Wien – Diesmal brennen nicht die Unis, sondern die Erde: Mittwochnachmittag besetzen Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten einen Hörsaal der Universität Wien, wie die Gruppe "Erde brennt" mitteilte. Eine Sprecherin des Rektorats bestätigte dem STANDARD die Besetzung des C1 auf dem Uni-Campus. Die Aktion begann nach einer Lehrveranstaltung.

Nach einer Lehrveranstaltung startete die Besetzung.
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Bereits vor einiger Zeit hatten die Klimaaktivistinnen und Umweltschützer für November die Besetzung von Unis und Schulen österreichweit und "auf der ganzen Welt" angekündigt. Auch an der Innsbrucker Universität fanden sich gegen 17 Uhr rund 40 Personen in einem Hörsaal ein, um ihren Unmut zu zeigen. "Wir sind gekommen, um uns die Uni als unseren Raum zurückzuholen. Hier, wo wir eigentlich auf unsere Zukunft vorbereitet werden sollen, werden die Krisen unsrer Zeit tagtäglich ignoriert. Wir wollen das nun ändern", sagte Luca Moser von der Initiative "Erde brennt Innsbruck" laut Medienberichten. Man wolle diesbezüglich auch in Kontakt mit der Universität treten. Während der Besetzung soll ein Forderungskatalog an Universität und Politik ausgearbeitet werden, hieß es.

Die Studierenden in Wien fordern laut einer Aussendung "einen radikalen Systemwandel, um die soziale Krise, die Krise im Bildungsbereich und die Klimakrise zu überwinden". Konkret brauche es beispielsweise mehr Geld für Hochschulen, das Aus für fossile Energieträger und eine Steuer auf Vermögen und Übergewinne. "In den letzten Jahren folgte eine Krise auf die andere. Ein Weiter-wie-bisher ist einfach nicht mehr möglich, weder an der Universität noch im Sozialbereich noch in der Klimapolitik", sagt Amina Guggenbichler, Sprecherin von Erde brennt Wien. Die Gruppe ist Teil der internationalen Bewegung End Fossil.

Teuerung, Leistungsdruck und Klimaschutz

"Was uns verbindet, ist der Kampf für soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit", erklärte Guggenbichler: "Hier an der Uni sollen wir uns auf die Zukunft vorbereiten und Lösungen für unsere Gesellschaft finden. Aber durch die Teuerungen, den steigenden Leistungsdruck und Corona ist Studieren für viele unmöglich geworden".

Der C1 an der Uni Wien ist von Studierenden besetzt.
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In puncto Teuerung teilen die Besetzenden eine der Forderungen der Hochschulen. Die Rektorate der Universitäten riefen in den vergangenen Tagen selbst zu Protesten auf: Sie fordern ein Plus von 1,2 Milliarden, um die steigenden Energie- und Personalkosten bewältigen zu können.

Uni Wien wartet ab

Die Universität Wien steht mit den Aktivistinnen und Aktivisten sowie dem Sicherheitspersonal im Austausch, die Situation werde laufend beobachtet, teilte eine Sprecherin mit. Die Lehrveranstaltungen, die in dem nun besetzten Hörsaal hätten stattfinden sollen, wurden am Mittwoch kurzfristig abgesagt.

Das heißt jedoch nicht, dass an diesem Mittwoch keine Professorinnen und Professoren im C1 mehr stehen werden. Die Besetzenden kündigten für 18.30 Uhr eine Diskussion mit Wissenschafterinnen und Lehrenden der Universität Wien an.

Wie lange die Besetzung dauert, ist noch nicht abzusehen.
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Unterstützung erhalten die Aktivistinnen und Aktivisten von der Hochschülerschaft. "Voll und ganz" unterstütze die ÖH die Besetzung, sagt deren Vorsitzende Keya Baier (Gras). Momenten würden "multiple Krisen" vorherrschen. "Sie alle sind miteinander verbunden", sagt Baier. Studierende seien davon besonders betroffen. "Wir konnten uns schon vor der Teuerung das Leben kaum leisten, jetzt ist es noch schwieriger geworden", sagt Baier dem STANDARD. Zentrales Anliegen, das man mit den Aktivistinnen teile, sei natürlich die Hochschulfinanzierung. Weil es auf die bisherigen Aktionen und Hilferufe der Unis "keine Antworten der Politik" gab und die bisherigen Maßnahmen nicht den erwünschten Erfolg gebracht hätten, sei es nun an der Zeit "den Druck zu erhöhen", sagt Baier.

Voll ist der C1 am AAKH in Wien.
Foto: Antonia Titze

"Dass sich etwas ändern muss, liegt auf der Hand – und deshalb werden die Proteste weitergehen. Denn einer Politik, die auf Ausbeutung und fossiler Zerstörung beruht, wollen wir nicht länger zusehen", erklärte Bruno Sanzenbacher von Erde brennt. Am Nachmittag waren rund 150 bis 200 Personen bei der Besetzung, zum Teil hatten sie Schlafsäcke dabei. Wie lange die Besetzung andauert, liegt momentan an der Universität Wien. Danach will die ÖH gemeinsam mit den Aktivistinnen das weitere Vorgehen und die nächsten Aktionen planen.

Für die Uni Wien ist es nicht die erste Besetzung von Studierenden. Vor 13 Jahren besetzten Studierende unter dem Motto "Uni brennt" mehr als einen Monat den größten Hörsaal der Uni, das Audimax. (ook, rroi, APA, red, 16.11.2022)