Aktuell im Handel erhältliche Adventkränze lassen sich in zwei große Kategorien unterteilen. Da sind einmal die Kränze, die aussagen: "Ich hasse den Advent, und ich hasse meine Familie!" Und dann gibt es jene, die ganz laut schreien: "Ich hasse mein Geld!" Es gibt aber auch noch eine kleinere Kategorie, nämlich jene, in der Adventkränze versuchen, in beiden großen Kategorien gleichzeitig anzutreten.

Alles Plastik

In den letzten Bereich fallen manche Schmuckstücke, die man beim Fachmarkt für Edelgraffl bekommt. Allen Kränzen bei Depot ist gemein, dass sie aus Kunststoff bestehen – wobei manche täuschend echt am Original sind, andere fast schon aus Lego sein könnten. 69,99 Euro bezahlt man dort für einen Kranz aus Zweigen der Plastikthuje, 59,99 Euro für einen kleinen Kunststofftannenkranz. Dabei sind die Kränze noch ungeschmückt. Die Kerzen und den schmückenden Tinnef bezahlt man noch extra. Wer die Inflation noch nicht spürt, kauft auch das bei Depot.

Fast 70 Euro kostet dieses grüne Bündel aus Plastik bei Depot.
Foto: Guido Gluschitsch

Es gibt dort aber auch Kränze mit künstlichen Lorbeerblättern oder allem möglichen anderen Kunstgeäst. Staubtrocken oder schon vom Kunsteis behaucht. Allzu kritisch dürfe man den Preis aber nicht sehen, erklärt die freundliche Verkäuferin, die aussieht, als wäre sie vor zehn Minuten noch beim Friseur gewesen. Aus den Lautsprechern verkündet Michael Bublé leise, dass es langsam beginnt, viel nach Weihnachten auszusehen. Und genau da hakt die Verkäuferin ein. "Diese Kränze kann man das ganze Jahr über verwenden, nicht nur im Advent." Etwa zu Ostern könnte man sie eigens schmücken und den Rest des Jahres als Türkranz verwenden. "Na gut, die mit dem Schnee drauf, die sollte man Ende März vielleicht wegräumen", gibt sie als Tipp mit.

Die Auswahl an Plastikkränzen ist bei Depot enorm.
Foto: Guido Gluschitsch

Billige Büsche

Geradezu trostlos sind die Adventkränze beim Interspar, zumindest in Eisenstadt, auch wenn der fürchterlichste dort, um 19,90 Euro, den Beinamen Premium trägt. Die schmucklosen, fadbeigen Kerzen sitzen auf öden Abtropftassen aus billigem Plastik, die sich nicht einmal bemühen, gülden zu glänzen. Über den Kranz mit den roten Kerzen ist ein Band gespannt, das den Eindruck erweckt, es könnte auch ein Griff für den einfacheren Heimtransport sein. Entsprechend dem Angebot halten die Kunden auch Abstand von den räudigen Metallgestellen, in die die Kränze mitunter wie reingeworfen aussehen.

Wenn da keine Weihnachtsstimmung aufkommt ...
Foto: Guido Gluschitsch

Ganz ähnlich die Situation beim Obi, nur dass die Kränze dort vor dem Eingang, unterm Dach, auf einer mit Rindenmulch gefüllten Ablage geradezu thronen. 14,99 Euro kostet dort ein Kranz mit 30 Zentimeter Durchmesser, grünen Kerzen auf faden, fast güldenen Untersetzern, verziert mit einem Band, das fast wie ein Griff ...

Die Kränze bei Obi schauen jenen beim Spar teilweise verdächtig ähnlich, sind aber günstiger.
Foto: Guido Gluschitsch

Eindeutig das meiste Griss um Adventkränze: beim Hofer. Der hat vermutlich einen anderen Lieferanten als Spar und Obi, auch wenn die Kerzen und Untersetzer wieder die gleichen sind. Dafür sind die Kränze zierlicher – sie kosten 22,90 Euro. Am auffälligsten sind die riesigen Zapfen, die wohl zur Zierde aufgesteckt wurden, aber aussehen wie ein eingefärbter Phallus, wenn nicht noch Schlimmeres. Sich das auf den Esstisch zu stellen ist auch ein Statement.

So schaut der Adventkranzbasar beim Hofer aus.
Foto: Guido Gluschitsch

Daneben gibt es ein "Exklusives Adventarrangement" aus Moos um 29,90 Euro. Die einzige Dame, die an diesem Tag zu Mittag zuschlägt, nimmt einen der undekorierten Kränze um 7,49 Euro. Die liegen hinter allen anderen, lieblos auf eine Palette geworfen. Aber die Kränze machen einen frischen Eindruck und schauen regelrecht gut aus. Unnötig zu erwähnen, dass besagte Frau beim Anblick der bereits geschmückten Kränze das Gesicht verzog und den Kopf schüttelte. Das könnte man auch beim Starkl. Allerdings aus einem ganz anderen Grund.

Die schönsten Kränze liegen ganz hinten und sind auch noch günstig.
Foto: Guido Gluschitsch

Echt hochpreisig

Das Angebot an Adventkränzen ist in der Gärtnerei Starkl nämlich so groß, dass man mehrere Minuten braucht, um es zu überblicken. Alle sind hochwertig und liebevoll dekoriert. Das hat aber auch seinen Preis.

Beim Starkl merkt man, dass die Kränze mit Emotionen gemacht wurden.
Foto: Guido Gluschitsch

Das größte Angebot gibt im Bereich von rund 50 bis 70 Euro, der teuerste Kranz ist mit 149 Euro ausgepreist. Auf die Frage, ob so teure Kränze überhaupt jemand kaufe, antwortet der junge Verkäufer: "Und wie auch noch." Den Kunden gehe es darum, einen schönen Kranz zu haben, der Preis sei Nebensache. "Wenn Sie hier nichts finden, was Ihnen gefällt, dann mache ich Ihnen gerne Ihren ganz individuellen Kranz", bietet er noch an.

Beinahe 150 Euro kostet dieser Adventkranz bei Starkl.
Foto: Guido Gluschitsch

Und es gibt noch teurere Kränze. Im Internet etwa hat eine Kollegin bei Dollsblumen.at ein kreisrundes Gestaude um 220 Euro gefunden.

Alternative Schüsseln

Doch das kümmere sie nicht weiter, versichert sie. Sie liebt ihre Familie und das Geld und wird deshalb lieber eine "schicke Schüssel" mit Zweigen und Kerzen schmücken.

Eine geschmackvolle Nadelastl-Girlande von Depot.
Foto: Guido Gluschitsch

Richtige Äste gibt es bei Obi um 11,99 Euro pro 2,5 Kilogramm, stattliche Zweige um 3,49 Euro für ein halbes Kilo. Wenn es ein paar Föhrenasterln aus Plastik zu einer Girlande zusammengefasst sein sollen – die gibt es bei Depot um 12,99 Euro schon mit Kunstfrost. (Guido Gluschitsch, 24.11.2022)