Ein aktuelles Beispiel: Die Testexemplare von Pixel 7 und Pixel 7 Pro wurden nach rund zwei Wochen an Google retourniert.

Foto: Proschofsky / STANDARD

Im Transparenzblog "So sind wir" berichtet die STANDARD-Redaktion über die eigene Arbeitsweise. Nach welchen medienethischen Grundregeln handeln wir? Aus welchen Fehlern lernen wir? Wir machen unsere Selbstreflexion öffentlich.

Es ist eine Frage, die uns bei Produkttests öfter mal begegnet: Was passiert eigentlich mit all den Smartphones, Laptops oder auch Fernsehern, nachdem der Test veröffentlicht wurde? Gehen diese wieder zurück an den Hersteller? Oder darf die Redaktion sie gar anschließend behalten? Und wo haben wir diese Geräte überhaupt her?

Disclaimer

Wer genau schaut, wird dazu unter vielen Tests folgende Formulierung finden: "Das Gerät wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt." Das heißt in den allermeisten Fällen nichts anderes, als dass wir vom Hersteller ein Testmuster erhalten haben, das anschließend wieder an die jeweilige Firma zurückgeschickt wird. Wie lange dieser Zeitraum ist, variiert je nach Hersteller stark. Im Regelfall sind das etwa bei Smartphones zwei bis drei Wochen, manchmal kann es aber auch ein bisschen länger sein – oder kürzer.

Das ist, wie gesagt, der Regelfall, wie bei jeder Regel gibt es aber auch hier Ausnahmen. Wenn es aus journalistischen Gründen sinnvoll ist, können einzelne Geräte schon mal länger bei uns bleiben. Also etwa, wenn wir diese für darauf basierende Berichterstattung benötigen. Wenn jemand regelmäßig über faltbare Smartphones schreibt, ist es sinnvoll, auch ein solches in der Lade zu haben, um im Fall des Falles neue Softwareentwicklungen testen zu können. Wer dauernd über aktuelle Spiele berichtet, der braucht natürlich Zugriff auf die entsprechenden Konsolen, um diese überhaupt testen zu können.

Klare Regeln

Betont sei, dass es sich bei all dem weiterhin um Leihgeräte handelt, diese also nicht dauerhaft in den Besitz der Redaktion übergehen. Damit verbunden ist, dass ein Weiterverkauf – oder jede andere Form des finanziellen Vorteils – strikt verboten ist, immerhin gehört das Gerät weiterhin dem Hersteller. Ebenso beschränken wir die Nutzung solcher Leihgeräte auf den Arbeitszweck.

Sehr selten, aber doch gibt es den Fall, dass die Hersteller ihre Testmuster gar nicht zurück wollen. Das hat manchmal hygienische Gründe – bei Earpods ist das etwa ein Thema –, meist geht es dabei aber um Geräte, die dermaßen günstig sind, dass sich der Rücktransport nicht rentiert. Solche Devices landen dann üblicherweise irgendwo in einer Lade oder einem Kasten, um dann im Bedarfsfall für spätere Vergleiche wieder herausgeholt zu werden.

Doch warum fehlt bei manchen Tests der oben erwähnte Hinweis? Wenn wir mal von der Situation absehen, in der wir den Disclaimer schlicht vergessen haben (wir geloben Besserung, versprochen), dann offenbart sich hier das andere Ende des Spektrums. Es handelt sich also um Geräte, die von der Redaktion privat bezahlt wurden – also vom Tester oder der Testerin selbst.

Was wird warum und wie getestet?

Bleibt noch eine weitere Frage, die oft an uns herangetragen wird: nämlich wie eigentlich entschieden wird, was wir testen. Oftmals geht das mit dem impliziten Vorwurf einher, dahinter würden wirtschaftliche Interessen stecken. Um das unmissverständlich klarzustellen: Die Entscheidung darüber, was wir wann und wie testen, obliegt einzig und allein der Redaktion.

Anzeigenabteilung und Redaktion sind beim STANDARD strikt getrennt, eine Einflussnahme in die eine oder andere Richtung gibt es nicht. Nun ist uns natürlich klar, dass manchmal ein anderer Eindruck entstehen kann, etwa wenn rund um einen größeren Produktlaunch gleichzeitig ein Test und eine passende Werbeeinschaltung veröffentlicht werden. Die Erklärung dafür ist recht simpel: Es gibt bei solchen Tests oft Termine wie Sperrfristen oder einen offiziellen Marktstart, an denen sich beide Seiten orientieren und woraus sich dann eine solche zeitliche Koinzidenz ergeben kann.

Vor allem aber: All das hat keinen Einfluss auf unsere Berichterstattung oder gar auf das Ergebnis unserer Tests. Diese geben einzig und allein die individuelle Einschätzung der Redaktion wieder – egal ob das unsere Werbekunden erfreut oder nicht. (Andreas Proschofsky, 29.11.2022)