Die grausamen Szenen in den Tötungsvideos sollen sich in dem ostukrainischen Dorf Makijiwka in Luhansk zugetragen haben. Es wurde Mitte November von der ukrainischen Armee zurückerobert.

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Seit Beginn des russischen Krieges in der Ukraine ist die Sorge wegen eines nuklearen Zwischenfalls in einem der von Russland besetzten Atomkraftwerke groß – insbesondere im AKW Saporischschja, das seit dem Wochenende wieder in den Schlagzeilen ist. Derweil hat die Uno angekündigt, umstrittene Tötungsvideos zu untersuchen. Ein Überblick über die Ereignisse am 271. Kriegstag:

  • Grauenhafte Videos: Seit Tagen zirkulieren in sozialen Medien Aufnahmen aus der ostukrainischen Stadt Luhansk, die laut einem aktuellen Bericht der "New York Times" authentisch sind. In einem der Videos liegen sich ergebende russische Soldaten unter ukrainischer Bewachung auf dem Boden hinter einem Bauernhof im Dorf Makijiwka, dann eröffnet ein aus dem Haus stürmender Mann das Feuer. Ein weiteres zeigt Leichen in einer Blutlache. Moskau spricht von Kriegsverbrechen. Kiew widerspricht: Der Mann, der das Feuer eröffnet habe, sei ein russischer Soldat gewesen. Die Ukrainer hätten sich verteidigt. Das UN-Menschenrechtsbüro von Hochkommissar Volker Türk untersucht die Videos nun jedenfalls. Das sagte eine Sprecherin am Freitag zu Reuters. Laut Genfer Konvention bzw. humanitärem Völkerrecht ist die Tötung von Menschen, die nicht mehr an Kampfhandlungen teilnehmen, ein Kriegsverbrechen.

  • Orte des Grauens: Nach dem Rückzug russischer Besatzer aus dem südukrainischen Cherson meldet Kiew die Entdeckung von vier russischen Folterstätten. In den Gebäuden hätten die russischen Besatzer Menschen illegal festgehalten und brutal gefoltert. Seit der Befreiung Chersons durch die ukrainischen Streitkräfte am 11. November hat Kiew wiederholt russische "Kriegsverbrechen" und "Gräueltaten" in der Region angeprangert.

  • Kämpfe verlagern sich nach Cherson-Rückzug gen Osten: Die aktuellen Kämpfe konzentrieren sich nach britischen Geheimdienstangaben nun auf Swatowe im Osten des Landes. Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete jüngst von schweren Kämpfen in der Ostukraine: "Die heftigsten Gefechte finden nach wie vor in der Region Donezk statt."

  • Spiel mit dem Feuer: Das AKW Saporischschja ist nach Angaben beider Kriegsparteien am Wochenende erneut beschossen worden. Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), sprach von "Glück", dass es nicht zu einem potenziell schweren nuklearen Zwischenfall gekommen ist. Wer das Atomkraftwerk mit Artillerie beschieße, "spiele mit dem Feuer", warnte Grossi vor neuerlichem Beschuss. Sein Team wollte am Montag die Schäden der letzten Angriffe inspizieren. Moskau macht Kiew verantwortlich. Die Ukraine hat die Nato zum Schutz der Atomkraftwerke des Landes vor russischer Sabotage aufgerufen.

  • Mahnende Worte: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Parlamentarier aus den Bündnisstaaten vor nachlassendem Engagement für die Ukraine gewarnt. Er wisse, dass die Unterstützung der Ukraine mit Kosten verbunden sei und dass viele Menschen unter steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel litten, sagte Stoltenberg bei einer Plenarsitzung der Parlamentarischen Versammlung der Nato in Madrid. Würde Russland den Krieg gewinnen, wäre der Preis allerdings noch höher, warnte er. Stoltenberg rechnet außerdem mit einer Erhöhung der Verteidigungsausgaben über das bislang geltende Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. "Jeder sieht jetzt die Notwendigkeit für mehr Ausgaben", sagte er angesichts des Krieges in der Ukraine.

  • Luftraum über Polen: Unterdessen will Polen zusätzliche Patriot-Luftabwehrsysteme an der Grenze zur Ukraine in Stellung bringen. Das teilte Warschau in Bezugnahme auf ein entsprechendes Angebot aus Deutschland mit, wonach Berlin Polen bei der Absicherung seines Luftraums mit Eurofightern und Patriot-Luftverteidigungssystemen unterstützen könnte. Vergangenen Mittwoch war eine verirrte Rakete in Polen abgestürzt, dabei starben zwei Menschen. Diese scheint nach aktuellem Wissensstand eher von der ukrainischen Luftverteidigung abgefeuert worden zu sein – nicht von russischer Seite.

  • Gefährliche Nachbarschaft: Deutschland hat bei einer Moldau-Konferenz in Paris zusätzliche Hilfen der deutschen Bundesregierung in Höhe von gut 32 Millionen Euro zugesagt. Laut Frankreich kann die Republik Moldau wegen der russischen Angriffe auf die Infrastruktur in der Ukraine keinen Strom mehr aus dem Nachbarland beziehen. Zudem habe Russland seine Gaslieferungen nach Moldau stark eingeschränkt. Im Westen besteht die Sorge, dass Russland Moldau als Teil seiner Einflusszone beanspruchen könnte. (fmo, Reuters, APA, 21.11.2022)