Es gab schon mal erfreulichere Zeiten in der Hardwareabteilung von Amazon. Die schwierige Wirtschaftslage hat den Online-Händler dazu veranlasst, auch bei den Abteilungen für Alexa und Co eine Stellenabbau vorzunehmen, wie unlängst bekannt wurde. Wie stark diese Maßnahmen das Geschäft mit der Echo-Reihe beeinflussen werden – und ob überhaupt –, weiß derzeit allerdings noch niemand so recht. Insofern bleibt ohnehin nicht viel anderes übrig, als sich an dem zu erfreuen, was Amazon aktuell an Hardware so zu bieten hat.

Vor einigen Wochen hat das Unternehmen jedenfalls eine Reihe neuer Geräte präsentiert, darunter auch ein Update für das Einsteigermodell der Echo-Reihe – den Echo Dot. Eben dieser – oder genauer gesagt die Variante mit Uhr – soll im Folgenden unter die Lupe genommen werden.

Hintergrund

Zunächst aber eine Art Einführung in die Thematik: Beim Echo Dot (mit oder ohne Uhr) handelt es sich um das kleinste und günstigste Modell aus Amazons Reihe an smarten Lautsprechern. Amazon verwendet für die aktuellen Echo-Dot-Generationen ein sphärisches Design, die Abmessungen sind mit 100 mm × 100 mm × 89 mm angegeben, das Gewicht liegt bei 249 Gramm.

Der neue Echo Dot mit Uhr – oder eigentlich genau genommen mit LED-Display.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Wer mit dem Begriff "smarter Lautsprecher" nichts anfangen kann: Solche Geräte dienen unter anderem zur Steuerung des Smart Home, es können aber auch Musik oder Podcasts wiedergegeben werden. Wer will, kann sogar beliebige Wissensfragen an Alexa stellen. Auch das dürften mittlerweile wohl die meisten wissen, aber um ganz sicher zu gehen: Bei Alexa handelt es sich um Amazons Beitrag zur Welt der digitalen Assistenten. Die Steuerung erfolgt üblicherweise per Sprachbefehl – und das geht auch auf Deutsch mittlerweile tadellos.

Der Kern des Upgrades

Was macht die 2022er-Generation nun neu? Zunächst liefert sie vor allem mal einen verbesserten Klang. Amazon spricht in diesem Zusammenhang von einer "neu gestalteten Audio-Architektur" sowie "eigens entwickelten Breitbandtreibern und einem Lautsprecher mit der größten Auslenkung aller Echo-Dot-Geräte". Andere würden sagen: Es gibt einen nach vorne abstrahlenden 44-mm-Lautsprecher, der tatsächlich besseren Klang als frühere Echo Dots liefert.

Das ist gerade für die Wiedergabe von Audiobüchern oder Podcasts erfreulich, Musik würde der Autor über ein so kleines Gerät mit entsprechend geringem Volumen aber trotzdem nicht hören. Aber das darf natürlich jeder und jede für sich selbst entscheiden.

LED-Display

Das entscheidende Feature für das Namensanhängsel "mit Uhr" ist ein 5 x 21 Pixel großes LED-Display, das an der Vorderseite durchscheint. Neu ist dabei vor allem, dass dieses neben der Anzeige der Zeit auch für andere Dinge genutzt werden kann. So werden etwa bei der Musikwiedergabe kurz Bandname und Songtitel in einer Laufschrift dargestellt. Auch Ergebnisse einfacher Rechnungen oder Informationen über das aktuelle Wetter können an dieser Stelle visualisiert werden. All das ist wirklich hübsch gemacht und insofern ein nettes Extra im Vergleich zum Basismodell.

Immer feste druff!

Der neueste Echo Dot verbaut aber auch eine Reihe neuer Sensoren. Da wäre einmal ein Beschleunigungssensor, der einen durchaus interessanten Zweck hat. Soll er doch Berührungen an der Oberseite erkennen. Man kann also dem Gerät einen kleinen Klapps geben, um einen Wecker stummzuschalten oder eine Musikwiedergabe zu pausieren.

Mit so einem leichten Touch erreicht man leider beim Echo Dot mit Uhr gar nichts.
Foto: Amazon

An sich ein nützliches Feature, das sich im Test allerdings als impliziter Gewaltaufruf entpuppt. Immerhin muss man schon recht resolut auf den Echo Dot schlagen, damit das auch wirklich zuverlässig klappt. (Anm.: Bitte all das dem Tester bei der anstehenden Roboterrevolution nicht negativ anrechnen, danke!)

Temperatur

Ebenfalls neu ist ein Temperatursensor, der nicht nur die aktuelle – ähm – Temperatur im Raum misst, er kann auch bei der Automatisierung von Aktionen herangezogen werden. Das heißt, es können also alle möglichen Aktionen ausgelöst werden, wenn eine gewisse Temperatur erreicht ist.

