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Trauernde vor dem Club in Colorado Springs.

Foto: APA / Getty Scott Olson

Colorado Springs – Nach den tödlichen Schüssen in einem bei Schwulen, Lesben und der Transgemeinschaft populären Nachtclub in der US-Stadt Colorado Springs haben die Ermittler am Montag Anklage wegen Mordes und Hassverbrechen gegen den Verdächtigen erhoben. Bei der Attacke wurden fünf Menschen getötet und 18 weitere verletzt. Die Behörden versuchen zu ermitteln, ob es sich bei der Tat um Hasskriminalität handelte.

Aus den Gerichtsakten des Bundesstaates Colorado geht hervor, dass der mutmaßliche Täter wegen fünffachen Mordes und fünffacher Körperverletzung sowie Hassverbrechen angeklagt wurde. Ein Richter in Colorado gab dem Antrag der Staatsanwaltschaft statt, die Gerichtsakten im Zusammenhang mit der Verhaftung bis zum Abschluss der Ermittlungen zu versiegeln. Es sind vorläufige Anklagepunkte, die sich noch ändern können.

Der Schütze wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Bisher hat er keine Aussagen gegenüber den Ermittlern gemacht, sagte der stellvertretende Polizeichef von Colorado Springs, AdrianVasquez am Montag gegenüber CNN.

Angreifer von Gast überwältigt

Nach Überzeugung der Polizei betrat der 22-jährige Mann den Club mit einem Sturmgewehr und einer Handfeuerwaffe und fing sofort an zu schießen. Er habe dabei kein Wort gesagt. Schließlich sei der Angreifer von einem Gast überwältigt worden. Er befinde sich nun verletzt im Krankenhaus.

Der Gast habe dem Mann die Waffe entreißen und ihn damit niederschlagen können, sagte der Bürgermeister von Colorado Springs, John Suthers, der "New York Times". "Er hat dutzende und aberdutzende Leben gerettet", betonte einer der Clubbesitzer, Matthew Haynes, bei einer kurzfristig angesetzten Trauerveranstaltung. Der Angriff sei dadurch nach rund einer Minute vorbei gewesen, sagte Polizeichef Vasquez.

Die Attacke ereignete sich in der Nacht auf den Transgender Day, einen Gedenktag für die Opfer von Transfeindlichkeit. In dem Lokal mit dem Namen Club Q sei für die Nacht eine Transgender-Party mit Drag-Show angesetzt gewesen, berichtete der Lokalsender KRDO. Laut Vasquez hatte es keine früheren Drohungen gegen den Club gegeben.

Nachdem die Polizei den Namen des Angreifers veröffentlicht hatte, wurde bekannt, dass er laut Behördenunterlagen im vergangenen Jahr durch eine Bombendrohung gegen seine Mutter einen Polizeieinsatz ausgelöst hatte. Zunächst blieb unklar, was aus den damaligen Ermittlungen gegen ihn wurde und wie er an seine Waffen kam.

Der Club rief auf seiner Facebook-Seite zum Sammeln von Spenden für die Opfer auf. In Interviews mit Lokalsendern bezeichneten Gäste das Lokal als einzigen Club seiner Art in Colorado Springs, der für sie ein "sicherer Hafen" gewesen sei, in dem sie sie selbst sein konnten.

Biden sprach Mitgefühl aus

Die Behörden von Colorado Springs korrigierten am Montag die Zahl der Opfer der Schießerei im Club Q auf 18, nachdem sie am Sonntag noch von mehr als zwei Dutzend Verletzten ausgegangen waren. Das berichtet die New York Times am Montag Abend. Wie viele Menschen zum Tatzeitpunkt im Club waren, blieb zunächst unklar. Den Besitzern zufolge war es – möglicherweise wegen des kalten Wetters – nicht ganz so voll wie sonst an einem Samstagabend.

KRDO sprach von einem der größten Polizeieinsätze in der Geschichte von Colorado Springs. Die Polizei betonte, nachdem der erste Anruf drei Minuten vor Mitternacht eingegangen sei, habe man den Verdächtigen bereits um 00.02 Uhr in Gewahrsam genommen.

US-Präsident Joe Biden sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. Er betonte, dass die Schwulen-, Lesben- und Trans-Gemeinschaft in Amerika in den vergangenen Jahren "schreckliche Gewalt" erlebt habe. "Wir dürfen Hass nicht tolerieren", schrieb Biden in einer Stellungnahme und bekräftigte seine Forderung nach einer Verschärfung der Waffengesetze.

2016 waren bei einer Attacke auf den bei der LGBTQI-Gemeinschaft populären Nachtclub Pulse in Orlando 49 Menschen getötet worden. Der Schütze bekannte sich zur Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS). (APA, 21.11.2022)