Bei der Ernährung von Haustieren kommt es klarerweise nicht nur auf die CO2-Bilanz an, sondern vor allem auch auf den Gesundheitszustand.
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Wer zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen möchte, reflektiert nicht nur die eigene Ernährung und die der zweibeinigen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner. Auch ein vierbeiniger Wohnungs- oder Hausgenosse hat einen CO2-Pfotenabdruck. In den USA dürfte allein die Produktion von Katzen- und Hundefutter für ein Viertel der schädlichen Umweltauswirkungen sorgen, welche der Verarbeitung von Nutztierprodukten zu Nahrungsmittelzwecken folgen. Im Vergleich zu den USA, wo knapp 77 Millionen Hunde und rund 58 Millionen Katzen leben, sind die Zahlen im – offensichtlich Katzen bevorzugenden – Österreich wesentlich kleiner, aber mit 1,6 Millionen Katzen und 750.000 Hunden nicht zu vernachlässigen.

Natürlich: Nicht jedes Tier lässt sich vollkommen vegetarisch oder vegan ernähren, und wenn etwa nur Schlachtabfälle verfüttert werden, die sonst keine weitere Verwendung finden würden, wäre ein Verzicht fragwürdig. Je näher man am Produzenten des Futters ist, umso besser kann man die Entstehung nachvollziehen und abwägen. Nichtsdestotrotz hilft eine zunehmende Anzahl an Untersuchungen, die Folgen verschiedener Ernährungstypen für den Durchschnitt zu ermitteln.

Dem widmete sich auch ein brasilianisches Forschungsteam um Erstautorin Vivian Pedrinelli und Leitautor Márcio Brunetto von der Universität São Paulo. Im Fachjournal "Scientific Reports" kommt die Gruppe vor allem beim Vergleich von Trocken- und Nassfutter zu aussagekräftigen Ergebnissen. Untersucht wurden Produkte von drei großen Tiernahrungshändlern in Brasilien, aber auch hausgemachte Gerichte für Vierbeiner. Überprüft wurden die Hypothesen anhand einer Stichprobe von 618 Hunden und 320 Katzen und deren Ernährungsgewohnheiten.

Tonnenschwerer Pfotenabdruck

Deutlich macht die Studie das naheliegende Ergebnis, dass Nassfutter den größten Effekt für die Umwelt mit sich bringt und die meisten Proteine liefert. Für den niedrigsten Umweltimpakt sorgt Trockenfutter, dazwischen ist das selbstgekochte Essen anzusiedeln.

Für einen zehn Kilogramm schweren Hund berechnete das Team einen Durchschnittskonsum von 534 Kilokalorien pro Tag. Dieser sorgt bei reinem Trockenfutter-Ernährungsplan für jährlich rund 830 Kilogramm CO2-Ausstoß. Im Gegensatz dazu stehen mehr als 6,5 Tonnen CO2 bei Nassfutter – ein sechs- bis siebenmal höherer Wert. Zum Vergleich: Der durchschnittliche CO2-Fußabdruck eines Brasilianers ist nur knapp höher, in Österreich liegt er pro Person mit etwa 7,3 Tonnen ebenfalls nicht weit darüber. Das klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen wird übrigens mit 1,5 Tonnen CO2 angegeben, ein Flug von Wien nach New York und zurück kommt pro Person durchschnittlich auf 2,8 Tonnen.

Gemüse- und Insektensnacks

Ausschließlich am Haustierfutter zu sparen ergäbe wenig Sinn. Aufgrund des aktuellen Klimakurses ist es notwendig, in vielen Bereichen möglichst viel Emissionen einzusparen. Die Gesundheit der Tiere sollte dabei allerdings nicht zurückstecken – von veterinärmedizinischer Seite wird oft unterstrichen, dass ein gewisser Anteil an Nassfutter dabei hilft, die Tiere mit genügend Flüssigkeit zu versorgen.

Wie das Forschungsteam betont, entfallen Tiernahrungsprodukte nicht ausschließlich auf Schlachtabfälle, weil diese nicht ausreichen würden, um genügend Nahrung herzustellen. Aus dieser Sichtweise wäre es auch bei zu Hause gekochtem Tierfutter besser, wenn Halterinnen und Halter etwa lokale Nebenprodukte aus Fleischereien nutzen können, anstatt sich in der Fleischabteilung im Supermarkt zu bedienen.

Anregung liefert die Forschungsgruppe auch für alternative Proteinquellen, wie sie Insekten darstellen. Aufgefallen sei bei der Studie zudem, dass das Tierfutter immer mehr Fett und Eiweiß enthalte, als eigentlich bei der Ernährung von Katzen und Hunden angeraten wird, was nicht zu einer gesunden Ernährung beitrage. Offenbar ist eine Ergänzung des Speiseplans um Gemüsesnacks also nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Haustieren unter anderem aus gesundheitlichen Gründen empfehlenswert – je nachdem, wie gern der Vierbeiner dabei zubeißt. (sic, 18.11.2022)