Polizei und Geheimdienst beim Kiewer Höhlenkloster.

Foto: AFP/SERGEI CHUZAVKOV

In Kiew haben die Polizei und der ukrainische Geheimdienst SBU am Dienstag das rund 1.000 Jahre alte Höhlenkloster durchsucht. Es bestehe der Verdacht, dass die Räumlichkeiten dazu dienten, Sabotage- und Spionagegruppen und ausländische Bürger unterzubringen sowie Waffen zu lagern, hieß es.

Der weitläufige Komplex beherbergt christlich-orthodoxe Kirchen, Klöster und Museen. Zudem befindet sich hier der Hauptsitz des von Russland unterstützten Teils der ukrainisch-orthodoxen Kirche. Der SBU teilte mit, es werde systematisch gegen destruktive Aktivitäten russischer Spezialdienste in der Ukraine vorgegangen. In diesem Rahmen sei auch das Kloster durchsucht worden. Über das Ergebnis der Durchsuchung äußerte sich der Sicherheitsdienst nicht. Die russisch-orthodoxe Kirche sprach von einem "Einschüchterungsversuch".

Stromausfälle bis März

Größere Sorgen bereitet der Ukraine das durch russische Luftangriffe beschädigte Stromnetz. Das Land habe nicht nur mit geplanten Abschaltungen, sondern auch mit ungeplanten Stromausfällen zu kämpfen, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er rief die Bürger weiter zum Stromsparen auf, denn der Verbrauch übersteige die Stromproduktion. Serhij Kowalenko, Chef des ukrainischen Stromversorgers Yasno, geht davon aus, dass die Bevölkerung bis Ende März mit Stromausfällen leben muss.

Weiter westlich ist nach dem Einschlag einer Rakete in Polens Grenzgebiet Präsident Andrzej Duda in einem Telefonat vom russischen Komiker-Duo Wowan und Lexus hereingelegt worden, einer der beiden gab sich als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron aus. In dem siebenminütigen Gespräch, das auf der Plattform Rutube veröffentlicht wurde, berichtet Duda von dem Raketeneinschlag und internationalen Reaktionen, bis er den Täuschungsversuch erkennt und das Gespräch beendet. Wowan und Lexus haben unter anderem bereits Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hereingelegt.

Explosionen

Am späten Dienstagabend machten dann noch Meldungen über einen Luftalarm in einer heiklen Region die Runde. Laut dem regionalen Gouverneur der seit 2014 illegal annektierten Krim, wurde heute über der Halbinsel die Luftabwehr aktiviert – präziser gesagt über Sewastopol, der russisch besetzten Regionalhauptstadt. Zwei Drohnen seien dabei abgeschossen worden. In Sewastopol liegt das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder (mutmaßliche) Sabotageakte gegeben. Der berühmteste davon war wohl die Sprengung der Kertsch-Brücke. Aber auch die Attacken auf Schiffe in Sewastopol – ausgeführt wohl mit Unterwasserdrohnen – löste Unbehagen in Moskau aus. Zwischenzeitlich zog Russland sich gar aus dem Getreideabkommen zurück.

Bei Explosionen in zwei russischen Orten nahe der Grenze zur Ukraine sind russischen Angaben zufolge zudem drei Menschen ums Leben gekommen. In der rund sieben Kilometer von der Grenze entfernten Stadt Schebekino in der Region Belgorod sei eine Frau durch ukrainischen Beschuss getötet worden, erklärte der örtliche Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Dienstagabend. Gladkow zufolge wurde außerdem ein Ehepaar in dem Grenzort Starosselje im Westen der Region durch die Explosion von "nicht identifizierter Munition" getötet. In dem Ort sei Ende Oktober der Ausnahmezustand verhängt worden. Ermittlungsbehörden untersuchen laut Gladkow den Fall. Die russische Region Belgorod war in den vergangenen Monaten immer wieder beschossen worden. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Region im Oktober in eine Zone aufgenommen, in der verstärkte Sicherheitsmaßnahmen gelten. Seit April werden "aktiv die Grenzen verstärkt" – eine "Sicherheitslinie" an der Grenze wird gezogen, vermutlich ein Graben. Die Söldnergruppe Wagner soll in Grenznähe Kämpfer ausbilden. (Kim Son Hoang, faso, 22.11.2022)