Philipp Ebner, 31, ist Chef der Firma Haustechnik Ebner. Beratungen zu alternativen Energien sind Hoch im Kurs.
Foto: Christian Fischer

"Dieses Jahr haben wir bereits ein Drittel mehr Umsatz gemacht als im Jahr zuvor. Die Entscheidung Anfang des Jahres, vom normalen Haustechnikservice wie Gasthermenwartung und Elektrotechnik in Gebäuden auf nachhaltige Energieberatung und Solarenergie umzustellen und das Angebot zu erweitern, hat sich ausgezahlt.

Mein Gehalt erhöhe ich trotzdem nicht. Vor zwei Jahren rechnete ich mir aus, wie viel ich monatlich ausgebe und brauche. Seitdem zahle ich mir ein Gehalt von 2000 Euro aus. Ich übernahm die Firma meines Vaters vor sechs Jahren nicht, um mich zu bereichern. Ich will wirklich etwas aufbauen: Die Firma vergrößern, das Angebot erweitern, neue Maschinen kaufen, neue Standorte eröffnen. Deswegen fließt meine ganze Energie und eben auch der Großteil des Geldes in die Firma.

Die Branche rund um alternative Energien boomt enorm – nicht nur seit der Energiekrise, die sich durch den russischen Angriffskrieg zuspitzte. Der Trend hin zu nachhaltigeren Energieformen ist voll in der Branche angekommen. Firmen, die große Wohnprojekte planen und umsetzen, setzen mittlerweile fast immer auf alternative Energien oder einen Energiemix. Denn oft sind Förderungen an diese Energieformen gekoppelt. Diese Aufträge sind für meine Firma allerdings zu groß – wir sind nur ein Team von zwölf Personen.

Teure Hardware

Wir bedienen meist Kunden mit Einfamilienhäusern. Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) ist mittlerweile so groß, dass keine Konkurrenzsituationen zwischen den Firmen am Markt entstehen. Wir können uns vor Anfragen gar nicht mehr retten.

Das teuerste im gesamten Prozess ist die Hardware, die Solarpaneele. Unternehmen, die solche Anlagen bauen, kommen mit der Produktion und der Lieferung kaum nach. Glücklicherweise habe ich einen kleineren Händler gefunden. Dadurch hatte ich noch nie lange Lieferverzögerungen. Aber auch hier ist alles eine Frage des Geldes. Die Paneele müssen schon bei der Bestellung bezahlt werden, ansonsten wird der Auftrag nicht bearbeitet. Das müssen wir als Firma vorfinanzieren.

Die Gehälter steigen

Eines der Hauptprobleme der gesamten Branche ist, Fachkräfte anzuwerben. Das hat mehrere Gründe. Erstens gibt es nicht so viele Menschen, die auf PV-Anlagen spezialisiert sind. Zweitens haben die Jungen verstanden, dass sie nicht mehr in der Bittstellerposition sind. Meist verlangen sie schon als Einstiegsgehalt mehr als 2000 Euro – genauso viel, wie ich mir auszahle.

Noch vor ein paar Jahren waren die Gehaltsvorstellungen nicht annähernd so hoch. Ich zahle je nach Können und Erfahrung mehr, als im Kollektivvertrag festgelegt ist, aber das reicht den Bewerbenden teilweise nicht aus. Sie fordern oft zusätzlich noch ein Dienstauto, das sie auch privat, im Urlaub im Ausland nutzen können. Da neue Mitarbeitende mehr verlangen, habe ich auch die Gehälter meiner langjährigen Mitarbeitenden erhöht, da die Unterschiede sonst unfair wären.

Manche verdienen nun mehr als ich. Aber das ist für mich in Ordnung. Ich will zwar viel – die Firma erweitern und stärken -, aber mehr Geld für mich benötige ich nicht, da ich mir meine Lebenshaltungskosten auch mit meiner Frau teile. Sie arbeitet ebenfalls in meiner Firma, ist für 20 Stunden in der Woche angestellt und verdient etwa 1400 Euro. Wir leben zusammen im 22. Bezirk in Wien in einer gemieteten Vierzimmerwohnung. Für größere Anschaffungen verwende ich Geld von meinem Ersparten. 350 Euro lege ich jeden Monat dafür zur Seite. Einen Teil davon investiere ich auch in Kryptowährungen.

Philipp Ebner experimentiert auch mit Solarpanels auf seinem Balkon.
Foto: Christian Fischer

Mein Alltag hat sich, seitdem wir auch alternative Energieberatung anbieten, komplett verändert. Anstatt draußen bei den Kunden zu sein, telefoniere ich tagtäglich mit Netzbetreibern und Lieferanten, fülle Anträge aus und suche um Förderungen an. Gerade bei PV-Anlagen ist das mit viel Bürokratie und Glück verbunden, da der Fördertopf begrenzt ist – wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Deswegen bin ich auch auf der Suche nach fünf neuen Mitarbeitenden, die mich sowohl bei diesen bürokratischen Angelegenheiten unterstützen als auch die Installation der PV-Anlagen übernehmen. Für Letzteres muss ich momentan noch ein Subunternehmen beauftragen, da wir in der Firma dafür außer mir weder geschultes Personal noch das passende Equipment haben.

Solaranlage auf Balkonien

Ich bin von dem Mix aus herkömmlichen und alternativen Energiequellen begeistert und bin mir sicher: Das ist die Zukunft. Zu Hause kann ich leider keine nachhaltige Energie nutzen, da meine Frau, unsere vierjährigen Zwillinge und ich nur zur Miete wohnen. Für die Vierzimmerwohnung mit 120 Quadratmetern im 22. Bezirk in Wien zahlen wir kalt 1080 Euro. Die Energiekosten sind auch für uns in den letzten Monaten gestiegen und bereits angepasst worden. Jeweils um mehr als das Doppelte. Wir zahlen jetzt insgesamt rund 210 Euro im Monat für Strom und Gas.

Ich experimentiere seit Oktober mit einer kleinen Solaranlage auf unserem Balkon. Ich hoffe, damit im Sommer die Klimaanlage zu betreiben und so Kosten zu sparen. Bisher mache ich das aber nur aus spielerischem Interesse. Die Anlage produziert, vor allem wegen der wenigen Sonnenstunden und der nicht idealen Ausrichtung, gerade kaum Strom.

Was sich verändert hat, ist die Interaktion mit den Kundinnen und Kunden. Sie schicken mir neuerdings begeistert Screenshots ihrer PV-Anlagen-App, die die Stromproduktion zeigt. Sie fuchsen sich richtig ins Thema, da alternative Energien mit anderen Elektrogeräten im Haus sehr gut kombinierbar und vernetzbar sind. Das macht meinen Job auf eine neue Art sehr spannend.

In einer meiner vorherigen Arbeitsstellen, als angestellter Elektrotechniker, habe ich teilweise doppelt so viel verdient wie jetzt. Aber ich merkte sehr schnell, dass ich eher Unternehmer als Angestellter bin. Ich liebe es, mich weiterzubilden und in neue Themen einzutauchen. Für kein Geld der Welt würde ich meinen Job und meine Firma aufgeben." (Protokoll: Natascha Ickert, 28.11.2022)