Schlager zum 1:0 in der 6. Minute.

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Alaba zum 2:0 in der 35. Minute.

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Der erste Sieg gegen Italien seit 1960 ist Tatsache.

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Sachen gibt es: Österreichs Fußballnationalmannschaft hat tatsächlich jene aus Italien geschlagen. Darauf wurde 62 Jahre lang gewartet. Das 2:0 war hochverdient, die Leistung vorzüglich.

So ganz angekommen als Teamchef dürfte Ralf Rangnick trotzdem noch nicht sein. Ein 64-jähriger Deutscher ist eine andere Welt gewohnt, aber er wird schon lernen, sich umstellen. Rangnick ist jedenfalls davon ausgegangen, dass ein Länderspiel gegen Italien "grundsätzlich ausverkauft" sein soll, sein muss. Egal wann und wo. Er meinte das große Happel-Stadion in Wien, nicht die kleine Profertil Arena in Hartberg.

Am Sonntagabend war also Europameister Italien zu Gast. Ein stärkerer Gegner war nicht zu haben, andere Kapazunder vergnügen sich ja bei der WM in Katar. Was speziell Italiens Teamchef Roberto Mancini wurmt, er wollte darüber nicht reden, allein der Gedanke daran würde bei ihm Weinkrämpfe auslösen. Nur 18.000 Zuschauer waren da, 48.000 hätten reingepasst. Eine umfangreiche Ursachenforschung fällt aus, ein paar Ansätze bieten sich aber an: Zu kalt, zu spät, überhaupt zu viel Fußball, zu teuer, globale Depression, Testspiele sind nicht das Gelbe vom Ei.

Änderungen in der Startformation

Österreich trat gestärkt an, am vergangenen Mittwoch wurde ja Andorra in Malaga 1:0 deklassiert – vor 150 Fans. Rangnick nahm sieben Änderungen vor, Goalie Heinz Lindner, Philipp Lienhart, Kapitän David Alaba, Nicolas Seiwald, Christoph Baumgartner, Junior Adamu und Torschütze Marko Arnautovic rückten in die Startformation. Gegen Andorra standen Alexander Schlager und Niklas Hedl im Kasten (natürlich hintereinander, je eine Halbzeit), sie hatten gar nichts zu tun, den einzigen Schuss hätte auch Hedls Erbtante gehalten.

Mancini hatte jedenfalls "Respekt", er lobte das "hohe Tempo, die Aggressivität" des Gegners. Und Arnautovic sei eines "der größten Talente", was für einen fast 34-Jährigen echt erstaunlich ist. Vor eineinhalb Jahren gewann Italien in London das EM-Achtelfinale mit 2:1 nach Verlängerung. Mancinis Erinnerung: "Wir hatten sehr gelitten."

Und das Leiden ging am 20. November 2022 um 20.45 Uhr weiter. Okay, nach 30 Sekunden fing Alaba in Not einen Querpass ab, aber dann ging es los. 6. Minute: Xaver Schlager stibitzt im Mittelkreis Marco Verratti den Ball, so hat ein Zweikampfverhalten auszuschauen. Arnautovic rennt mit der Kugel los, Schlager begleitet ihn. Das Zuspiel ist perfekt, Schlager macht das 1:0, Tormann Gianluigi Donnarumma war dran, der Ball aber trotzdem drinnen.

Freude und Disziplin

Die Österreicher blieben diszipliniert, spielfreudig und am Drücker, sie schalteten schnell um, Seiwald, Adamu und das bärenstarke Talent Arnautovic hatten gute Chancen. Adamu traf nach einem groben Abwehrschnitzer von Francesco Acerbi die Stange (30.). Von der Squadra Azzurra kam hingegen wenig, eigentlich nichts. 35. Minute: Alabas Freistoß aus rund 25 Metern beschert das 2:0. Der Schuss war prächtig, aber schien nicht unhaltbar gewesen zu sein.

Mancini brachte zur zweiten Halbzeit vier neue Kräfte, Rangnick ließ sich diesbezüglich Zeit, es gab ja keinen Grund. Arnautovic (46.) und Stefan Posch per Kopf (48.) vergaben Hochkaräter, fanden in Donnarumma den Meister. Italien wurde etwas besser, geriet aber kaum in Verdacht, das Match zu drehen. Lindners Parade gegen Ciacomo Raspadori war allerdings großartig (70.). 72. Minute: Der famose Arnautovic und Max Wöber gehen, Michael Gregoritsch und Philipp Mwene kommen. Später wurden noch Florian Grillitsch und Romano Schmid eingewechselt. Abpfiff. Jubel.

Nun ist Pause. Am 24. März beginnt die EM-Quali mit dem Heimspiel gegen Aserbaidschan, drei Tage später kommt Estland. Beide Partien könnten im neuen Stadion in Linz stattfinden, sechs Punkte wären absolut keine Überraschung. (Christian Hackl; 20.11.2022)

Fußball-Länderspiel:
Österreich – Italien 2:0 (2:0)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 18.000 Zuschauer, SR Dingert (GER)

Tore:
1:0 (6.) X. Schlager
2:0 (35.) Alaba

Österreich: Lindner – Posch, Lienhart, Alaba, Wöber (71. Mwene) – Baumgartner (81. Grillitsch), X. Schlager, Seiwald, Sabitzer – Arnautovic (71. Gregoritsch), Adamu (81. Schmid)

Italien: Donnarumma – Gatti (46. Pessina), Bonucci, Acerbi – Di Lorenzo (46. Scalvini), Barella (90. Miretti), Verratti, Dimarco – Politano (46. Chiesa), Raspadori (71. Gnonto), Grifo (46. Zaniolo)

Gelbe Karten: Seiwald, Posch bzw. Chiesa