Nicht neu, aber trotzdem praktisch ist der Ultraschallsensor, der erkennt, wenn jemand in der Nähe ist. Eine präzise Erkennung sollte man sich davon zwar nicht erwarten, um grob zu erkennen, wenn jemand am Gerät vorbeigeht, reicht es aber. So kann dann der Echo Dot etwa genutzt werden, um in der Nacht automatisch auf dem Weg zum Klo das Licht einzuschalten.

Privacy

Ein wichtiges Thema bei solchen Geräten ist immer die Privatsphäre. Amazon betont, dass von Haus aus nichts dauerhaft online gespeichert wird – also auch nicht die größtenteils in der Cloud verarbeiteten Befehle. Allerdings müssen die Nutzer bei der Einrichtung aufpassen, dass sie diesem nicht durch unbedachtes Klicken auf "Weiter" unabsichtlich zustimmen.

Erfreulich ist zudem, dass das Mikrofon des Geräts über einen Schalter an der Oberseite deaktiviert werden kann, der laut Amazon dieses dann auch mechanisch vom Strom trennt. Auf die Dauer ist das für ein Gerät natürlich widersinnig, insofern gilt einmal mehr: Wer mit der Verarbeitung seiner Sprachdaten irgendwo auf Amazon-Servern ein Problem hat, sollte sich so einen smarten Lautsprecher schlicht nicht anschaffen.

Kernfunktionalität

Der Lautsprecher strahlt nach vorne ab.
Grafik: Amazon

Was die eingangs schon beschriebene Funktionalität von Alexa anbelangt, gibt es nicht viel Neues zu sagen. All das funktioniert mittlerweile wirklich einfach ziemlich gut. Das bietet aber die Möglichkeit, einmal am Rande über die aktuelle Umgestaltung von Amazon Music zu schimpfen, die der Hersteller als Verbesserung verkaufen will, die aber alles andere als eine solche ist. Gibt es damit doch für Prime-Kunden nur mehr einen eingeschränkten Zugriff auf das Musikangebot von Amazon – und zwar über einen automatischen Shuffle-Modus, der noch dazu eher "kreative" Ideen davon hat, was "ähnliche" Musik ist.

Dass dies ziemlich unerfreulich ist, weiß wohl auch Alexa und reagiert dann mit nicht gar so schlanken Ansagen wie "Zufallswiedergabe von Yeah Yeah Yeahs und ähnlichen Künstlern auf Amazon Music" – und einem immer wieder mal kommenden Hinweis auf ein noch mal extra kostenpflichtiges Abo bei Amazon Music Unlimited. Zum Glück werden aber auch andere Anbieter wie Spotify oder Apple Music unterstützt, Youtube Music sucht man hingegen weiter vergeblich.

Google oder Amazon: Ziemlich egal

Im Endeffekt bleibt in Hinblick auf die Funktionalität aber dasselbe Fazit wie schon bei früheren Tests: Amazon und Google haben sich da nicht mehr viel zu schenken, Google ist bei Wissensfragen etwas besser, Amazon punktet mit den vielen zusätzlichen Alexa Skills. Aber im Endeffekt ist die Wahl zwischen Echo-Geräten und Google Home / Nest vor allem eine, in welchem Herstellerumfeld man sich generell mehr bewegt.

Vermischtes

Ein paar kleine Details noch am Rande: Die Datenverbindung erfolgt via WLAN – genau genommen Wi-Fi 5. Bluetooth wird ebenso unterstützt wie der neue Smart-Home-Standard Matter. Die Einrichtung des Geräts erfolgt mithilfe der Alexa-App am Smartphone, dort können dann auch weitere Einstellungen vorgenommen werden.

Auf der Oberseite finden sich allerlei Knöpfe, konkret für Lautstärke, die Deaktivierung des Mikrofons und für den manuellen Aufruf von Alexa.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Preis

Der Preis des Echo Dot mit Uhr ist offiziell bei rund 70 Euro angenommen, Amazon hegt aber eine gewisse Affinität zu regelmäßigen Aktionen. So ist das Gerät derzeit – rund um den Black Friday – auch schon um 40 Euro zu haben. Wer auf die Uhr verzichten kann, bekommt die sonst gleiche Hardware sogar schon um 25 Euro.

Fazit

Der Echo Dot, ob mit oder ohne Uhr, erweist sich als ausgereiftes Produkt, an dem es nicht viel auszusetzen gibt – schon gar nicht um diesen Preis. Die neue Hardwaregeneration nimmt einige sinnvolle Verbesserungen vor, wer schon einen Echo Dot hat, muss jetzt aber auch nicht gerade das neueste Modell kaufen. Trotzdem bleibt der Echo Dot allein schon wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses die beste Wahl für die allermeisten, die einen smarten Lautsprecher von Amazon wollen – und die Uhr ist da noch einmal ein nützliches Extra. (Andreas Proschofsky, 20.11.2022)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Testgerät wurde von Amazon zur Verfügung gestellt.