Foto: IMAGO/Stefan Zeitz

Mit einem Blick auf den Klimawandel sowie die steigenden Energiekosten gibt es mehr als genug Gründe, den Stromverbrauch einzelner Geräte zunehmend zum Thema zu machen. Das tut auch die EU und hat vor rund einem Jahr die Grenzwerte für die Energieeffizienz – und die damit einhergehenden Labels – neu festgelegt. Jetzt folgt die nächste Maßnahme, die aber längst nicht überall auf Begeisterung stößt.

Mit einer Neufassung Ökodesign-Richtlinie soll der maximale Energieverbrauch für digitale Geräte stärker begrenzt werden, berichtet "heise.de". Das könnte vor allem High-End-Fernseher betreffen, die dann nicht mehr verkauft werden dürfen.

Mangelnde Energieeffizienz

Konkret geht es dabei um einen Energieeffizienzindex, der aus einer komplizierten Formel berechnet wird. Bisher gab es dabei Ausnahmen für diverse Kategorien wie Mikro-LED-Bildschirme oder auch 8K-Displays. Für einzelne Technologien wie OLEDs wurde zudem ein Korrekturfaktor eingeführt, womit die maximal erlaubte Leistungsaufnahme erhöht wurde. All das soll nun aber im März 2023 gestrichen werden. In diesem Zuge wird auch der erlaubte Energieeffizienzindex von 4K-Fernsehern von 1,1 auf 0,9 reduziert.

Die EU meint, den Herstellern bereits genügend Zeit für die Optimierung der neuen Technologien gegeben zu haben. Das sieht man in der Branche natürlich anders. Während die meisten aktuellen Fernseher diese Hürde tatsächlich meistern dürften, könnte das bei den erwähnten High-End-Fernsehern schwierig werden. Einzelne Hersteller könnten insofern versucht sein, durch eine künstliche Begrenzung der Bildschirmhelligkeit die schärferen Grenzwerte doch noch einzuhalten – was die Kunden wiederum wenig freuen wird.

8K ist ein Problem

Bei manchen Geräten könnte aber selbst das wenig bringen. Verbrauchen doch etwa 8K-Fernseher durch die höhere Pixelanzahl, aber auch durch ihre derzeit weniger effiziente Hintergrundbeleuchtung typischerweise erheblich mehr Strom, als es die neuen Vorschriften zulassen.

Laut einer Untersuchung der Branchenvereinigung Digital Europe würden sämtliche im Vorjahr erhältlichen 8K-Fernseher die neuen Grenzwerte überschreiten – und zwar deutlich. Für eine Erfüllung der neuen Kriterien müssten sie den Energieverbrauch um 40 bis 50 Prozent reduzieren. Ähnlich sieht es bei großen Displays mit der noch sehr jungen Mikro-LED-Technologie aus.

Kritik

Der Verband der deutschen Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) sieht darin einen klassischen Fall von überschießender Regulierung. Pro Jahr würden in der gesamten EU gerade einmal 200.000 8K-Fernseher und 200 Mikro-LED-TVs verkauft, das seien zwei bzw. 0,001 Prozent aller verkauften Fernseher. Für wenig Nutzen würde also der technische Fortschritt ausgebremst, so die Argumentation. Zumal es von dieser Regel auch einige Ausnahmen gibt. Professionelle Bildschirme für Videobearbeitung, CAD und Grafik sind ebenso nicht betroffen wie Industrie-Displays.

Lobbying

Dass dieses Thema nun in die öffentliche Diskussion getragen wird, hat natürlich einen Grund. Hoffen doch die Branchenverbände, die zuständigen EU-Gremien noch zur Rückbesinnung zu bringen. Die Frist dafür ist allerdings kurz, bis zum 25. Dezember können noch Überarbeitungen der neuen Ökodesign-Richtlinie eingebracht werden. (apo, 18.11.2022)