Das Zentrum für Virologie beobachtete in der vergangenen Woche eine "zunehmende Influenzavirusaktivität in Österreich". Allerdings sei "das epidemische Niveau derzeit noch nicht erreicht".

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In Wien hat der Grippemeldedienst zuletzt einen deutlichen Anstieg der Neuerkrankungen ausgewiesen. Für die Vorwoche (Kalenderwoche 46) wurden insgesamt 16.250 Neuerkrankungen an grippalen Infekten und Grippe hochgerechnet. Einen höheren Wochenwert an Neuerkrankungsfällen hat es in den vergangenen fünf Grippesaisonen nicht gegeben. In der stark ausgeprägten Grippesaison 2016/17 wurden fast 20.000 neue Fälle pro Woche hochgerechnet.

Wie viele Fälle Influenza und wie viele Fälle grippale Infekte betreffen, wird nicht ausgewiesen. Konkret stammen die Daten von einer kleinen Gruppe sogenannter Sentinella-Meldeärztinnen und -ärzte. Diese niedergelassenen Ärzte melden einmal pro Woche eine Gesamtanzahl an den Grippemeldedienst. Diese Daten werden dann hochgerechnet.

Österreichweit hat es bei der Zahl der gesicherten Influenza-Nachweise laut der Medizinischen Universität Wien ebenfalls einen sprunghaften Anstieg gegeben. Von knapp über zehn gesicherten Fällen in der Kalenderwoche 45 stieg die Zahl vergangene Woche auf 70. Die Influenza-Nachweise stammen vom Zentrum für Virologie der Med-Uni Wien sowie von externen Meldelaboratorien. Am Zentrum für Virologie werden die Meldungen des österreichweiten Sentinella-Systems sowie von hospitalisierten Personen vor allem im Raum Wien diagnostiziert.

"Zunehmende Influenzavirusaktivität in Österreich"

Das Zentrum für Virologie beobachtete in der vergangenen Woche eine "zunehmende Influenzavirusaktivität in Österreich". Allerdings sei "das epidemische Niveau derzeit noch nicht erreicht". Sprich: Von einer Grippewelle kann man noch nicht sprechen. Vor allem in Tirol, Wien, der Steiermark, Nieder- sowie Oberösterreich wurden Influenza-Virusinfektionen registriert.

Die Ages berechnet österreichweit die geschätzten Fälle von Grippe und grippeähnlichen Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Demnach hat sich diese Inzidenz zuletzt von 2.336 auf 2.666 Fälle erhöht. Besonders betroffen von diesen Erkrankungen sind laut Ages aktuell Kinder bis vier Jahre. In den vergangenen beiden Grippesaisonen waren diese Wochenwerte deutlich geringer: Im Vorjahr betrug die Inzidenz in der Kalenderwoche 46 genau 1.220.

Laut der Med-Uni zeigen die bisher in Österreich zirkulierenden Viren eine gute Übereinstimmung mit den aktuell in den Grippeimpfstoffen enthaltenen Impfstämmen. Die kostenlose Influenza-Impfaktion ist in den Wiener Ordinationen jedenfalls angelaufen, berichtete die Ärztekammer am Donnerstag. Konkret wurden laut Stadt Wien bereits 226.600 Impfdosen abgerufen. Von den bisher 49.400 Terminen in den städtischen Impfzentren haben 38.200 Personen eine Grippeimpfung erhalten. Für Dezember wurden weitere 64.000 Grippeimpftermine in den städtischen Impfzentren sowie jenen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) freigeschaltet.

Gesundheitsministerium warnt vor bevorstehender Welle

In einer Aussendung am Donnerstag weist auch das Gesundheitsministerium darauf hin, dass die Zahl der Grippefälle in Österreich "rasant" steige. "Eine Influenza-Impfung jetzt schützt vor der nahenden Welle und sollte daher möglichst bald passieren", sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Im Vergleich zum Vorjahr sei die Bereitschaft zur Impfung aber etwas gesunken: Seit August wurden rund 340.000 Influenza-Impfungen in den e-Impfpass eingetragen. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es rund 430.000 Influenza-Impfungen. Die tatsächliche Zahl dürfte jeweils höher liegen, weil die Eintragungen nach wie vor nicht lückenlos erfolgen.

Man müsse sowohl Influenza- als auch Corona-Impfraten in die Höhe bekommen, sagte Rauch dem STANDARD. Letztes Jahr habe man bei der Influenza-Schutzimpfung "extrem hohe Zahlen gehabt. Wir werden heuer voraussichtlich sogar allen Impfstoff brauchen, den wir haben". (David Krutzler, 24.11.2022)