Die Katzenwäsche ist keine Alternative. Die morgendliche Dusche soll ein belebendes Vergnügen bleiben. "Nass werden, ohne nass zu machen", könnte eine Werbeagentur aktuell texten. Denn längst kümmert sich die Zunft der Dusch-Designer um ein besseres Klima, ohne dass der Strahl versiegt. Zwar beherrschen weitgehend noch immer traditionelle Duschköpfe in schlichtem Telefonhörerdesign den Markt. Doch Shower kann auch Show sein.

Aus goldgebürsteten Platten im Deckenlampenstyle prasselt es herunter. Andere Über-Kopf-Brausen sind breit wie Schneeschaufeln oder erinnern im Vintageformat an eine Gaslaterne. Den großen Auftritt gibt es bei einem Typ, der es von himmelwärts regnen lässt oder per Umschalthebel die Indoor-Niagarafälle simuliert, gerne meeresblau illuminiert. Wobei natürlich Regen und Wasserfall gleichzeitig auch auf den Duschenden niederschwallen können.

Hört sich alles nach "Wasser marsch" an. Doch die meisten Hersteller sind sich ihrer nachhaltigen Verantwortung bewusst und stellen Modell her, die sparen, ohne zu knausern. Andreas Haug vom Stuttgarter Büro Phoenix Design, das für zahlreiche Sanitärfirmen arbeitet, sagt: "Wenn es uns gelingt, mit zwei Liter Wasser weniger ein gleich gutes Duschgefühl zu erzeugen, dann ist das eine tolle Sache."

Bubble-Rain-Duschbrause von Wolf Aqua-Manufaktur.
Foto: Hersteller

Bunt und groß

Und es gelingt. Die Palette der wassersparenden Duschköpfe ist bunt und groß. Normalerweise rauschen schon mal zwölf bis fünfzehn Liter pro Minute durch die Brause, bei den sturzregennachahmenden SUV-Ausführungen sind es sogar 20. Da lohnt es sich, allemal zu investieren. Das Geheimnis der Haushaltsbewussten: Mit Luft aufgepumpt bekommt das Wasser mehr Volumen. Der Retro-Look-Duschkopf der bayerischen Wolf Aqua-Manufaktur lässt Wasserblasen prasseln und braucht dafür nicht mal sechs Liter in der Minute.

Mineralkugeln filtern das Wasser beim Duschkopf von Alpenkraft.
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Beim österreichischen Hersteller Alpenkraft, der auch in Deutschland produzieren lässt, filtern zunächst Mineralkugeln das Wasser, das mit neun Litern pro Minute fließt. Bei der Stuttgarter Firma Hansa zeigt ein Display sekundengenau den Wasserverbrauch an, und eine LED-Lampe leuchtet rot auf, wenn Sie zu lange duschen. Für eine kleine Spielerei sorgt Dusche "Amphiro" aus der Schweiz, die fünf kleine Eisbären auf einem Bildschirm direkt am Duschkopf anzeigt. Diese verschwinden nach und nach, wenn der Energieverbrauch zu hoch ist.

Activejet-Handbrause von Hansa Armaturen.
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Von Tropfen zu Tropfen

Ein ganz anderes Kaliber Goodwill-Duschen hat das Start-up Nebia aus San Francisco kreiert. Sechs Düsen eines in mehrere Richtungen schwenkbaren Duschkopfes spalten die ansonsten großen Wassertropfen auf, sodass sehr feiner Sprühregen sowohl von oben als auch von einer zweiten Brause aus Richtung Wand die Dusche geradezu einnebelt. Diese Tröpfchen, so wirbt die Firma, hätten eine bis zu zehnmal größere Oberfläche und verteilten sich so nicht nur besser auf der Haut, sondern sparten zudem bis zu 50 Prozent Wasser ein. In dieser Nasszellenausgabe des legendären Londoner Nebels wird es weiter ein Vergnügen sein, von der untergegangenen Sonne auf Capri zu säuseln oder Mozarts Papageno zu schmettern.

Duschkopf samt Verbrauchsanzeige per Eisbären von Amphiro AG.
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Energieexperten haben ausgerechnet, dass sich wassersparende Duschen, je nach Kosten und Wasserwärme, schon nach drei Monaten amortisieren können.

Als die EU-Kommission sich 2010 aufraffte, in ihrer "Ökodesign-Richtlinie" warmwasservergeudende Duschköpfe wegen fehlender Nachhaltigkeit verbieten zu wollen, hallte das vor allem als Brüsseler Bürokraten-Idee nach. Die EU machte später einen Rückzieher, wird aber nun sogar von vielen Unternehmen überholt.

Pulsify Select S mit Ecosmart-Technologie von Hansgrohe.
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Bei Hansgrohe, einem der Großen der Sanitärbranche, arbeitet man im Labor am Strahl für die Zukunft. Weg von den gerade Fäden, die in Fachkreisen Spaghettistrahlen genannt werden, hin zu mehr Tropfen, ähnlich einem natürlich Regen.

Der Clou der Erfindercrew in Baden-Württemberg sind kreisende Helixstrahlen mit ähnlicher Wirkung wie bei einer Whirlpool-Massage. Die Raindance-Brausen von Hansgrohe haben drei Massagedüsen.

Auch das Ohr muss sich wohlfühlen

Damit das Duschen aber nicht nur auf, sondern auch unter die Haut geht, arbeiten die Bad-Designer auch am Sound der Wasserstrahlen. Die Frequenz soll gleichmäßig sein, keine schrillen Töne abgeben. In einfachen Brausen entstehen oft große Resonanzkörper. "Die Dinger schwingen und scheppern", sagt Melanie Grüner, Akustikexpertin bei Hansgrohe. Wichtig sei, "die Geometrie von Bauteilen so zu optimieren, dass der Duschgenuss nicht durch störende Geräusche beeinträchtigt wird", meint Grüner. Sogar über Lautsprecherboxen in Duschköpfen wird nachgedacht, nicht um Lieder zu spielen, sondern für ein wohliges Ear-Feeling des Wassers zu erreichen.

Das sind Dusch-Diskussionen, die weit über die aktuellen politischen Debatten hinausgehen, in denen wir nun wissen, was Ministerinnen und Minister morgens im Bad machen. "Ich dusche kurz, aber nicht kalt", erklärte die österreichische Umweltchefin Leonore Gewessler. Kalt wäre aber deutlich gesünder, da das kühle Nass im Vergleich zu heißem Wasser mehr Sauerstoff enthält und so die Abwehrkräfte besser stärkt. Das ist eine richtige Alternative. (Oliver Zelt, RONDO, 4.1.2023)