Schwere Stimmung, ernste Gesichter – nur Kabarettist und STANDARD-Kolumnist Florian Scheuba lässt gelegentlich ein Lächeln der Leichtigkeit zu. Es geht bei "Im Zentrum" im ORF am Sonntagabend um den schmalen Grat zwischen Nähe und Verhaberung in Politik und Journalismus.
Alexandra Föderl-Schmid, Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" und davor zehn Jahre lang an der Redaktionsspitze des STANDARD, hat eine komfortable Position: Verhaberung und Inseratenkorruption kenne man in Deutschland nicht, auch nicht die Doppelrolle als Chefredaktion und Geschäftsführung. "Das Problem liegt in den Strukturen", formuliert es Andreas Koller ("Salzburger Nachrichten") in seiner Rolle als Präsident des Presseclubs Concordia.
Und das zeigt sich vielschichtig – vom politisch besetzten ORF-Stiftungsrat über die Inseratenvolumina und deren Vergabe durch die öffentliche Hand bis zu den Geschäftsmodellen im Medienbereich. "Unabhängigkeit beginnt bei der wirtschaftlichen Unabhängigkeit", postuliert Styria-Aufsichtsratschef Friedrich Santner. Warum nicht Norbert Steger oder Heinz-Christian Strache geladen seien, will Grünen-Mediensprecherin Eva Blimlinger wissen und muss sich gleich an den Sideletter zur Besetzung des ORF-Aufsichtsgremiums erinnern lassen.
Einig ist sich die Runde über eine nötige Systemreform – von der Besetzung der Rundfunkbehörde RTR über Kriterien für die Presseförderung (auch Mitgliedschaft im Presserat, der ethische Verstöße ahndet) bis hin zum Vorschlag eines Transparenzregisters für den Journalismus – dort solle eingetragen werden, wer mit wem gesprochen hat. Die Redaktion selbst habe strenge Compliance-Regeln, erinnert ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher. (Karin Bauer, 14.11.2022)