Insgesamt hat Wien nun 19 Begegnungszonen.
Foto: Stefanie Rachbauer

Sogar Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) gibt es zu: Der Winter macht es mitunter nicht gerade leicht, den Wert einer Platzumgestaltung zu erkennen. Deutlich wird das dieser Tage am Petersplatz im ersten Wiener Bezirk. Die Bereiche direkt um die barocke Kirche und die umliegenden Gassen sind in den vergangenen neun Monaten umgebaut worden – am Mittwoch eröffnete Sima das Ergebnis mit Innenstadt-Vorsteher Markus Figl (ÖVP).

Insgesamt rund 7.000 Quadratmeter wurden neu gestaltet. Von der Fahrbahn abgesetzte Gehsteige gibt es in dem Bereich nicht mehr, sondern stattdessen eine niveaugleiche, mit hellgrauen Betonsteinen gepflasterte Fläche. Für die Fiaker, die dort ihre Route haben, wurde – wie auch in der Rotenturmstraße zwischen Stephansplatz und Schwedenplatz – eine eigene Spur asphaltiert. Betonsteine waren keine Option, weil diesen die Hufe der Pferde zu sehr zugesetzt hätte. Die Fugen zwischen den Steinen seien so ausgeführt worden, dass Regenwasser dort versickern könne, betonte Sima.

Das Grätzl wurde mit 18 neuen Bäumen, sieben Beeten und fünf Nebelstelen ausgestattet.
Foto: Atelierhaus GmbH

Dazu kommen 18 neue Bäume und sieben Beete mit Gräsern, die ob der Jahreszeit allesamt noch etwas mickrig aussehen. "Die werden bald groß und blühend sein", versicherte Sima. Weiters wurden Bänke, Fahrradbügel und fünf Nebelstelen aufgestellt. Letztere sollen den Aufenthalt im Sommer etwas angenehmer machen, wie Sima erklärte: "Man kann sich im Winter kaum vorstellen, wie heiß es hier werden kann."

SPÖ, Neos und ÖVP fordern Novelle von Gewessler

Vorstellungskraft ist auch für das gefragt, wofür der neue Petersplatz steht: Er sei ein "Vorbote für die verkehrsberuhigte City", erklärte Sima. Wie berichtet, soll die Zufahrt in den ersten Bezirk künftig signifikant beschränkt und das Verkehrsaufkommen um ein Drittel reduziert werden. Ausnahmen soll es für Anrainerinnen und Anrainer, Wirtschaftstreibende, Müllabfuhr, Einsatzfahrzeuge und Taxis geben. Außerdem können alle Fahrzeuge weiterhin kostenpflichtige öffentliche Garagen ansteuern. Weil dadurch wohl weniger Parkplätze an der Oberfläche gebraucht werden, könnten so einige Straßen und Plätze umgestaltet werden.

Allerdings: Überwacht werden soll die neue Regelung mit Kameras. Dafür benötigt Wien von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) eine Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO). Gewessler hat bisher lediglich angekündigt, das Vorhaben zu prüfen. Die Stadt rechnet daher nicht mit einer Umsetzung vor 2025. Sima hat dafür kein Verständnis: Gewesslers Agieren könne "nur parteipolitische Gründe haben".

Für die Fiaker wurde eine eigene Spur asphaltiert. Den sonst verwendeten Betonsteinen hätte die Hufe der Pferde zu sehr zugesetzt.
Foto: Stefanie Rachbauer

Die Stadt macht nun jedenfalls symbolisch Druck. Am Donnerstag bringen SPÖ und Neos im Gemeinderat erneut einen Antrag zur Causa ein, der in ähnlicher Form bereits im März beschlossen wurde. Gewessler wird darin aufgefordert, "endlich eine neue StVO-Bestimmung als rechtliche Basis der kameraunterstützten Zonenzufahrtskontrolle raschest in einer nächsten StVO-Novelle noch 2022 zu verankern, um das Projekt der verkehrsberuhigten Inneren Stadt nicht zu verzögern und dessen Realisierung in weiterer Folge zu verunmöglichen". Für den Antrag stimmen wird – wie bereits im März – auch die ÖVP, im Bund immerhin Koalitionspartner der Grünen.

570 Meter Fußgänger- und Begegnungszone

Durch die Umgestaltung des Grätzls um die Kirche bringt es Wien nun auf 109 Fußgängerzonen und 19 Begegnungszonen. Geändert wurde nämlich nicht nur das Erscheinungsbild, sondern auch die Verkehrsorganisation. Ein Teil der Freisingergasse (von Petersplatz bis Bauernmarkt) ist nun eine Fußgängerzone. Der Platz um die Kirche, Milchgasse, Jungferngasse und Teile von Tuchlauben (von Milchgasse bis Brandstätte) sowie Bauernmarkt (von Brandstätte bis Freisingergasse) sind nun eine Begegnungszone. Das heißt: Autolenker, Radlerinnen, Fiaker und der Bus 2A dürfen dort weiter fahren – aber nur mit 20 km/h. Und Fußgängerinnen und Fußgänger dürfen die ganze Straße nutzen. Insgesamt sind in dem Bereich 570 Meter Fußgänger- und Begegnungszone entstanden.

Gekostet hat der Umbau samt neuer Einbauten im Untergrund rund sieben Millionen Euro. Die Liegenschaftseigentümer in den betroffenen Straßen haben etwa die Hälfte davon übernommen. (Stefanie Rachbauer, 23.11.2022)