schwechat war bescheiden mit zusammen rund 500 Zuschauern an den zwei Tagen.

"Das ganze Wochenende war eine tolle Werbung für das Damentennis. Die Nummer eins ist nicht da und trotzdem wird eine tolle Leistung geboten", sagte Maruska im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. "Ich hoffe, dass das in Österreich wieder mehr gesehen wird auch bei den Medien und im Fernsehen."

Was man herzeigen kann

Damentennis sei einfach toll. "Es ist anders als das Herrentennis, das sind zwei verschiedene paar Schuhe, das ist einfach die Message." Und Klaffner pflichtete ihr bei: "Wie man sieht, kann man das Damentennis in Österreich doch herzeigen."

Der Wunsch für die schon am Sonntagnachmittag erfolgte Auslosung in Glasgow nach einem Heimspiel wurde allerdings nicht erfüllt. Österreichs Equipe muss am 14./15. April 2023 in der Qualifikationsrunde auswärts gegen Rekordsieger USA antreten.

Österreichs Frauen haben sich nun in die gleiche Ebene gespielt wie zuletzt die ÖTV-Männer mit dem Davis-Cup-Heimsieg über Pakistan in Tulln. Auch die Equipe von Kapitän Jürgen Melzer spielt Anfang Februar 2023 um ein Ticket beim Finalturnier. (APA, 13.11.2022)