2023 wird aufgrund der Energiepreise eine Teuerung von 6,5 Prozent erwartet.

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Wien – Die hohen Energiepreise dürften das Wachstum in Österreich nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristig dämpfen. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) wird es 2023 zu einer Stagflation – also hoher Inflation bei geringem Wachstum – kommen. Danach wird die heimische Wirtschaft nur schleppend wieder in Schwung kommen – von 2023 bis 2027 rechnet das Wifo mit einem jährlichen BIP-Wachstum von durchschnittlich nur 1,0 Prozent.

Für das kommende Jahr rechnet das Wifo mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,2 Prozent. Die hohen Energiepreise würden die Produktionsmöglichkeiten und die Wettbewerbsfähigkeit vor allem energieintensiver Unternehmen einschränken, so die Experten. Die trüben Aussichten und die Unsicherheit rund um die kommenden Jahre lasten zudem auf der Investitionstätigkeit.

Stagnation erwartet

Gleichzeitig würden die hohen Preise die Kaufkraft und damit den Konsum dämpfen. Der reale private Konsum dürfte 2023 nur um moderate ein Prozent wachsen. Fiskalische Maßnahmen wie die Abschaffung der kalten Progression würden jedoch stützend für die Einkommen wirken.

Zu dem schwächelnden Wachstum kommt 2023 eine weiterhin hohe Inflationsrate aufgrund der Energiepreise, erwartet wird eine Teuerung von 6,5 Prozent. Es kommt also zu einer sogenannten Stagflation. Danach sollten die Energiepreise und damit die Teuerung zwar wieder etwas sinken, bis 2027 wird aber immer noch mit einer Inflationsrate von 2,4 Prozent gerechnet, was weiter über der von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Teuerungsrate von zwei Prozent liegt.

Auch die Energiepreise werden laut Wifo das niedrige Niveau von 2020/21 nicht mehr erreichen. Mittelfristig sei das vor allem für die energieintensive Industrie eine Belastung und beschleunige den Strukturwandel.

Auswirkung auf Beschäftigung

Beim Wachstum wird für 2027 mit einem Plus von 1,4 Prozent gerechnet, im Schnitt erwarten die Volkswirte aber lediglich ein jährliches Wachstum von 1,0 Prozent. Damit liegt das durchschnittliche BIP-Wachstum um einen halben Prozentpunkt unter dem mittleren Wachstum der Jahre 2010 bis 2019.

Das mittelfristig schwächelnde Wachstum dürfte sich auch auf die Beschäftigungsdynamik niederschlagen, schreiben die Wifo-Ökonomen. Jährlich wird ein Plus von 0,8 Prozent bei den unselbstständig Beschäftigten prognostiziert. Die Arbeitslosenquote dürfte indessen von 6,7 Prozent im Jahr 2023 auf 6,4 Prozent im Jahr 2027 sinken, da das Arbeitskräfteangebot schwächer zunehmen werde als die Beschäftigung.

Bei der Staatsverschuldung sieht das Wifo eine Verbesserung der Quote aufgrund der Ausweitung des nominellen BIP von 74,1 Prozent im Jahr 2023 auf 67,8 Prozent für 2027. Auch die Neuverschuldung werde sich laut der Prognosen bis 2027 bei 1,3 Prozent des BIP einpendeln. Für 2023 wird noch eine Neuverschuldung von 1,7 Prozent erwartet. (APA, 16.11.2022)