Jakarta – "Als ich hier ankam, war nichts mehr da. Alles war begraben", sagt Aris der Nachrichtenagentur Reuters. Der 45-jährige Indonesier hatte sich ins Erdbebengebiet aufgemacht, um seinen Bruder, seine Schwägerin und deren zwei Kinder zu finden. Doch von ihrem Haus ist nichts mehr zu sehen – es wurde von einem Erdrutsch komplett begraben. Doch Aris will nicht aufgeben, er sucht weiterhin nach Spuren seiner Verwandten.

Ein Video der AFP zeigt das Ausmaß des Erdbebens – die Anzahl der Todesopfer bezieht sich auf Montag, 13 Uhr.
DER STANDARD | AFP/A.PAJEVIC

So wie Aris geht es derzeit vielen am Tag nach dem Erdbeben auf der indonesischen Insel Java. Zivilpersonen, aber natürlich auch Einsatzkräfte suchen in den Trümmern nach Vermissten. Die lokalen Behörden erklärten am Dienstag via Instagram, dass die Zahl der Todesopfer auf 268 gestiegen sei. Darunter befinden sich auch viele Kinder, weil einige Schulgebäude zerstört wurden.

VIDEO: Angst vor Nachbeben in Indonesien – Am Tag nach dem Erdbeben in Indonesien suchen Einsatzkräfte unter den Trümmern nach Vermissten. Viele Menschen befürchten weitere Erschütterungen




DER STANDARD

Außerdem melden die Behörden mehr als 1.000 Verletzte. Und die Zahl jener, die durch das Beben der Stärke 5,6 ihr Zuhause verloren haben, beträgt derzeit 7.060. Die Behörden gehen aber davon aus, dass diese Zahlen noch steigen werden.

Ganzes Café begraben

Nach Angaben von Armeechef Dudung Abdurachman wurden am Dienstag die Leichen von 14 Menschen gefunden, die bei einem Erdrutsch infolge des Bebens am Montag verschüttet worden waren. "Wir suchen noch nach mehr Opfern", sagte er. Ein ganzes Café sei von Erdmassen begraben worden. "Wir wissen nicht, ob sich irgendjemand daraus retten konnte."

Die Einsatzkräfte waren mit Baggern und Muldenkippern dabei, den Zugang zu Gebieten freizuschaufeln, die durch Schlammlawinen von der Außenwelt abgeschnitten worden waren. Die Zerstörungen sind gewaltig.

Das Erdbeben hatte sich Montagmittag (Ortszeit) etwa 70 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Jakarta in einer Tiefe von zehn Kilometern ereignet. Das Epizentrum lag nahe der Stadt Cianjur, wo es auch die schwersten Schäden gibt.

Mehr als 1.700 Gebäude beschädigt

Dort seien mehr als 1.700 Gebäude beschädigt oder zerstört worden, sagte ein Sprecher des nationalen Katastrophenschutzes. Wie der Leiter des nationalen Katastrophenschutzes sagte, wurden die meisten Opfer durch Trümmerteile ihrer einstürzenden Häuser erschlagen. Zum Zeitpunkt des Bebens seien aber viele Menschen nicht zu Hause gewesen.

Einsatzkräfte suchen unter diesen Trümmern nach Vermissten.
Foto: AFP/TIMUR MATAHARI

Indonesien hat rund 270 Millionen Einwohner, von denen mehr als die Hälfte auf der Hauptinsel Java leben. Der Inselstaat liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Dort kommt es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Ebenfalls am Feuerring liegen die Salomonen, wo es am Dienstag zwei schwere Erdbeben gegeben hat.

Keine Österreicher unter Opfern

Beim österreichischen Außenministerium sind derzeit 79 Reisende in Indonesien registriert sowie 257 dauerhaft in Indonesien lebende Auslandsösterreicherinnen und -österreicher mit ihren Angehörigen. "Bis dato liegen uns keine Hinweise vor, dass Österreicherinnen oder Österreicher bei dem Erdbeben in Indonesien zu Schaden gekommen sein könnten", hieß es aus dem Ministerium.

Die Schäden sind verheerend.
Foto: APA/AFP/ADITYA AJI

Im Februar waren bei einem Beben der Stärke 6,2 auf der Insel Sumatra fast 20 Menschen gestorben. Mehr als 400 wurden verletzt. 2018 starben auf den Inseln Lombok und Sumbawa mehr als 550 Menschen bei einem Erdbeben. Im selben Jahr ereignete sich auf Sulawesi ein Beben der Stärke 7,5: Rund 4.300 Menschen starben oder gelten seither als vermisst.

In Erinnerung ist immer noch das Beben der Stärke 9,1, das sich am 26. Dezember 2004 vor der Küste von Sumatra ereignete. Der dadurch verursachte Tsunami tötete in der gesamten Region 220.000 Menschen, davon allein 170.000 in Indonesien. (APA, red, 22.11.2022)