Auf den ersten Blick ein Schnäppchen: Salto de Castro in Spanien steht für 260.000 Euro zum Verkauf.

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Warum sich nur ein Haus auf dem Land kaufen, wenn man ein ganzes Dorf zu einem wohlfeilen Preis haben kann? Noch dazu in Spanien. 44 Häuser, ein Hotel, eine Kirche, eine Schule, ein Schwimmbad ... kann man jetzt für schlappe 260.000 Euro erwerben. Kurzer Blick auf die Website immopreise.at: Dafür bekommt man zum Beispiel im zweiten Wiener Gemeindebezirk gerade einmal eine 50 Quadratmeter große Eigentumswohnung.

Die Ortschaft heißt Salto de Castro und befindet sich direkt an der Grenze zu Portugal, in der Provinz Zamora, etwa drei Autostunden von Madrid entfernt. Hier, im geschützten Naturpark Arribes del Duero und im tiefsten Teil der gleichnamigen Senke, liegt der Stausee Castro, dessen Ufer die Gebäude in Salto de Castro säumen. Das Klima ist mild, aber niederschlagsreich. Frost ist im Winter ausgesprochen selten. Die Menschen in den verstreuten Ortschaften rund um das Dorf Salto de Castro leben von der Land-, Vieh- und Waldwirtschaft und bauen vornehmlich Roggen, Oliven, Mandeln und Wein an. Klingt traumhaft, und dennoch ist das Dorf seit drei Jahrzehnten verlassen, was wohl den Preis erklärt, wie die BBC berichtet.

Aufgegeben

Ursprünglich errichtet wurde das Dorf, um die Familien der Arbeiter unterzubringen, die in den frühen 1950er-Jahren den dortigen Stausee bauten, wie bei Travelbook zu lesen ist. Nach der Fertigstellung zogen die Bewohner jedoch wieder weg, und in den späten 1980er-Jahren wurde der Ort schließlich vollends aufgegeben. Die Umgebung ist zwar landschaftlich reizvoll, aber auch als "leeres Spanien" bekannt. In den dünn besiedelten Gebieten fehlt es an zahlreichen städtischen Annehmlichkeiten und Dienstleistungen, heißt es weiter.

Anfang der 2000er-Jahre wurde Salto de Castro schon einmal verkauft, und das Dorf sollte zum Tourismusort werden, wie die BBC erläutert. "Der Eigentümer träumte davon, hier ein Hotel zu errichten, aber das Projekt wurde auf Eis gelegt", sagte Romuald Rodríguez von Royal Invest, dem Unternehmen, das für den Eigentümer den Verkauf abwickelt, gegenüber der BBC. Auf der Website von Idealista, auf der das Anwesen gelistet ist, erklärt der 80-jährige Eigentümer: "Ich verkaufe, weil ich ein Stadtmensch bin und mich nicht um die Instandhaltung des Dorfes kümmern kann." Das Interesse scheint jedenfalls groß zu sein. Seitdem das Angebot vor rund einer Woche veröffentlicht wurde, wurde es bereits mehr als 50.000-mal besucht. (red, 14.11.2022)