Die Autos der Tagesgäste führen in Altaussee zum Verkehrschaos. Nun soll ein Schranken zumindest einen Parkplatz abriegeln, sobald der voll ist.

Foto: Birgit Probst

Der Tagestourismus und der damit stetig zunehmende Verkehr: ein Problem, mit dem Tourismusorte zu kämpfen haben. Von einer strikten Besucherlenkung, wie sie Overtourism-Städte wie Venedig mit Besucherobergrenzen planen, sehen die österreichischen Hotspots aber noch ab. Doch es gibt je nach Ort oder Stadt kleine Eingriffe, um den Verkehr etwas zu kanalisieren.

In Hallstatt und Salzburg etwa müssen Busse vorher angemeldet werden, in Altaussee ist jetzt die Errichtung eines Schrankens im Ort in Planung. Der Balken soll, sagt Bürgermeister Gerald Loitzl (ÖVP), zwar keine Touristen abhalten, nach Altaussee zu kommen, sondern den Verkehr in vernünftige Bahnen lenken. Der Schranken soll den Parkraum in der Fischerndorfstraße entwirren. Die dortigen rund 65 Parkplätze führen seit langem zu erheblichen Verkehrsproblemen in Altaussee. "Es gibt zwar eine Ampel, die anzeigt, dass hier keine Parkplätze mehr vorhanden sind, aber es fahren trotzdem Touristen rein, und das gibt ein Verkehrschaos", sagt Loitzl.

Wenden in der Sackgasse am Ortsende

Wenn die Parkplätze dort voll sind, soll künftig der Abschnitt gesperrt werden. Die Errichtung eines Schrankens, der die Parkplatzmisere in der Fischerndorfstraße lösen soll, wurde bereits Frühjahr beschlossen, der Akt liegt jetzt bei der Bezirkshauptmannschaft, die an einer Verordnung bastelt. Denn es muss noch exakt geklärt werden, wer einfahren darf und wer nicht. Vom Parkplatz brechen die Tagestouristen dann in Karawanen zum Fußmarsch um den See auf. Zu Stoßzeiten an besonders schönen Tagen halfen auch Parkwächter mit, damit sich die Verkehrslawine nicht bis zur Sackgasse am Ortsende schiebt. Dort müssen die Autofahrer dann in verwinkelten Sträßchen und Gässchen wenden.

Martin Dämon von der im Altausser Gemeinderat sitzenden Bürgerliste möchte das Verkehrsproblem eher schon vor dem Schranken lösen: "Es wäre besser, schon beim Ortseingang ein Zutrittsbeschränkungssystem zu installieren. Und nicht nur für die 65 Parkplätze im Ort. Ideal wären auch größere Parkflächen außerhalb des Ortes."Bürgermeister Loitzl sagt, er habe dies geprüft, es seien die in Betracht kommenden Flächen aber nicht geeignet. Bei Parkplätzen weiter weg müsste ein Shuttlesystem aufgebaut werden.

Neun Millionen in der Mozartstadt

Auch in Salzburg lodert die Debatte über die Tagesgäste seit Jahren. Bis zu neun Millionen Tagestouristen strömen jährlich in die 150.000-Einwohner-Stadt und sorgen damit auch für viel Verkehr. Ob Bustouristen, die dank Jausensackerls und Kurzaufenthalts wenig Geld dalassen, Weihnachtsmarktbesucher im Advent oder die Sommerfrischler, die bei Regenwetter aus dem Seengebiet in die Altstadt fahren – ein richtiges Rezept gegen den Ansturm hat die Mozartstadt noch nicht gefunden. Doch ein paar Verkehrslenkungsmaßnahmen wurden auch hier gesetzt, um den Massen an Tagesgästen Herr zu werden.

Seit mehr als zwölf Jahren bewachen automatische, fix installierte Poller die Fußgängerzone der historischen Altstadt, die auch auf der Unesco-Weltkulturerbeliste steht. Immer wieder sorgen Pollerunfälle für Aufsehen. Beim Versuch, hinter einem Auto mit Zufahrtsberechtigung doch noch in die Altstadt einzufahren, wurde schon manch ein Unterboden von einem Poller durchbohrt. Trotzdem gelten die 26 Poller links und rechts der Salzach als Erfolg. Salzburg ist gar Vorbild für viele andere europäische Städte.

