Die Stimmung zwischen den Genossen in Wien und dem Burgenland ist eher grimmig. Um das mitzubekommen, muss man keine SPÖ-Insiderin sein.

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Die rote Achse Bund-Burgenland bleibt eine feindselige. Wenn man davon ausgeht, dass üblicherweise nur ein Teil innerparteilicher Konflikte an die Oberfläche schwappt, also der Öffentlichkeit bekannt wird, möchte man bei der SPÖ gerade nicht Mediatorin sein müssen.

Auf Twitter jedenfalls wird die Fehde zwischen dem burgenländischen Landeshauptmann Peter Doskozil und der Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner stellvertretend vom Landesgeschäftsführer der SPÖ Burgenland, Roland Fürst, und dem Chef vom Dienst für digitale Kommunikation der Bundes-SPÖ, Thomas Walach, ausgetragen.

Gehässigkeiten

Auf offener Twitter-Bühne tauscht man Gehässigkeiten aus, während sich innenpolitisch Interessierte schon mal das Popcorn in die Mikrowelle stellen können.

"Wissts, was ich persönlich verabscheue?", fragt etwa Walach auf Twitter. "Backstabbing. Deshalb war mir Kurz in seinem Umgang mit Mitterlehner von Anfang an suspekt. Wer was zu sagen hat, soll es aufrichtig tun und mit offenem Visier kämpfen. Ist meine ganz private Meinung."

Walach verabscheut "Backstabbing".

Wen er damit meint, ist unschwer zu erkennen. Der aktuelle Streit entzündete sich an einer Umfrage, in der die SPÖ mit Rendi-Wagner an der Spitze zwar gut im Vergleich mit politischen Mitbewerbern abschneide, die Parteivorsitzende aber im eigenen Lager nur Zweite werde. Und zwar hinter Doskozil.

Walach meinte auf Elon Musks Kurznachrichtendienst jedoch, dass Rendi-Wagner in jeder seriösen Umfrage vorn sei. Doch was ihn besonders verärgerte: Die Umfrage soll von der SPÖ Burgenland selbst lanciert worden sein, was diese aber sogleich abstritt.

"Ich denke nicht, dass wir außerhalb des Burgenlands irgendjemandem Rechenschaft schuldig sind", twitterte Fürst.

Keine Rechenschaft für niemanden – aus dem Burgenland.

Nachdem die Auseinandersetzung auf Twitter schon an die einst von Helmut Qualtinger zitierte Brutalität zwischen den Fußballvereinen Simmering und Kapfenberg zu erinnern begann, hatte sich Walach zwischenzeitlich schon im vordergründigen Befrieden versucht: "Soso, die SPÖ Burgenland rudert in der 'Krone' schon wieder zurück: 'Wollen keine Führungsdebatte anzetteln.' Und jetzt zurück an die Arbeit, würde ich vorschlagen! Das Land hat wirklich andere Probleme."

Walach hat recht: Das Land hat wirklich andere Probleme.

"Die SPÖ Burgenland rudert nicht zurück, weil sie nicht vorwärts gerudert ist! Und danke für den Hinweis, dass es wirklich andere Probleme im Land gibt, wir werden gleich morgen mit der Lösung der Probleme beginnen", konterte Fürst.

Es bleibt – relativ – spannend.

(cms, 22.11.2022)