Ein Bild von der Eröffnung des Al-Bayt-WM-Stadions in Doha 2021.

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Eine Videowall in Katar in der Vorwocje. Einige der Fans werden für ihren Jubel angeblich auch bezahlt.

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Den Stinkefinger vor der Kamera packte Robbie Williams 2018 bei der Eröffnungsfeier der Fußball-WM in Moskau aus. Ob dieser Akt des Protests dem russischen Regime galt oder jenen Leuten, die sich über den mit einer kolportierten Million Euro vergoltenen Kniefall des altgedienten Popsuperstars vor dem bezüglich Demokratie und Menschenrechten auf beiden Augen blinden König Mammon beschwerten? Das bleibt bis heute ungeklärt.

In Katar wird Robbie Williams am Sonntag bei der Eröffnungszeremonie im monströsen Al-Bayt-Stadion in Doha nicht dabei sein. Angeblich wurde er dazu eingeladen, sagte aber aus nachvollziehbarer Angst vor einem Imageschaden ebenso ab wie der derzeitige Popsuperstar Dua Lipa. Williams, der auch schon auf einer Geburtstagsparty eines Oligarchen spielte, tritt mit Leiharbeiterorchester erst drei Wochen später am 8. Dezember im dortigen Golfklub auf. Parallel zum Start der WM am 20. November spielen allerdings die einstigen Weltstars Black Eyed Peas für die an Fußball nicht so interessierte katarische Oberschicht des Zwergenstaates in der Wüste.

Keine Kinderjause

Über die genauen Gagen der erwähnten Künstler ist nichts bekannt. Unter dem von Frank Herberts Science-Fiction-Klassiker Dune bekannten Motto "The spice must flow" raunt man sich allerdings jeweils bis zu einer Million Euro aus der Handkassa des Emirats zu. Auch in Sachen des nach der Eröffnungsfeier um 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit folgenden Spiels Katar gegen Ecuador ist die Rede von Bestechungssummen. Insgesamt acht Spielern aus Ecuador sollen insgesamt 7,4 Millionen Euro dafür geboten worden sein, den Ball aus dem Tor des Gastgeberlandes zu halten. Wir sehen schon, Geld spielt keine Rolle, wenn es um Nationalstolz und die mediale Hintanhaltung von internationalen Vorwürfen bezüglich der Frauen- und Menschenrechte sowie WM-Vergabekorruption gegenüber Katar geht. Fußball ist keine Kinderjause.

FIFA

Rod Stewart ist einer der wenigen, die sich öffentlich über ihre Fußball-WM-Absage äußerten. Der 77-jährige Brite und Wahlschotte wird seinem zweiten Herzensteam Brasilien daheim in den Fluchten seiner Villa in Kalifornien vor dem Großbildschirm die Daumen drücken. Für eine ebenfalls kolportierte Gage von mindestens einer Mille zieht der alte Rock-, Raspel- und Schmuserocker jedenfalls nicht den Pütschi und die Hausschlapfen aus und haut sich in den Privatjet: "Es ist nicht richtig, dorthin zu gehen."

Fix nicht dabei ist auch die WM-erfahrene kolumbianische Sängerin Shakira, die 2010 in Südafrika mit Waka Waka und 2014 in Brasilien mit La La La die Menschheit unter der Wuchtel zu einen versuchte. Auch sie hat offenbar eine Moral entdeckt, die ihr zuvor aufgrund einer gewissen Diskretion in Sachen Privatkonzerte für russische und ukrainische Oligarchen noch nicht so gegeben war.

Geheim und privat

Auch andere große Namen aus der Champions League des Pop sind auf dieser Liste des kommerziellen Offenbarungseids zu finden. Beyoncé, Elton John, Lionel Richie, George Michael, Amy Winehouse, Sting, Prince, Guns N’ Roses, Jennifer Lopez, Red Hot Chili Peppers und Mariah Carey gaben sich früher teilweise auch trotz internationaler Sanktionen bei "secret private concerts" für Oligarchen oder diverse Söhne des libyschen Diktators Muammar al-Gadaffi Ende der Nullerjahre toleranter. Wir sind alle nur Menschen.

Heuer in Katar bei der Eröffnungsfeier der WM werden also aus westlicher Sicht nur wenige bekannte Gesichter vertreten sein. Neben Jung Kook, einem Mitglied der südkoreanischen Boyband BTS, und dem US-Rapper Lil Baby sowie der kanadischen Sängerin und Bollywood-Schauspielerin Nora Fatehi lernt man bei entsprechendem Interesse für die boykottaffine Fußball-WM heuer vielleicht überraschendere Künstlerinnen kennen.

Die emiratische Künstlerin Balqees, Rahma Riad aus dem Irak, Songwriterin Manal aus Marokko, Davido aus Nigeria sowie der Reggaeton-Musiker Ozuna performen. Zwei offizielle WM-Songs hat Katar auch zu bieten. Sie nennen sich Hayya Hayya und Arhbo. (Christian Schachinger, 20.11.2022)