In Salzburg halten seit zwölf Jahren Poller Besucher von der Altstadtzufahrt mit dem Auto ab.
Foto: APA/Barbara Gindl

Für die Reisebusse wurde ein Onlinebuchungssystem eingeführt, um diese in geordnete Bahnen zu lenken. Die Busunternehmen erhalten für 24 Euro einen Slot, mit dem sie einen Busterminal in der Stadt anfahren dürfen. Für anhaltende Kritik von Anrainern, der grünen Bürgerliste und der KPÖ sorgt der Busterminal an der Paris-Lodron-Straße mitten im Andräviertel, der für Reisebusverkehr mitten in der linken Altstadt sorge. Für die Adventszeit wurde jener nach der Corona-Pandemie im Vorjahr wiederbelebt, jedoch dürfen nun nur noch Bustouristen mit einer Buchungsbestätigung eines Hotels dort aussteigen.

Busslots und Schranken in Hallstatt

Das Salzburger Slotsystem für die Reisebusse hat sich auch Hallstatt als Vorbild genommen. Nur noch 54 Busse pro Tag sind zugelassen. Anlass war, dass Hallstatt vor der Corona-Pandemie vor allem von asiatischen Touristen praktisch überrannt wurde. Die sind nun noch nicht im vollen Ausmaß zurückgekehrt. Aber es wurlt trotzdem wieder in dem kleinen pittoresken Ort. Die schmale Straße, die durchführt, ist eine Begegnungszone, auf der Fußgänger, Radfahrer und Anrainer mit ihren Autos Platz finden müssen.

Die Einfahrt mit dem Pkw ist für Touristen nicht erlaubt. Der Ortskern ist durch zwei Schrankenanlagen abgeriegelt. Ein Leitsystem mit einer elektronischen Anzeige führt Tagesgäste, die mit dem Auto anreisen, zu einem freien Parkplatz. Ein Shuttle bringt Hotelgäste zu ihrer Unterkunft.

Shuttle vom Stadtrand

In der Stadt Salzburg sorgt aber auch die Autozufahrt immer wieder für Stau an den Einfahrtsstraßen. Auf der Maxglaner Hauptstraße, der Route zur Mönchsberggarage etwa, kam es in der Vergangenheit regelmäßig zum Verkehrskollaps. Die Park-and-Ride-Anlagen auf dem Messegelände und in Salzburg Süd an den Autobahnabfahrten sind derzeit preislich keine attraktive Alternative. Denn der Stellplatz bei der Messe inklusive Tageskarte für den O-Bus kostet im Normaltarif 15 Euro pro Tag. Ein Parkticket in der Mönchsberggarage bekommen Altstadtbesucher bereits um sechs Euro für acht Stunden, sofern es von einem Innenstadtbetrieb entwertet wird. Weshalb freilich viele Tagesgäste die Mönchsberggarage direkt in der Altstadt ansteuern, statt am Stadtrand zu parken und einen der O-Busse zu nehmen, die wegen Busfahrermangels mittlerweile nur noch im 15-Minuten-Takt fahren.

Das Altstadtshuttle, das Tagestouristen vom Park-and-Ride Platz ins Zentrum bringen soll, fuhr nur bis Ende August und hatte heuer um 28 Prozent weniger Fahrgäste als bei der Einführung 2019. Auf Vorschlag der Bürgerliste wurde im Zuge der Budgetverhandlungen beschlossen, dass die Stadt nun ganzjährige Shuttles von den Parkplätzen Messe und Salzburg Süd in die Innenstadt prüfe.

Und Venedig? Die Lagunenstadt verschiebt ihre Pläne für die Einführung einer Eintrittsgebühr für Besucher vorerst. Eigentlich hätten ab 16. Jänner Ausflügler für einen Tagesaufenthalt zwischen drei und zehn Euro zahlen müssen, um die Besucherzahlen zu kontrollieren. Doch weil der Stadtrat das neue Zulassungsverfahren noch nicht vollständig genehmigt hat, wird der Starttermin um mindestens sechs Monate aufgeschoben. Zumindest für Autos ist die vom Massentourismus geplagte Stadt jedoch längst gesperrt. (Walter Müller, Stefanie Ruep, 23.11.2022)