Erstmals wurden die Pläne für das Megakraftwerk (Symbolbild) im Jahr 2009 eingereicht.

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Innsbruck/Kaunertal/Sölden – Nach über zehn Jahren ist ein Widerstreitverfahren um das Wasser der Venter Ache im Tiroler Ötztal zugunsten des landeseigenen Energieversorgers Tiwag entschieden worden. Dadurch wurden, wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtete, wichtige Weichen für den umstrittenen Ausbau des Kraftwerks Kaunertal zum Pumpspeicherkraftwerk gestellt. Davor warnen Umweltschutzorganisationen eindringlich. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) dürfte 2023 fortgesetzt werden.

Letzte große rechtliche Hürde

Im April des Vorjahres hatte das Landesverwaltungsgericht (LVwG) im Widerstreit um das Wasser aus der Venter Ache zwischen der Gemeinde Sölden beziehungsweise deren gemeindeeigenen E-Werken und der Tiwag dem Landesenergieversorger recht gegeben. Dagegen war Beschwerde eingelegt worden. Die Entscheidung wurde nun allerdings vom Verwaltungsgerichtshof bestätigt, eine Berufung wurde abgewiesen. Damit wurde laut "TT" die letzte große rechtliche Hürde im Wasserstreit genommen. Sölden wollte das Wasser übrigens selbst für ein Kleinkraftwerk verwenden.

Das Höchstgericht untermauerte die Begründung des LVwG Tirol mit Verweis auf die bessere Entsprechung des Tiwag-Vorhabens mit den Vorgaben des wasserwirtschaftlichen Rahmenplans Tiroler Oberland, der wesentlich höheren Menge an erzeugbarer Energie und dem Beitrag zur Reduktion des Hochwasserrisikos im hinteren Ötztal. Nach der Fertigstellung würden rund 787 Millionen Kilowattstunden pro Jahr aus natürlichem Zufluss zusätzlich erzeugt. Damit könnten laut Tiwag rund 300.000 Tonnen CO2 jährlich gespart werden. Die Tiwag wollte auf APA-Anfrage zu den aktuellen Entwicklungen und dem weiteren Vorgehen keine Stellungnahme abgeben.

Pläne erstmals 2009 eingereicht

Die Pläne für das Megapumpspeicherkraftwerk waren erstmals 2009 eingereicht worden. Die UVP für die rund zwei Milliarden Euro teure Erweiterung des Kraftwerks war 2012 gestellt worden. Spätestens bis Ende Februar 2023 muss eine Entscheidung fallen, wie es mit dem Projekt weitergeht.

Umweltorganisationen hatten sich vehement gegen das Projekt ausgesprochen. 40 Vereine und Wissenschafter hatten als "Umweltallianz" im Mai die "Kaunertal-Erklärung" unterschrieben, in der sie den sofortigen Ausbaustopp forderten. Im August hatte sich die Alpenschutzkommission Cipra International, der über 100 Organisationen aus dem Alpenraum angehören, der Kritik angeschlossen.

Für das Projekt plant die Tiwag, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal – einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols – auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien und siebenmal so hoch wie das Goldene Dachl. (APA, 15.11.2022)